Noch lange nach meinem Besuch war ich wahnsinnig aufgewühlt.
Ace hatte mich nicht nur umarmt, sondern auch wieder auf seinen Schoß gelassen. Aber nicht nur das. Seine Rage war die Selbe, nein noch extremer, als damals bei Alex und er hatte uns scheinbar definitiv noch nicht auf gegeben.
"War euer Gespräch so gut? Nach dem was du angestellt hast?"
Nicht lange in meinen eigenen Gedanken vertieft schien die Neugier von meinem Vater zu siegen.
"Ja. War es und er sagte mir er dürfen demnächst telefonieren. Ist mir egal, wenn ich mir deshalb die Nacht um die Ohren hauen werde. Er will mich anrufen. Das waren seine Worte."
Alle anderen Worte ließ ich gekonnt außen vor. Müsste gerade mein Vater ja auch nicht wissen. Ihm und meiner Mutter ging es gut, dass wollte ich nicht ruinieren. Außerdem würden sie Sam anrufen und anschreien wie unverantwortlich er sei. Und zu guter Letzt fürchtete ich mich davor das sie wollten das ich wieder zurück käme.
Zurück in meine alte Schule, aber das wollte ich nicht. Australien selbst tat mir doch gut. Die Schule vor allem, aber auch meine Freunde dort. Mit Onkel Sam hatte ich jemanden der mich forderte und förderte. Was ich hier nicht hatte.
Es ging mir dort eigentlich gut, wenn John nicht wäre. Auch wenn ich meine Eltern vermisste stellte ich, zurück in Deutschland, fest dass Australien die beste Entscheidung für mich war. Dort konnte ich das alte Leben hinter mich lassen."Können wir heute was essen gehen?"
Mitten in der Stadt entdeckte ich im Vorbeifahren ein Plakat von einem Street food festival und wollte unbedingt dahin.
"Essen auf der Straße? Wirklich? Seit wann ist sowas dein Ding?"
Mein Vater hielt an einer roten Ampel und war ganz überrascht über dieses neuerliche Interesse.
"Das ist eigentlich ganz cool und man findet neue Sachen. In Australien gibt es so etwas oft - besonders am Strand."
"Dann ruf deine Mutter an und sag sie soll herkommen."
Ich wühlte etwas in meiner Tasche um mein Handy aus der Hose zu fummeln, als ich etwas klimpern hörte, aber nichts direkt fand was dieses Geräusch gemacht hatte.
"Mhm. Hab ihr geschrieben. Ahhh und sie hat's gelesen."
Wie immer hatte meine Mutter ihr Handy in nur wenigen Sekunden in der Hand, wenn ich schrieb und antwortete auch direkt. "Sie kommt. Wir treffen uns auf dem Marktplatz."Es dauerte nicht lange, da lief sie auch schon winkend auf uns zu, während wir schon einige Minuten auf dem Platz standen und in einem Flyer uns die Aufstellung der Stände ansahen.
"Ah da seit ihr ja." Aus der Puste endlich angekommen drückte sie mich fest und genauso fest presste sie einen Kuss auf meine Wange.
"Ach Mama."
"Was denn? Du bist immer noch mein Sohn hörst du. Und ich bin hier für streetfood. War das echt deine Idee?" Ich nickte während ich ihr den Flyer gab und wir über den Markt zwischen den Ständen liefen.
"Mal was neues zu machen ist doch toll. Und man kann sich hier besser bewegen, als auf dem Markt in Bangkok. Obwohl so Recht überlegt war's gar nicht so schlecht. Vielleicht können wir ja Mal zusammen Urlaub dort machen."
Mit den Augen ganz aufs Essen gerichtet bemerkte ich erst spät die verwirrten Blicke meiner Eltern.
"Mh? Was denn? Wollt ihr nicht?"
Sie tauschten erst unsicher Blicke untereinander aus bis mein Vater mich in die Mitte zwischen sie nahm und mit der Hand auf der Schulter weiter lief.
"Nein das ist es nicht. Können wir. Es ist nur das Sams Art doch ganz gut ist. Wie soll ich's sage. Um ehrlich zu sein waren wir damals nicht sicher mit Australien und vor allem mit Sam. Ich mein dein Onkel ist... Eigen. So ganz ohne familiäre Strukturen und Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen. Wir waren skeptisch und auch ängstlich das du bei seiner Laissez-Faire Art der Erziehung etwas verloren gehst."
"Er ist nicht wirklich Laissez-Faire. Ich würde eher sagen Situativ."
"Wie auch immer, was dein Vater sagen will ist das du dich verändert hast." Jetzt nahm auch meine Mutter meine Hand und wollte zu einem Stand mit überbackenen Brokkoli. "Weißt du noch früher? Alleine in deinem Zimmer mit Büchern und Serien? Du hattest keinen Sinn für gleichaltrige und keine Freunde."
"Mhm es ist viel passiert."
Ungefragt drückte meine Mutter mir irgendwann einen Brokkoli mit Käsehaube in die Hand und stach eine Gabel hinein.
"Ja viel Schlimmes. Ich muss zugeben ich habe Ace damals verteufelt. Läuft herum wie ach ja... Und es lief ja auch erst alles aus dem Ruder als ihr zusammen gekommen seit. Was allein schon ein Schock war, aber...." Sie pausierte lange bis sie weiter sprach. "...aber vielleicht hätte ich entspannter sein sollen. Wie dein Vater es war und so übel ist Ace ja auch nicht. Eigentlich ist er ein ganz feiner Kerl. Abgesehen von seiner Reizbarkeit."
Es klang wie ein Eingeständnis, auch wenn sie den aller letzten Satz genuschelt hatte. "Ja es ist extrem viel passiert."
Es tat wirklich gut, so mit meinen Eltern über den Markt zu gehen bis ich aus der Ferne eine alt Bekannte Gruppe wieder erkannte.
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Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereicht
JugendliteraturNathe ist der Inbegriff eines 18 jährigen Nerds. Schlank und mit 1,70m machte er eine ziemlich drahtige Figur, mittellanges braunes Haar und von der Sonne gemiedene Haut taten ihren übrigen Dienst. Zu seinem Leid sticht er ebenfalls mit seiner überr...