"Nathe?"
Bis eben betrachtete ich noch die Fische im Aquarium, als ich schon meinen Namen hörte.
Die letzten 10 Minuten hatte ich in einem Wartezimmer verbracht, hörte meine Musik über Kopfhörer und starrte eigentlich nur auf die Fische vor mir oder wahlweise auf die Uhr die immer mehr zum späten Nachmittag wanderte.
Aber jetzt müsste ich mich mit Dr. Swanlee unterhalten. Es war ja nichts neues für mich eine Psychositzung zu haben, aber dieses Mal war es nicht meine Mutter sondern eine wildfremde Person. Noch dazu nicht wie erwartet ein Mann, sondern eine Frau. Ich bezweiflte das sie meine Situation wirklich verstehen könnte. Irgendwie wäre mir ein Mann lieber gewesen, als eine Frau die offensichtlich erst Anfang 40 war.
"Schön das du gekommen bist. Setz dich hin wo du willst."
Sie schien nett zu sein und ihr Zimmer war auch hübsch. Ich hatte die Wahl zwischen einer Couch, einer Ecke mit Sitzkissen oder sogar einer Hängematte. Auf eine Hängematten bekamen mich keine zehn Pferde, Sitzkissen fand ich auch albern und steuerte direkt auf die grüne Couch zu um mich in die gelben Kissen zu lehnen.
Ace würde wahrscheinlich fragen ob sich ein Clown übergeben hätte, so viele Farben wie sie hier kombinierte.
"Ich dachte nicht das man so schnell einen Termin bekäme. Normalerweise sind die Wartezeiten doch so lang. Kam mir etwas seltsam vor."
Sie setzte sich direkt mit auf die Couch und ließ genau ein Sitzkissen Abstand zwischen uns.
"Wieso? Was dachtest du denn warum es so schnell ging?"
Ich überlegte kurz und sah sie genau an.
"Entweder sind sie so gut, dass die Leute schneller keine Hilfe mehr brauchen, so schlecht das sie abwandern oder es liegt einfach an meinen Onkel. Ich vermute Letzteres."
Kaum hatte ich ihn erwähnt zuckte sie ganz leicht zusammen. "Also...ich hab ja schon gehört das du ziemlich clever sein sollst. Wie geht's deinem Onkel?"
Ich fragte mich gerade was das sollte hatte aber eine leise Ahnung.
"Sehr gut. Er ist aber wieder vergeben."
Meine Vermutung bestätigte sich in ihrem Gesichtsausdruck. Ziemlich enttäuscht versuchte sie sich nun auf mich zu konzentrieren.
"Also wieso bist du hier?"
Eine kurze Frage, aber eine endlos lange Antwort. Eigentlich hatte ich ihr teilweise schon eine Selbstanalyse geliefert, als ich ganz von vorne anfing zu erzählen.
Von meiner Persönlichkeit über die Beziehung zu Ace, meine alte Schule, Freunde, Alex bis hin zu allem was in Australien passiert war.
Ich brauchte allein dafür schon den Großteil der Zeit auf und ließ sie erst einmal mit hoch gezogen Augenbrauen da sitzen."Wow, das ist wirklich sehr viel." Sie blätterte einmal auf ihrem Papier um und sah sich ihre Notizen an. Sie hatte irgendwann mitten drin angefangen mit zu schreiben, damit sie ja nichts vergisst.
"Mhm. Also ich muss erst kurz überlegen womit wir am besten anfangen. Wie wäre es mit deinem Freund oder ex Freund wie auch immer. Du solltest zu erst einmal mit ihm sprechen und was deine Gefühle bezüglich deiner Sexualität angeht... Ich würde dich nicht als lüstern bezeichnen. Das sind normale körperliche Reaktionen auf Berührungen, aber dieser John. Da müssen wir noch einmal nachhaken. Die Art und Weise, die du beschreibst, wie er auf dich zu kommt solltest du überdenken. Es gibt Menschen die sich von derartiger Dominanz angezogen fühlen, aber wenn das nicht auf dich zu trifft solltest du dich von ihm fernhalten."
Gerade im Gespräch klingelte es und scheinbar wartete bereits der nächste Termin auf sie.
"Nächste Woche zur selben Zeit? Passt dir das?"
Ich war zufrieden mit dem Termin, aber irgendwie war ich jetzt noch immer kein Stück weiter.
Ich hoffte das sie mir direkt einen Tipp geben könnte, aber meine ganze Geschichte war dann wohl doch zu lang und nach mir rannte der nächste fast schon in ihr Zimmer hinein.Eigentlich hatte ich versprochen direkt nach Hause zu kommen, aber auf meinem Weg entdeckte ich plötzlich Yuta aus einem Laden kommen, in den Händen drei Kaffee und zielsicher auf einen Tisch zu steuern.
Ich hatte eigentlich das Team erwartet, doch zu meinem Erstaunen hatte er Linda und Adam im visiert. Er hatte es also wirklich nicht versaut und sie gab ihm tatsächlich eine Chance. Adam hingegen saß daneben wie ein beleidigtes Kind das den neuen Onkel nicht mochte. Fehlt nur noch das er einen Trotzanfall bekäme, während er den Kaffee entgegen nahm.
Ich konnte sie zwar nicht hören, doch als Linda ihm mit dem Ellenbogen in die Seite stieß und anmaulte konnte ich mir schon denken daß sie ihn aufforderte sich zu bedanken.
Es war irgendwie schade das sie nicht zusammen waren, irgendwie ergaben sie samt der Streitereien ein gutes Match ab.
Yuta hingegen lächelte das ganze einfach weg und schien Adams anwesend einfach zu tolerieren. Irgendwie gab es die beiden ja auch immer nur im Doppel.
Es amüsierte mich solange bis Adam mich entdeckte und wild herum wedelte. "Nathe! Hier! Komm her."
Ich hatte keine Wahl und musste feststellen das mein Teamleader mich sofort musterte.
"So krank siehst du nicht aus."
Er begutachtete mich von oben bis unten bis er mich plötzlich am Arm griff und nach sich zog.
"Aua..aauaua.. warte." Abrupt stoppte ich und hielt meinen Arm schützend hoch.
Die ganze Aufmerksamkeit war mir sicher und schnell merkte ich das ich keine Ausrede parat hatte.
Ich hätte einfach weiter gehen sollen, zurück in mein Zimmer und wieder zum Einsiedlerkrebs werden.
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Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereicht
Ficção AdolescenteNathe ist der Inbegriff eines 18 jährigen Nerds. Schlank und mit 1,70m machte er eine ziemlich drahtige Figur, mittellanges braunes Haar und von der Sonne gemiedene Haut taten ihren übrigen Dienst. Zu seinem Leid sticht er ebenfalls mit seiner überr...