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Ich schlief die ganze Nacht tief und fest. Auch wenn mir Ace ins Ohr geschnarcht hatte. Nur das Aufstehen war nun anders als sonst. Ich versuchte so leise wie möglich zu sein, als ich um die Sachen um mich herum tänzelte und meine Schuluniform mit ins Bad nahm. Ace würde seine Angewohnheiten nie sein lassen und ich hatte so das Gefühl ihm hinter her räumen zu müssen.
Doch darüber wollte ich mich eigentlich gar nicht beschweren, sondern viel lieber genießen das er überhaupt da war und mit mir weiterhin zusammen sein wollte.

Die Flecken an meinem Hals bezeugten es zumindest noch einmal in kräftigen Farben und ich hatte das Gefühl das sie über Nacht noch ein mal intensiver wurden. So sehr wie ich sie auch irgendwie schulmädchenmäßig mochte musste ich feststellen das kein einziger vom Hemd meiner Schuluniform bedeckt wurde.
"Mhm..." So konnte ich nicht raus gehen und ein Rollkragen unter dem Hemd wäre so auffällig, dass ich Adam und Linda gleich ein Leuchtreklameschild basteln könnte. Sie würden sofort Verdacht schöpfen.
Schlussendlich entschied ich mich für meinen roten Schal und fand sogar das er zu den Schulfarben passte. Es war kalt draußen und wahrscheinlich weniger auffällig als ein Rollkragen unter dem Hemd.
Fertig angezogen und bereit nach unten zu gehen stoppte mich ein lautes Fauchen und ein darauf folgendes Gemecker von Ace.
"Was ist los? Was machst du mit ihr?"
Zurück im Zimmer war Ace halb wach mit zerzausten Haaren und einem dicken roten Kratzer auf dem Handrücken. "Ich? Ich hab geschlafen und wurde hinterhältig angegriffen! Ich habe gar nichts getan." Zwischen Ace und Lady schien keine große Freundschaft zu herrschen, als ich sie auf den Arm nahm und sie wie gewohnt süß und verschmust war.
"Sie dachte wohl ich liege noch im Bett. Ich nehme sie runter. Schlaf du nur weiter. Ich geh zur Schule."
Ich gab Ace noch einen Kuss, während er beleidigt und sauer wieder zurück ins Kissen fiel und ohne Reue die Augen wieder schloss.
"Bis dann."

"Guten Morgen."
Ich erwischte meinen Onkel tatsächlich noch beim letzten Schluck seines Kaffees und setze Lady ab um ihr das Futter fertig zu machen.
"Wie geht's dir? Wie sieht es in der Firma aus? Gibt's was neues?"
"Neues? Mhm ja wir haben unsere Entwürfe zurück bekommen und die Produktion läuft auf Hochtouren. Es geht also, aber noch ist nichts richtig fertig. Außerdem habe ich eine interne Prüfung veranlasst, damit sowas nicht noch einmal vor kommt. Dort laufen jetzt alle wie auf Eierschalen. Tut mir ja leid, aber sowas kann man nicht noch einmal gebrauchen."
Er zog sich während des Sprechens fertig an, tätschelte meinen Kopf und verabschiedete sich, aber nicht ohne im vorbei gehen Lady vom Tisch herunter zu setzen. "Katze vom Tisch. Wie oft noch?"
Früher als sonst verschwand er aus dem Haus und ließ mich erstmal alleine zurück in der Küche. Außer mir schien niemand wach zu sein.
"Mhm dann fahr ich wohl mit dem Bus zur Schule." Mit einem kleinen Kopf stupsen verabschiedete ich Lady, schnappte mir meine Tasche und lief an meinem noch geparkten Auto vorbei. Bald schon dürfte ich selbst fahren und darauf freute ich mich schon ungemein.

Doch nun musste ich mich in den vollen Bus setzen und hoffte das es den ganzen Tag kalt blieb.
Ich irrte mich. Meine Hoffnung am Morgen über einen kalten Tag wurde schon mittags zerworfen und ich fing mit meinem Schal um den Hals an zu schwitzen.
"Leg doch den Schal ab. Dein Haar im Nacken ist schon ganz nass geschwitzt." Adam fing an an meinem Schal zu fummeln, als ich erschrocken zurück wich. "Ah Quatsch mir ist gar nicht warm!" Ich zögerte und stotterte beim Sprechen und schaute in zwei Gesichter die mich mittlerweile so gut kannten, dass sie mir so eine Ausrede nicht mal im Ansatz abnahmen. "Was versteckst du?" Linda und Adam kamen näher, musterten mich und grinsten plötzlich los. "3..2..1!" Linda zählte schnell herunter und auf eins griff Adam meine Hände, hielt sie nach unten während sie den Schal etwas nach vorne hin löste.
"Uhuhhh!"
"Lasst das. Sonst sieht es noch jemand." Eilig versuchte ich den Schal wieder zu richten doch einige Anderen aus der Klasse hatten es dennoch ebenfalls gesehen und sahen neugierig herüber.
"Woher kommen die den?", "Hast du einen Lover?", "Ah er hat doch einen Freund, schon vergessen!" Sie fingen an durcheinander zu plappern und warteten auf eine Antwort von mir.
"Jetzt ist eh zu spät, da kannst du auch endlich den Schal abnehmen." Adam und Linda fühlten sich absolut Null schuldig, als ich meinen Schal nun doch abnahm. "Ja ich hab einen Freund und er ist der selbe wie der aus Deutschland."
Eine Weile sorgte ich für nachdenkliche Gesichter bis sie es verstanden hatten. "Ah er ist hier her kommen um dich zu besuchen?" Etwas peinlich berührt, aber auch irgendwie geschmeichelt von der Aufmerksamkeit schüttelte ich den Kopf.
"Nein nicht ganz. Er ist hier her gezogen."
Ich sorgte für einige Sekunden Verwunderung bis besonders die Mädchen verzückt mit einigen ohs antworteten. "Wie süß ist das denn? Ich will auch einen Freund der für mich um die halbe Welt zieht."
Es war wirklich eine große Sache und irgendwie fand ich es toll das ich es war den alle beneideten, anstatt wie früher gemobbt zu werden. Wieder einmal wurde mir bewusst das sich mein Leben radikal verändert hatte und fühlte mich immer heimischer in Australien.

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt