BONUS

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"Und hat er sich schon gemeldet?" Ace kam gerade durch die Tür, als ich noch immer am Telefon hing und es tuten hörte. "Ne, ich weiß gar nicht was der alte Mann macht. Er soll gefälligst wieder kommen. Ich hab schon ganz vergessen wie er und André aussehen."
Ich war sauer. Sauer auf meinen Onkel. Eigentlich sollten er und André heute am Flughafen landen und mich anrufen sobald sie da waren. Doch das tat er nicht und auch André ließ kein Ton von sich hören.
"Sie werden schon noch kommen. Mach dir keine Sorgen."

Aber ich machte mir Sorgen und hatte gehofft das beide rechtzeitig wieder da wären um mit uns Luis zu treffen.
"Was ist wenn sie nicht pünktlich da sind?"
"Dann treffen sie Luis die nächsten Tage."
Ace hatte auf jede Frage eine Antwort, war ruhig und versuchte auch mich zu beruhigen, während ich aus so vielen verschiedenen Gründen nervös war. "Wir müssen aber gleich auch los oder besser jetzt damit wir nicht in den Berufsverkehr kommen."
Er hatte recht und jetzt ließ er sich auch nicht davon ab selbst zu fahren. Vielleicht war das auch besser, denn ich war viel zu nervös und hoffte das mein Deo nicht versagt.
"Und wir haben wirklich alles? Alle Papiere? Sitz? Denkst du das Zimmer ist okay?"
Erneut versuchte er mich zu beruhigen und streichelte mir den Oberschenkel immer wieder auf und ab. Bis mich ein Anruf erschreckte. "Ah! Ist es Sam? Siehst du ich sag doch er meldet sich."
Tatsächlich hatte Ace recht behalten und mein Onkel hatte sich gemeldet um Bescheid zu geben vor Ort auf uns zu treffen.
"Der Flug hatte Verspätung. Wir treffen sie dort." Ich war etwas beruhigter, aber nur etwas. "Sie waren jetzt zu letzt in Ramallah oder?" Ich nickte und dachte an ihre letzten Reiseziele. "Ja zu erst waren sie in Bangkok, danach glaube ich Peking, dann Istanbul und zuletzt Ramallah. Die lassen es sich richtig gut gehen, während wir schuften."
Ich meckert zwar, aber gönnte es ihnen auch. Es sind nun zehn Jahre vergangen und Ace hatte die Firma in seiner Abwesenheit gut im Griff. Onkel Sam musste sich nicht sorgen und hatte die große Rundreise einfach verdient.

"Wir sind gleich da und guck, da hinten fahren sie." Er deutete auf den Rückspiegel und tatsächlich sah ich ihr Auto kurz nach uns um eine Kurve fahren.
Ich war erleichtert das sie es geschafft hatten und auch froh sie endlich wieder sehen zu können sobald wir endlich auf dem Parkplatz hielten.
"Ihr habt Farbe bekommen, aber schön das ihr es geschafft habt." Fast schon hätte ich beide erdrückt mit meiner Umarmung und war einfach nur froh sie nach Monaten wieder sehen zu dürfen. "Wir haben euch ja auch vermisst und jetzt gehen wir rein?"

Ich war ein nervöse Wrack, als wir durch die große Tür mit den ganzen gemalten Bildern schritten. Es waren so viele das man nicht mal mehr durch das Glas der Tür sehen konnte und auch drin war es so wie die vielen letzten Male davor. Kunterbunt, warm und heute war es besonders wild. "Wir müssen in den dritten Stock." Mit jedem Schritt pochte mein Herz ein Stück mehr und beim Klopfen an der Tür der Leitung wäre mir mein Herz fast in die Hose gerutscht. "Was ist wenn er nicht will?"
"Er will. Keine Angst."
"Und wenn die Eltern noch Einspruch einlegen?"
"Wir sind nur noch eine Unterschrift davon entfernt. Es wird nichts passieren."
Es dauerte jedes Mal ewig bis die Leiterin die Tür öffnete doch endlich tat sie es und hieß uns willkommen. "Ach wie schön sie haben es geschafft. Kommen sie rein. Ich hab schon alles vorbereitet, da wäre aber noch etwas und darüber müsste ich mit ihnen sprechen."
Wir hatten uns noch nicht einmal gesetzt da stolperte mein Herz vor Schreck. "Mit Luis ist alles okay und wenn sie schon unterschreiben wollen..." Sie schob zwei Papiere rüber und ohne eine Sekunde zu warten unterschrieben wir beide.
"Herzlichen Glückwunsch jetzt sind sie ganz offiziell die Eltern von Luis."

Meine Angst fiel ein für alle mal ab und die Tränen vor Freude stiegen immer mehr in meine Augen.
"Da wäre nur noch etwas. Die leiblichen Eltern, äh keine Sorge sie wollen Luis nicht zurück und jetzt ist auch alles offiziell, nur sie kamen und haben darum gebeten... Wie soll ich das nur sagen... Es klingt überraschend, aber sie haben noch ein Kind abgegeben. Ein vierjähriges Mädchen Maysie. Sie baten drum zu fragen ob sie beide nehmen würden."

Keiner von uns hätte damit gerechnet und dieses Verfahren war mehr als ungewöhnlich.
"Und das geht so einfach?"
Jeder von uns war skeptisch, weshalb mein Onkel genauer nachfragte. "Ja nein. Eigentlich nicht, aber die Eltern haben sofort alles unterschrieben, alle Rechte abgegeben. Ja es kommt plötzlich, aber wir wollen immer das Geschwister zusammen bleiben."
Wieder war alles ruhig bis André uns beiden die Hand auf die Schulter legte. "Kinder die mit Geschwistern zusammen bleiben haben es leichter und können sich besser emotional stützen." Er hatte recht und ich musste nicht viel sagen, als Ace bereits mit der Hand die Papiere heran winkte. Nur zu gerne, fast schon übereilig schob die Leitung uns auch die Papiere für Maysie rüber.

"Dann halt zwei. Ich denke dein Büro muss jetzt wohl weichen und ab in den kleinste Raum von allen."
Ace scherzte, während die Leiterin gerade zur Tür heraus ging.
Zurück kam sie mit dem einjährigen Luis auf dem Arm und einem super fröhlichen Mädchen das an ihrer Hand herum hüpfte und sehr viel Energie mit sich brachte.
"Hi!" Sie war keine zwei Minuten im Raum, als sie bereits jeden ausgiebig begrüßte. "Ein Wirbelwind mhm?" Bei Onkel Sam angekommen beugte er sich herunter, während sie die Arme stark in die Hüfte stämmte. "Du bist alt." Das erste was sie von sich ließ war eine Anspielung an sein mittlerweile weiter ergrautes Haar und uns alles wurde klar das die ruhigen Zeiten in unserem neuen großen Haus nun vorbei waren.

Ende

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt