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Ich suchte einen Moment nach dem Sanitätsraum doch als ich ankam war Ace bereits nicht mehr da. "Du, den haben wir ins Krankenhaus gebracht. Der Kiefer muss geröngt werden, aber wirkt nicht so als wäre er gebrochen, aber sicher ist sicher und auch der Hals. Das war schon ganz schön doll. Fahr doch auch hin."
Ich war keine zwei Minuten drin, als ich bereits ging und die Adresse vom Krankenhaus auf einem Zettel in der Hand hielt. Im Begriff zu gehen machte ich noch einmal kehrt und dachte mich verhört zu haben. "Was heißt auch?"
Sich nichts schlimmes bewusst zuckten sie lediglich mit der Schulter. "Unsere Kollegen haben ihn hingebracht und so ein kleiner Kerl ist mitgefahren."
In dem Moment war ich komplett durch mit der Welt und wollte fast schon noch nach Hause gehen, aber die Sorge um Ace war viel zu groß um mir darüber Gedanken zu machen wie ich mich mit der ganzen Aktion fühlen sollte und vor allem damit das ausgerechnet Marek nun bei ihm war.

Während ich Adam schrieb und in Kenntnis über alles setzte bat ich ihn gleich darum mich ab zu holen und mit mir ins Krankenhaus zu fahren.
Natürlich fuhr er mit mir, was aber auf der Messe passiert war wüsste er schon. Social Media war nun mal schneller gefüttert, als man es manchmal wollte und der Hashtag 'HolayMess' trendete fast schon, auch wenn ich das Wortspiel ziemlich gut fand. Ich konnte mir, während ich auf Adam wartete, das Ganze noch einmal aus der Zuschauerperspektive ansehen. Glücklicherweise war es tatsächlich so das niemand wirklich erkennen konnte was Ace mit dem Handy hinter seinem Rücken gemacht hatte. Wenn man von nichts wusste sah es tatsächlich so aus, als würde John tatsächlich einfach so ausrasten, sobald Ace seinen Kuss auf meiner Stirn platziert hatte.

Genauso schnell wie sich das Chaos verbreitete so schnell kamen auch Kommentare über mein Liebesleben. Erschreckend fand ich nur Kommentare die ein Eifersuchtsdrama im Romeo und Julia Manier zusammen schrieben. Zugegeben mit Fantasie war es definitiv eine ziemlich moderne Version und ich war froh das in meiner zumindest keiner starb. Bis jetzt zumindest. Vertieft in Kommentare in denen Mädchen davon schwärmten wie romantisch so eine Rivalität doch sei und sie gerne Plätze mit mir tauschen würden oder in niveaulose das Homos ja anscheinend doch nicht alle rosa-gepuderte Ballerinas sein, wartete ich Adam. Die Achterbahn fuhr das Niveau rauf und runter und erinnerte mich schmerzhaft an meine aller erste Begegnung mit Cybermobbing. Zumindest war ich dieses Mal weder nackt noch mit meinen Fingern an pikanter Stelle.

Ich sah mir alles in Ruhe an und las auch das Statement von meinem Onkel. Es war so ausführlich, dass ich direkt erkennen konnte das er es bereits Tage zuvor fertig vorbereitet hatte. Doch eins war klar - die Kommentare schienen ganz auf seiner Seite zu sein. Besonders ab dem Punkt an dem er einige Momente von Johns Verhalten mir gegenüber preis gab, natürlich nicht im Detail, aber ich hatte das Gefühl das zumindest die Schadensbegrenzung für die Firma in Ordnung war.
"Na? Kann man dich mitnehmen?" Ich erschreckte mich fast zu Tode, als direkt vor mir ein alter blauer Polo stand und Adam aus dem Beifahrerfenster mir zu brüllte. Er hatte sich extra weit rüber gelehnt um meine Aufmerksamkeit zu bekommen und ich fragte mich wie sehr ich in meinem Handy versunken war um nicht mal zu merken das er direkt vor mir geparkt hatte. "Ah ahmmm.. Äh ja." Ich sprang hastig herein und schloss die Tür hinter mir die kräftig am klappern war. "Seit wann hast du ein Auto?" Ich sah mir den alten Polo an. Er hatte einige Jahre auf den Reifen, das Plastik entweder abgegriffen oder leicht angegelbt. Der graue Himmel hatte schwarze Flecken und das Radio war noch oldschool ohne Touchscreen, dafür mit CD-Fach. USB war Fehlanzeige. "Ja... Naja ich fahr nicht so gerne und außerdem hat meine Mutter das Auto meistens. Aber ich dachte deine SOS Situation erfordert Opfer. Also Krankenhaus?" Ich nickte lediglich und war beim Rattern und Knarren der Kupplung etwas in Sorge, als mir dann noch der fehlende Knopf für das Fenster auffiel fragte ich mich ob das Auto überhaupt noch zugelassen war. "Ich tipp die Adresse einfach in mein Handy - Navi ein." Natürlich hatte das Auto kein Navi eingebaut und ich hielt mein Handy deshalb die gesamte Zeit über in der Hand. "Und du bist dir sicher das Marek mitgefahren ist?"
"Natürlich. Wer sonst? Sie sagten so ein kleiner Kerl. Wer sonst, wenn nicht Marek. Aber sag mal konntest du es mir nicht vorher sagen? Ich weiß wirklich nicht was ich jetzt damit anfangen soll."
Wir fuhren auf die Straße direkt vor dem Krankenhaus und Adam peilte das Parkhaus an. Es war voll und die Suche nach einem Parkplatz dauerte etwas an bis mir endlich einen fanden.
"Du hättest nur gemeint er solle das nicht tun und versucht ihn auf zu halten... Dann wäre er dazu bewegt etwas drastischeres zu tun und du würdest dann noch mehr leiden...." Adam stieg mit mir aus und listete mögliche Szenarien auf ohne einen Punkt zu setzen.
"Und jetzt? Ich weiß was er John gezeigt hat und eben gemacht hat. Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen und bekomme dieses Bild nicht mehr aus meinem Kopf." Im Parkhaus schalte meine Stimme richtig unangenehm. "Um Fair zu sein.... Eigentlich hättest du es ja nicht sehen sollen. EIGENTLICH... Ist halt doof gelaufen, aber John ist so mit Sicherheit schon jetzt kein freier Mensch mehr. Untersuchungshaft, mit Glück sogar eine Anklage auf versuchten Mord, Gefängnis aber ganz sicher, immerhin hat ja auch er Bewährung. Ace hat halt getan was getan werden musste. John ist zu klug um auf clevere Tricks rein zu fallen, aber impulsiv genug um in so eine reudige Falle zu tappen."

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt