42

57 8 2
                                    

Laut den Anweisungen für Besucher musste ich pünktlich sein, durfte weder Handy noch sonst etwas nach der Kontrolle bei mir haben.
Außer dem PDF Ausdruck über die Bestätigung des Termins bräuchte ich auch sonst nichts mitbringen. Wahlweise mit Qr Code für die ganz modernen Mitmenschen unserer Gesellschaft.
"Bist du nervös?" Zielsicher nahm mein Vater die nächste Abfahrt und bog nach rechts auf einen Feldweg ab nur um eine Abkürzung durch den Wald nehmen zu können. "Ich wusste gar nicht, dass es so nahe ist."
Wir fuhren gerade Mal 40 Minuten in die nächste größere Stadt und schon erstreckte sich eine lange Mauer an der Straße entlang. "Da wären wir. Ich hole dich dann später hier am Parkplatz ab. Du musst nur zum Tor gehen und den Code scannen lassen. Ausweis hast du?"
Ich holte Handy und Ausweis heraus und hielt alles fest in der Hand.
"Ja, hab ich alles."
"Gut, dann bin ich pünktlich wieder hier."

Mit Schwung stieg ich aus, wartete bis mein Vater vom Parkplatz wieder runter fuhr und lief anschließend auf das große Tor zu.
Direkt daneben saß eine Frau hinter einer Glasscheibe und sah auf mehrere kleine Bildschirme neben sich.
"Guten Tag. Ich habe einen Besuchstermin."
Ein Summen erklang und ihre Stimme kam blechernd durch eine Anlage. "Ausdruck oder QR Code?"
Nervös entsperrte ich mein Display und hielt es gegen die Scheibe um es von ihr abscannen zu lassen.
"Einen Moment bitte." Einen kurzen Moment sah sie sich etwas auf ihren Bildschirm an bevor sie ein kleines Fach nach draußen schob. "Den Ausweis bitte." Schnell hineingelegt zog sie die Schublade schon wieder zurück um alles ab zu gleichen.
"Okay stimmt alles. Dann komm bitte einmal hier links rein." Nach einem weiteren Summen öffnete sie eine Tür und ließ mich rein.
"Dann einmal alle Wertsachen hier in die Schale. Schmuck, Handy alles bitte und dann durch den Scanner laufen."
Ich besaß nicht viel und legte also neben meinem Handy nur noch mein Armband in die Schale. "Brille kannst du anlassen."
Ohne Probleme einmal durch den Scanner gab sie mir die Schale und ließ sie mich in ein Fach einschließen. "Den Schlüssel nehme ich, wenn du gehst kannst du es dir abholen." Im Tausch gegen ein kleines Zettelchen mit der Fachnummer nahm sie den Schlüssel und brachte mich zu einem ihrer Kollegen.
"Besuch sieben-zwölf." Sagte sie ihm lediglich bevor sie wieder zurück an ihren Platz ging.
"Gut, komm mit."
Nun folgte ich einem Mann durch eine dicke Glastür in ein schmales sehr kurzen Zwischenstück und durch eine zweite Tür.
Nach einem langen Flur ging es mit einem Aufzug nach oben und wieder durch zwei Türen hinein auf einen Flur auf dem mehrere Türen waren.

Ich hatte schwere Türen aus dickem Metal erwartet, aber diese waren ganz normale Türen, scheinbar aus Holz und Grün angestrichen.
Vor der Tür sieben-zwölf blieb er dann stehen.
"Gut, da wären wir. Du musst nur kurz warten. Deine Jacke bitte hier an den Haken vor die Tür hängen."
Ich tat was er wollte, häng die Jacke auf und ging durch die Tür.
"Setz dich einfach. Dauert nicht lange dann kommt er."
Er schloss die Tür und schon war ich alleine in einem großen Raum und konnte aus dem Fenster weit in die Ferne schauen. Von hier aus konnte man sogar einen Teil vom Hof sehen auf dem Basketballkörbe hingen. An denen aber keiner spielte. Es war eigentlich kein einziger Mensch zu sehen. Offensichtlich hatten sie gerade keine Freizeit.
Es war sehr merkwürdig daran zu denken, dass junge Erwachsene nicht selbst bestimmen konnten wann sie raus gingen.

Ich war pünktlich um 12:55 Uhr hier gewesen, so wie es die Anweisungen sagten und um Punkt 13 Uhr ging die Tür erneut auf.
Der Beamte von eben stand im Türrahmen und trat zur Seite.
Mein Herz pochte so extrem, dass mir die Sekunden wie Stunden vor kamen, als ich Ace endlich wieder sah.

Wochen konnte ich sein Gesicht nicht sehen und jetzt stand er vor mir, kam immer näher und wendete nur einmal seinen Blick von mir ab, als die Tür geschlossen wurde.
"Na hast du mich vermisst?"
Das erste was er sagte war ein frecher Spruch auf den ich aber nicht antworten konnte.
Ohne ein Wort sagen zu können schossen mir die Tränen in die Augen.
Allein seine Stimme wieder zu hören überwältigte mich.
"Ich nehme das mal als ein ja. Setz dich."
Eigentlich wollte ich ihn umarmen, feste drücken und mein Gesicht so wie früher in seiner Halsbeuge vergraben, doch er wollte das ich mich setzte, blieb bis auf einen Meter stehen nur um dann selbst zu einem Stuhl zu gehen der direkt an der Ecke vom Tisch neben meinem war.
Uns trennten nur wenige Zentimeter und diese Tischecke.

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt