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"Am besten nehmt ihr eure ersten Kostümeentwürfe mit. Zieht sie an, wenn ihr daheim übt. Fürs Gefühl." Überschwänglich gestikulierte unser Lehrer herum und war begeistert von den ersten Entwürfen, obwohl es noch Verbesserungen gab. Besonders an meinem.
Ich bekam ein enges Kleid in zartrosa mit weißem Spitzenstoff unten drunter. Es war auch nicht nur eng, sondern auch kurz mit tiefem Rückenausschnitt. Für mein Gefühl sah ich aus wie eine Prostituierte und keineswegs wie ein Mädchen das mit ihren Schwestern auf einem Hof lebte. Von all den Schwestern im Stück war ich wohl der faule Apfel, zumindest fühlte es sich so an und ich hatte bereits eine ganze Liste an Änderungswünschen. "Zum Proben zieh ichs an, aber ich will definitiv etwas anderes. Von mir aus auch zuckersüß, aber nicht so. Ich seh aus, als wäre ich gerade vom Straßenstrich gekommen."
Nach dem Unterricht ließ ich meiner Meinung freien Lauf und schimpfte vor mir her, während ich auf dem Parkplatz darauf wartete von André zur Fahrschule gebracht zu werden. "Immerhin hast du die Figur dafür." So sehr sich Linda auch bemühte nicht zu lachen es gelang ihr einfach nicht. "Ja Nathe, immerhin hast du die Figur um eine Prostituierte zu sein. Viel mehr hättest du auf etwas anderes achten sollen." Auch Adam bekam sich kaum ein und musste sich selbst vor Lachen unterbrechen. "Wenn du so in diesem Kleid, also wenn du so stehst und so kann man gewisse Dinge sehen die sich abdrücken." Nur unter größter Mühe brachte er es heraus ohne vorher schon in lautes Gelächter aus zu brechen. "Das sagst du mir erst jetzt? Wieso hat mir das keiner gesagt?" Als ich dran dachte das ich in diesem Kleid den ganzen Nachmittag mit meiner Klasse geprobt hatte und es so offensichtlich war wäre ich am liebsten im Erdboden versunken. "Wir wollten es dir ja sagen, aber irgendwie hatte es was."
Bei seinem Zucken mit der Schulter fiel mir wirklich nichts mehr dazu ein. "Es wird ja Gott sei Dank nicht das Finale Outfit sein. Und!! Ihr seit Pervers." Gerade als André auf den Parkplatz bog warf ich es ihnen noch gegen den Kopf, allerdings schien es sie überhaupt nicht zu stören. Ganz im Gegenteil sie schämten sich nicht einmal dafür. "Sah trotzdem nett aus!" Noch bevor ich die Autotür nach dem einsteigen schließen konnte rief mir Adam dieses seltsame Kompliment mit einem breiten Lächeln zu.
"Na schlechter Tag gewesen? Was das?" André deutete nicht nur meine Stimmung, sondern auch mit dem Finger auf den Kleiderbeutel den ich in der Hand trug. "Ein Kleid. Nein MEIN Kleid. Es ist eng und kurz, aber vor allem zeigt es etwas das es nicht zeigen sollte."
André dachte nach und fing an zu lachen. "Wieso hängt was raus?"
Mehr als nur fertig mit allen schmollte ich etwas. "Nein aber es drückt sich etwas deutlich ab."
Er verstand was ich wollte und bog schon gleich in die Sackgasse ein in der meine Fahrschule war. "Ah verstehe. Sowas würde Sam sicher gefallen. Du bringst mich da auf ne Idee."
Seine Idee schoss mir sich direkt fantasievoll vor die Augen doch das wollte ich mir nicht vorstellen. "Okay bye!" Mit Schwung riss ich die Tür auf, sobald wir parkten und sprang auch schon hinaus. "Ah ich komm heute später oder gar nicht nach Hause. Ich geh zu Ace okay?"

Während der Fahrstunde war ich wieder voll konzentriert, doch sobald ich aus dem Fahrschulauto ausstieg, meine Sachen in die Hand nahm und die Stunde mit meinem Lehrer vor dem Haus des nächsten Schülers beendete dachte ich wieder dran was André sagte und fragte mich ob es Ace vielleicht auch anmachen könnte.
Mit dem Kleid im Kleiderbeutel über dem Arm und meinen Schulrucksack auf dem Rücken schlenderte ich gleich zu Ace rüber, klingelte und blieb erst einmal vor verschlossener Tür stehen.
Ich hatte keinen Schlüssel für seine neue Wohnung und blieb vor verschlossener Tür auf der Stufe sitzen.
Bis er kam nutzte ich die Zeit um meine Hausaufgaben zu erledigen und schreckte ganz vertieft in mein Buch hoch, als ein Auto direkt vor dem Haus geparkt wurde.
Ein hübsches Paar mit einem kleinen Jungen stieg aus und steuerte direkt auf mich zu.
"Kann man dir irgendwie helfen?" Eilig sprang ich auf und machte Platz. "Ahm Nein. Ich warte hier nur auf meinen Freund. Er wohnt hier unten." Kaum hatte ich auf die Tür unten gedeutet ließ man mich zumindest in den Flur hinein. "Ach der Kerl der unseren Sohn zum heulen gebracht hatte? Sag ihm er sollte sich nicht so gruselig anziehen und gucken." Während der Mann noch relativ entspannt war klang die Frau mehr als verärgert. "Naja das ist halt sein Kleidungstil und ähm sein Gesicht. Also er hat immer so einen Ausdruck, dann können sie nicht verlangen das ein Mensch sich für sie ändert." Als hätte ich ins ein Hornissennest gestochen fing sie an nach Luft zu schnappen und war bereit mir etwas zu entgegen doch das öffnen der Tür unterbrach uns. "Ah da ist er ja." Noch immer empört von meiner Antwort wollte sie auf Ace losgehen der seinen Schlüssel schon bereit hielt um ihn in seine Tür zu stecken. "Ich sagte es ihnen doch bereits. Weder Kleidung noch Ausdruck werden sich ändern." Damit beendete ich die Diskussion und drängte Ace dazu endlich in die Wohnung zu gehen. "Was glaubt die eigentlich wer sie ist? Verlangt die ernsthaft das du änderst wie du guckst?" Ich regte mich tierisch auf und warf all meine Sachen einfach auf den Haufen den er aus seinen Klamotten gebildet hatte.
"Ah das ... jetzt verstehe ichs. Das hat sie mir auch schon gesagt. Aber was interessiert mich ihr Gör? Vielleicht interessanter ist es wie du mich verteidigst. Dein Onkel Sam hat dir wohl ordentlich was beigebracht." Mein Selbstbewusstsein schien Ace ordentlich beeindruckt zu haben und dafür bekam ich auch einen intensiven Kuss aufgedrückt. Seine warme Hand, die mein Gesicht dabei festhielt, war einfach nur angenehm und ich wollte das sie mich nicht mehr los ließe.
"Wenn du mich verteidigst oder eifersüchtig bist hast du eine erstaunliche Kraft." Seine Worte schmeichelten mir, wenn es auch irgendwie peinlich war. "Aber du magst meine Eifersucht nicht."

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt