"Man müsste ja meinen Sie alle hätten die Möglichkeit genutzt um etwas Talent zu zeigen, aber die Ergebnisse sind nun nicht besonders kreativ."
Das Wahlfach Kunst und Design war alles andere als gemächlich oder entspannen, denn für das genaue Gegenteil sorgte unsere Lehrerin. Vor uns unsere Werke auf einer Papierleinwand und sie mitten hinter uns am beobachten. Kaum hatte sie Kritik geübt hörte ich schon wie einige ihre Blätter nach hinten umschlungen um nun vor einem leeren Blatt zu sitzen und um neu an zu fangen.
"Und du? Du willst das da so behalten? Nennst du das Design? Oder ist es eher abstrakte Kunst? Man sagt ja Kunst liegt im Auge des Betrachters, aber man muss schon... Wie soll ich sagen dem Betrachter was bieten."
Ich spürte eine eisige Kälte in meinen Nacken und schüttelte mich ernst. "Also wenn ich ihnen etwas zum Nachdenken gab, was es denn nun sei, hab ich doch meine Aufgabe dem Betrachter was zu bieten erfüllt. Ich biete an sein Gehirn und Fantasie zu benutzen."
Meine vorlaute Antwort stieß absolut nicht auf Gegenliebe, dass spürte ich an den tiefen Luftzug den meine Lehrerin vor Empörung ausstieß. "Und es ist ein Stuhl. Ein Schaukelstuhl mit rundem Körper hier unten. Hier oben sollen sich Sitz- und Rückenpolster befinden. Ich kam nur nicht dazu diese auf zu malen." Ich schnappte mir einen roten Stift und fing an sie zu skizzieren.
"Deine Zeichenführung ist schlampig." Man konnte in ihrem Gesicht erkennen, dass sie eingeschnappt war und absolut nicht zugeben wollte nun doch zu erkennen was es war und vielleicht doch nicht so schlecht.
Ihr Gesicht sprach einfach Bände und das wusste sie, sonst hätte sie nicht noch eine Kritik im weitergehen fallen gelassen.
"Naja die Stunde ist für heute eh beendet. Räumt eure Plätze und nehmt diese kläglichen Versuche mit. Bis zum nächsten Mal möchte ich etwas vorzeigbares sehen."
Schlecht gelaunt verließ, sie samt ihrer Tasche an der einen Schulter und einem Schlüsselbund in der anderen Hand, den Raum noch vor jedem anderen und wartete draußen ungeduldig bereits mit dem Schlüssel im Schloss um die Tür endlich abschließen zu können.
"Na Beeilung... Hophop ach und vergessen Sie nicht den jährlichen Wettbewerb fürs Schulinventar. Das beste Design, das nützlich für die Schülerschaft ist, wird umgesetzt und an der Schule eingesetzt. Sie haben noch 2 Wochen Zeit ihre Vorschläge ein zu reichen."
Ich huschte als Vorletzter heraus und beeilte mich raus und auf den Parkplatz zu kommen.Schon von weitem sah ich meinen Onkel in seinem Auto sitzen und ungeduldig auf seine Uhr schauen.
"Bin schon da." 5 Minuten später, als vereinbart schmiss ich mich auf den Sitz. "Gut, dann fahren wir direkt los. Was hast du da?"
Noch während der Fahrt deutete Onkel Sam auf meine Mappe und wollte an der nächstbesten roten Ampel einen Blick hinein werfen.
"Was hälst du davon?" Während eine große Masse an Menschen über die Ampel ging sah er sich meinen Entwurf genauer an. "Sieht aus, als hättest du einen Sitzsack mit einem Schaukelstuhl kombiniert. Holz?"
Anders als meine Lehrerin hatte er ein sehr gutes Auge und erkannte es sofort. "Holz ja."
Mit nur einem bestätigendem mhmh setzte er die Fahrt fort, nur um kurz darauf an der nächsten Ecke wieder zu halten.
"Hu? Ist das John?" Vor uns an der Ecke winkte John aufgeregt, hielt eine Tasche im Arm um kurz darauf schon genau jene in den Kofferraum zu legen. "Hatte ich das vergessen zu sagen? Er kommt mit und wir sind bis morgen weg. Keine Sorge ich habe etwas zum anziehen für dich mit genommen."
Die hintere Tür ging auf und John sprang augenblicklich rein und grüßte meinen Onkel mit einem festen aber freundlichen Handschlag. "Noch einmal vielen Dank für diese Chance."
Irritiert sah ich zu Onkel Sam und nur ganz kurz zu John.
"John ist in ein paar Monaten fertig mit der Schule und er wollte unbedingt bei mir arbeiten."
Etwas überfordert wusste ich nicht was ich sagen sollte und schwieg lieber. "Hey Nathe, ich bin zwar etwas traurig, dass ich nach meinem Abschluss dich in der Schule nicht mehr sehen kann, aber wenn ich für deinen Onkel arbeite, dann können wir uns sicher noch öfters sehen."
John war wie immer, als wäre nie etwas in dieser Umkleidekabine passiert und ich fragte mich ob es überhaupt von Bedeutung war. Wenn er sich aber so verhielt, dann war da vielleicht keine und meine Flucht an dem Tag hatte ihm vielleicht gereicht um zu verstehen, dass ich nichts von ihm wollte.
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Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereicht
Genç KurguNathe ist der Inbegriff eines 18 jährigen Nerds. Schlank und mit 1,70m machte er eine ziemlich drahtige Figur, mittellanges braunes Haar und von der Sonne gemiedene Haut taten ihren übrigen Dienst. Zu seinem Leid sticht er ebenfalls mit seiner überr...