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"2,3,4...goooo Falken!" Schon kurz nach den Ferien begannen wieder die außerschulischen Aktivitäten und neben freiwilliger Kunst-AG verdonnerte man mich zum Mannschafts Maskottchen der eigentlich nur dazu da war Wasser für die Spieler zu besorgen oder Handtücher nach dem Spiel zu sammeln und zu waschen. Die letzte Aufgabe die jemand machen wollte und deshalb letztlich mir aufgedrückt wurde.
"Losssss Sieg!" Wieder brüllten Lisa und Laura zusammen mit anderen Mädchen von der Seitenline und tanzten dabei anheizend. Mich nervte es nur wie unnötig diese Cheerleader waren. Die Jungs spielten Fußball nicht Football, die Mädchen feuerten von der Line an und die grausige amerikanisierung jagte mir einen Schauer über den Rücken.
Zur Halbzeit wurde abgepfiffen, die Jungs kamen an die Seite gerannt und rissen mir die Wasserflaschen förmlich aus der Hand. Wie ein Kitten umringt von Wolfshunden stand ich einfach nur stumm da und ließ sie machen.
Vom Stapel nahmen sie Handtücher, trupften dem Schweiß ab und warfen sie mir achtlos zurück.
Und trotz der Respektlosigkeit behielt ich meine gute Laune.
Ein Handtuch landete direkt in meinem Gesicht und riss meine Brille mit sich zu Boden, aber auch das störte mich nicht. Ich hob beides einfach wieder auf, reinigte meine Gläser und sammelte alle Handtücher zu einem Kneul zusammen. "Du hast ja heute außerwöhnlicht gute Laune. Gestern noch irgendwas gutes passiert?" Lisa hüpfte euphorisch auf mich zu und wedelte mit ihrem Röckchen hin und her. "Mhm gestern Abend noch...." Ich sah mich einmal um um sicher zu gehen, dass keiner lauschte. "...er kam durchs Fenster und ich würde sagen wir haben uns definitiv vertragen." Freudig quietschte sie etwas auf und tippelte mit den Füßen. "Etwa Sex? Sag wie war's?" Ich legte mir den Finger auf dem Mund damit sie verstand leise zu sein. "psst nicht doch so laut." Es war mir total peinlich, aber gleichzeitig wollte ich es unbedingt jemanden erzählen. "Also nicht ganz, er meint ich wäre nicht so weit, aber er sah so aus als wäre er kurz vorm platzen und bräuchte Erleichterung, nicht nur ich." Kaum hatte ich ausgesprochen weiteten sich Lisas Augen ins übermäßliche. "Nicht wahr! Er hat bei dir ... Mit der Hand?" Ich grinste dämlich vor mir her und nickte fleißig. Dieses Mal versuchte sie das überaus fröhliche Qietschen zu unterdrücken, dafür musste diese Energie allerdings wo anders heraus und sie tippelte wie wild herum.
"Was gibt's denn hier zu tuscheln?" Aus der hintersten Ecke kam Laura gesprungen und hätte mich fast umgerannt. "Nichts." Wehrte Lisa ab und bekam dafür lediglich eine ausgestreckte Zunge zu sehen. "Ach kommt schon. Das ist gemein Geheimnisse zu haben." Sie klimperte mit ihren Augen und sah mich an, als würde sie gleich los heulen. "Seit ihr jetzt Freunde und schließt mich aus oder wie?" Sie sprach zuckersüß und schmollte mich an. "Ja sind wir und ja tun wir." Lachend ärgerte Lisa ihre Schwester die nun ihrerseits die Zunge ausstreckte. Die zwei schienen sich gerne etwas zu ärgern, aber in meinem Ohr war noch immer das Ja zu einer Freundschaft zu hören. "Ihr seit gemein. Ich will auch mit euch abhängen." Lisa rollte auf Lauras Babystimme nur die Augen. "Du willst doch nur an Ace ran." Empört schnappte Laura nach Luft und ich klammerte mich unterdessen an den Handtüchern fest um die Show nicht durch unnötige weitere Bewegungen zu verpassen. "Ah und was ist mit Davin, fandest den doch soooooo heiß." Laura lachte laut auf und ich beobachtete jede ihrer Gestik bis sich ein Gewicht auf meinen Rücken warf und nach unten drückte. "Na was ist hier los Ladys? Die Stars stehen auf dem Feld und nicht hier als Handtuchhalter." Keith lehnte sich immer weiter auf mich drauf bis ich tiefer sackte und sein Ellbogen sich irgendwann zwischen meine Schulterblätter bohrte. "Aua, geh runter von mir." Ich machte einen Schritt vor, aber Keith war einfach zu schwer und ich konnte dem doppelten Gewicht von meiner selbst nicht entkommen. "Hörst du schlecht. Geh weg von ihm." Lisa packte ihn an der Schulter und schubste ihn leicht beiseite. Irritiert richtete er sich auf und auch ich konnt mich wieder gerade hinstellen. "Was'nen Held, da muss dich schon ein Mädchen verteidigen! Du halbes Hemd." Er brüllte laut herum und klatschte mit einem High five seine Mitaffen ab die mittlerweile näher gekommen waren. "Paul sieh dir das an. Unser Nathe hat doch tatsächlich Lisa um den Finger gewickelt."
Wütend schnaubte Lisa laut auf und packte mich am Arm. Wegzerrend schaute sie noch einmal zurück. "Ihr seit echt scheiße."
Überwältigt von so viel Energie blieben wir erst in den Kellerfluren hinter den Turnhallen stehen, gingen zum Raum mit den Maschinen und stopften alle Handtücher zusammen in zwei Maschinen. "Wieso bist du eigentlich plötzlich nett zu mir?" Gleichzeitig schlossen wir die Türen der Maschinen und hockten nun nebeneinander direkt davor. "Wieso nicht? Ich bin halt nicht nur ein dummes Blondchen okay? Ich hab halt nachgedacht, nachdem du uns neulich so stehen gelassen hast. Und du hattest Recht okay? Ich will nicht mehr als dumme Blondine abgestempelt werden und auch zeigen daß ich nicht nur oberflächlich bin. Das doch nicht so schwer." Eingeschnappt drückte sie wie wild auf dem Programm der Maschine herum. "Wow das ist ja Mal ein Plot Twist." Selbst stellte auch ich eine Maschine an und erntete einen verwirrten Blick. "Ein was?"
"Ein Handlungswechsel. Du weißt schon in Filmen oder Serien, wenn eine Handlung sich plötzlich vollständig dreht... Wenn der Gute plötzlich doch der Böse ist oder anders herum."
Lachend warf sie sich auf den Boden und lehnte sich gegen die Maschine. "Du bist wirklich ein richtig schräger Nerd." Ihr Lachen war warm und schien aufrichtig zu sein, nicht beleidigend. "Ich hab halt vielllll Zeit für Serien. Sie sind hilfreich." Zögernd verriet mich meine kleine Taktik etwas und Lisa begriff sofort. "Sag nicht du steuerst dein Leben danach?" Als ich zustimmend den Kopf wiegelte lachte sie erneut. "Oh mein Gott Nathe! Du bist echt schräg. Dann guck dir am besten in Zukunft so Gay Serien an!" Sie bekam sich kaum ein vor Lachen und riss mich damit mit. Ich lachte laut los und Tränen stiegen mir sogar auf. "Ich glaube ich hab dich noch nie lachen sehen." Sie stoppte und hielt plötzlich meine Hand fest. "Gab ja auch nicht viel zu lachen für mich." Kurz betrübte sich ihre Stimmung bis sie wieder schlagartig ins Gegenteil schoss. "Aber jetzt! Wir sind jetzt Freunde und außerdem hast du ja jetzt Ace. Seit ihr jetzt eigentlich zusammen?" Ich überlegte kurz. "Keine Ahnung. Wann weiß man das man ein Paar ist?" Es fühlte sich unheimlich gut an tatsächlich Freunde zu haben und mit Lisa hier unten zu reden. Die Geräusche von draußen ignorierend und nur wir zwei zusammen. "Naja, ihr küsst euch, also wenn er nur dich küsst .... Außerdem hat er dir einen Handjob gegeben. Klingt für mich, als hättet ihr beide eine Beziehung. Also zumindest anfänglich."
Der Gedanke ließ pure Freude in mir aufkeimen. "Hattest du schon mal eine Beziehung?" Lisa stockte und sah mich erschrocken an. "Schwör das du es keinem sagst!" Sie drohte mir mit dem Finger und erneut wurde mir klar das ich nie so sehr darauf geachtet hatte das sie der energische Zwillinge war. "Ich schwöre. Mein Geheimnis ist ja wohl größer als deins egal was es ist, also ich schwöre." Mit erhobener Hand hielt ich die andere auf der Brust. "Spinner." Sie lachte und auch ich amüsierte mich. "Also gut. Nein hatte ich noch nicht und auch noch nie... Du weißt schon ... Sex...". Erstaunt riss ich die Augen auf. "Nie?"
"Ja noch nie. Alle anderen denken das nur, weil Laura halt, sorry ist meine Schwester, aber sie ist schon ne Bitch. Ich mein sie hat mit Paul geschlafen."
Lisa erzählte es, als würde sie über ihr stinknormales Frühstück reden, ich hingegen war richtig geschockt. "Ernsthaft? Naja gut, sind wir halt zu zweit jungfräulich." Wieder lachend standen wir auf und waren bereit zu gehen, als uns Geräusche von draußen aufschreckten. Eilig riss ich die Tür auf, aber keiner war zu sehen der so aussah als hätte er gelauscht. Nur ein paar Schüler aus anderen Klassen liefen den Flur entlang und hoch in die Hallen für den Sportunterricht. Sie unterhielten sich und schienen fröhlich keinerlei Interesse an uns zu hegen. "Puh ich dachte schon uns hätte jemand belauscht. Weißt ja wie die sein können." Lisa drückte sich an mir vorbei und ging selbst in die Umkleidekabine. Ich machte mich auf den Weg zum Unterricht, müsste später wieder kommen und die Handtücher in den Trockner werfen. Morgen dann nur noch Falten und damit wäre meine Aufgaben auch schon wieder erledigt.

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt