Tag vier der letzten Woche der Ferien und Gott sei Dank war es etwas kühler, als die Tage zuvor und ich konnte wieder zu meinem gewohnten Langarmshirt greifen. Der Pullover mit den weiß-blauen Streifen und dem kleinen maritimen Anker am Kragen war mein Lieblingsstück und ich mochte es gern mit meiner Jeans tragen.
"Mama? Ich fahre in die Stadt und komme erst später heim okay?" Ich linste in die Küche hinein und sah meine Mutter an der Küchentheke, mit dem Telefon zwischen Ohr und Schulter gequetscht, wie sie dabei war einen Teig zu rühren und immer wieder "Aha..okay ..." Wiederholte. Dabei messte sie Zucker ab und streute ihn langsam in die Masse ein. "Ich geh in die Stadt." Ich wedelte mit einer Tasche voller Bücher und Ace Kleidung herum doch meine Mutter winkte mich nur stumm ab. "Ich bin länger weg okay?" Wieder winkte sie stumm ab und machte "tzz" bevor sie sich wieder dem Kuchenteig widmete. "Entschuldige Mama, wie war das? Wie viele Erdbeeren?"
Sie war ganz fixiert darauf den Teig nach dem Rezept meiner Oma zu machen, dass es ihr gar nicht auf fiel wie ich durch die Küchentür verschwand und quer durch den Garten Richtung Straße lief. Gerade noch rechtzeitig sprintete ich die letzen fünf Meter zur Bushaltestelle und sprang auch schon direkt in den Bus in die Stadt.Herr Banebys Hände zitterten heute besonders stark, als er die Bücher annahm und mich heute nicht wie üblich begrüßte. "Moin Moin Herr Baneby", lächelnd munterte ich ihn mit seinem eigenen Spruch auf und bekam ein warmes Lächeln zurück, aber mehr kam auch nicht und so blieb ich still schweigend und ging nach oben, suchte zwei neue Bücher heraus und kam wieder herunter. An der Ausgabe fiel mir das Buch das Ace ausgeliehen hatte auf. Es lag ganz hinten im Stapel der Bücher die zurück in die Regale mussten, doch sein auffällige Cover machte es leicht genau dieses Buch heraus zu filtern. "Kann ich das da auch ausleihen?" Ich deutete nach hinten und bekam es auch schon direkt in die Hand gedrückt.
Kaum draußen zückte ich schon mein Handy und schrieb Ace an.'kann ich vorbei kommen und deine Sachen zurück bringen?'
Ich wartete eine Weile und setzte mich an den Rand des Brunnen in der Stadtmitte und fing an Ace letztes Ausleihbuch zu lesen. Es war eben viel schöner ein richtiges Buch zu haben, als ein E-Book. Ganz vertieft kam dann doch noch bald eine Nachricht und der Inhalt von Buch war nun komplette Nebensache. Ace hatte geantwortet, aber nicht so wie erhofft. Er schickte mir lediglich eine live Location - mehr auch nicht. Doch ich verstand es eben so, dass ich dort hin kommen sollte und machte mich direkt auf den Weg, allerdings etwas enttäuscht, dass er mich nicht wieder zu sich nach Hause einlud und ich stattdessen nun vor einem Café stand. Zugegeben - es war super gemütlich und ich mochte das Erkerfenster sofort. Beim Betreten sah ich Ace auch direkt. Wie gestern trug er Hemd und engere Jeans, drüber eine rote Schürze mit schwarzem Schriftzug auf der Brust. Er war gerade dabei einige Tischen weiter vorne den Kaffee zu servieren und wurde dabei nicht aus den Augen der zwei hübschen Mädchen gelassen. Man sah es an ihrem lächeln, dass sie flirteten und Ace schien das zu genießen, so wie er zurück lächelte und einen Moment länger stehen blieb. Er hatte mich noch nicht einmal bemerkt, als er sich umdrehte und am Nachbartisch eine Bestellung aufnahm. Kaum hatte er das getan ging er auch schon hinter den Thresen und ich sah nur noch seinen Rücken und wie er ganz beschäftigt dabei war alles fertig zu machen.
Er arbeitete also in einem Café und das ganz untypisch für sein sonstiges Auftreten.
Als er sich endlich umdrehte winkte ich ihm vorsichtig zu und setzte mich ans Erkerfenster. Die weichen, grünen Sitzkissen auf der Bank waren echt gemütlich und das weiße Fell über der Lehne gefiel mir richtig gut. Hier konnte ich auch weiter lesen und auf Ace warten.
Ich laß weiter, als mir ein Teller mit einem Bienenstich vor die Nase gestellt wurde. Kaum hatte ich aufgeblickt folgte schon ein heißer Tee. "Warte ich hab nichts bestellt." Ace stand vor mir und hielt das Tablett locker zwischen zwei Fingern. "Ich weiß, aber der Chef sagt das man eben wenigstens etwas zu trinken bestellen muss. Sonst kommen die ganzen Hipster Freaks und nutzen das W-Lan scharmlos aus." Er deutete auf andere Gäste die Style echt gekleidet vor McBooks oder Tablets saßen und dabei hin und wieder an einer Tasse nippten oder in ein Eclair bissen. "Aber ich hab kein Geld dabei." Ich war im Begriff nach der Karte zu greifen um die Preise zu checken, als Ace sie bereits vor mir entfernte und in der Hand hielt. "Lass stecken. Geht auf mich." Ich fühlte mich wie in Sex in the City. Als würde er mich gerade umwerben und wurde tatsächlich leicht verlegen, aber nur kurz denn kaum entstand diese Atmosphäre schon wurde sie auch wieder zerstört. "Oh ich hab gehört hier gibt's Gratis essen? Da wollen wir uns doch glatt anschließend." Wie auf's Stichwort platzen Paul und Keith herein und drängten sich mit auf die Bänke am Erkerfenster. "Für euch nicht. Für euch niemals.", zischte Ace und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich wieder genauso wie zuvor am See. Doch dies wollte sich Keith nicht gefallen lassen. "Oh wie unfreundlich der Service hier!" Extra laut brüllte er theatralisch herum. "Keith sei doch leise." Unsicher und peinlich berührt, nun von allen angestarrt zu werden wollte ich das er leiser wurde doch das Gegenteil passierte. "ALSO ICH WÜRD SO WEN JA NICHT EINSTELLEN." Ace zuckte wütend mit dem Auge und biss sich sichtlich auf die Zunge.
Solange bis ein Herr mit schwarzem Hemd und roter Krawatte zu uns herüber kam. "Gibt es hier ein Probleme?" Augenblicklich drehte sich Ace um und versuchte seine Verärgerung herunter zu schlucken. "Nein kein Problem Chef. Dieser Gast wollte nur Gratis essen. Das hab ich nur verneint." Als sein Chef begriff und Keith nun verärgert war betrachtete sein Chef meinen Tee. "Nur ein Missverständnis. Das da zahle ich, Nathe ist mein Freund." Jetzt hatte sein Chef einen Aha-Moment und sah Keith an. "Dann hoffe ich das Missverständnis ist geklärt." Während Keith angesäuert nickte lächelte Ace vor sich her und war dieses mal der Gewinner zwischen ihrem seltsamen Konkurrenzkampf. Der Chef verschwand und Paul sah kurz zu mir bevor er seinem Freund an die Seite sprang. "Netter Chef, der weiß sicher von deiner Vergangenheit mit deinem Bruder." Ace biss sich förmlich auf die Zunge und er war sichtlich sauer. "Willst du jetzt was bestellen? Ansonsten hab ich noch zahlende Gäste. Komm in kein Café wenn du dir hier nichts leisten kannst und nach Gratis Food bettelst."
Strike für Ace! Das Spiel hatte er heute gewonnen und die beiden Störenfriede verzogen sich beleidigt aus dem Café. "Du solltest nicht mit dieser Gruppe abhängigen. Das ist nicht gut für dich."
Ich trank einen Schluck und behielt die Tatsache das Lisa das selbe über Ace sagte lieber für mich. Er musste noch eine ganze Weile arbeiten, aber das machte mir nichts aus. Ich laß gerne in der Ecke am Fenster, genoss einfach die Atmosphäre und auch das Ace permanent ein Auge auf mich hatte.
Ich war super glücklich, allein durch die Tatsache das er mich als seinen Freund bezeichnet hatte und war wie Carry die von Mr. Big beobachtete wurde. Nichts konnte mich gerade stören oder meine gute Laune trüben. Auch nicht die neusten Fotos und Verabredungen im Klassenchat bei denen ich natürlich nicht eingeladen war. Gerade störte es mich nicht und ich war schon froh wie es gerade war. Seit ich Ace über den Weg gelaufen war hatte sich mein soziales Leben um einiges bewegt und ich war mir sicher das ich auch zurück in der Schule neue Bänder knüpfen konnte. So freute ich mich sogar auf die Schule und zitterte nicht wie üblich, nach den Ferien, aus Angst wieder gemobbt zu werden wenn es hieß Gruppenwahl in Sport, keiner will den Schmallen ohne Muckis, oder in sonstigen Fächern ich als Einziger übrig blieb der von einem Lehrer dann random einer Gruppe zugewiesen wurde nur um dann genervte Blicke ab zu bekommen. Die sich dann aber veränderten sobald der Großteil der Aufgaben an mich abgegeben wurden.
Ich hatte das Gefühl das selbst die Lehrer Mitleid hatten, aber nicht viel Lust sich darum zu kümmern. Viel eher hatten sie alle die selbe Einstellungen wie mein Mathelehrer. "Du bist doch klug, lass dir was einfallen wie du mit deinen Mitschülern klar kommst."
Und das habe ich, auch wenn es mühselig ist die ganzen Serien als Hilfe zu benutzen und ich meinen Kopf mit teilweise unsäglichen Müll gefüttert hatte.
DU LIEST GERADE
Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereicht
Novela JuvenilNathe ist der Inbegriff eines 18 jährigen Nerds. Schlank und mit 1,70m machte er eine ziemlich drahtige Figur, mittellanges braunes Haar und von der Sonne gemiedene Haut taten ihren übrigen Dienst. Zu seinem Leid sticht er ebenfalls mit seiner überr...