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"Ich nehme dich einfach mit okay? Oder noch besser du sagst mir einfach was du willst."
"Ich soll dir sagen wie der Friseur dir die Haare schneiden soll?"
Während ich in der Wanne lag und unter unmöglich viel Schaum verschwand lief Ace durch die Stadt und hielt das Handy etwas weiter unten weshalb ich einen ganz neuen Blick auf ihn werfen konnte. Viel mehr auf seine Brustmuskeln die sich unter dem Pullover abzeichneten.
Ace schien auch nicht zu frieren, denn während andere im Hintergrund dicke Jacken trugen hatte er lediglich einen schwarz - weißen Hoodie mit offener Jacke an. Die Jacke sah auch nicht besonders dick aus, eher wie eine dünne schwarze Jeansjacke.
"Ja why not. Meine Haare sind lang geworden und meine Mutter schimpft das mich so keiner einstellt."
"Gab's im Knast keinen Friseur?"
Er war kurz vor'm Laden, als er zynisch lachte.
"Klar, auch einen Zahnarzt, aber der war wenigstens ein echter Zahnarzt. Haare werden dort von den anderen Inhaftierten geschnitten, als Job-Alternative. Denkst du ich lasse Typen, die selbst sitzen, mit einer Schere in die Nähe meines Nackens? Glaub mir, nach dem was ich da so sah ..... No way."
Mit dem Gesicht halb unter'm Wasser blubberte ich ein bisschen vor mir her und beobachtete ihn weiter. Ich mochte es irgendwie wenn er mich mit sich mit nahm - auch wenn es nur digital war und mit leichten Störungen bei schlechtem Signal in Bahn oder Bus.
"Ich leg lieber auf. Dein Friseur muss mich ja nicht in der Wanne sehen. Schneid nur nicht zu kurz. Ich mag dein langes Haar. Am liebsten würde ich gerne wieder durchwuscheln. Soll ich meinen Onkel fragen ob es irgendwie möglich ist das du zu mir kommst?"
"Klar wieso nicht. Ich bezweifle zwar das ich einreisen darf, aber versuchs. Bye bis später."

Wir legten auf, ich wusch mich zu Ende und widmete mich meinen Schulaufgaben. Ich hatte dank Aces Ablenkung kaum gelernt und auch in der Schule nicht wirklich aufgepasst.
Konzentrieren konnte ich mich aber auch kaum, wenn ich nur daran dachte das er nach dem Termin wieder anriefen um mir seine neue Frisur zu zeigen. Es war fast schon süß, dass er es war der sich bei mir meistens als erstes meldete und Aufmerksamkeit verlangte.
Es war fast schon drollig und ich vergaß auch fast schon wieder das er den Strip Club wie selbstverständlich aufsuchte ohne daran zu denken ob ich das gut finden würde oder nicht.

"......Apartheid, die Politik der Rassentrennung zwischen Weißen, Schwarzen und Mischlingen (Coloureds) sowie später Asiaten in der Republik...." Ich fing gerade erst an unser neustes Thema aus zu arbeiten, als ich darüber nachgedachte ob das Wort Rasse heute noch angemessen sei, schließlich sei dies eine der Fragen die ich noch zusätzlich beantworten müsste. Natürlich nicht mit weniger als 200 Wörter für diese eine Frage, eine von fünf. Zusätzlich zur Zusammenfassung.
Darüber nachdenkend fragte ich mich wie das eigentlich bei Ace aus sah. Seine Mutter war definitiv Asiatin, sein Vater nicht, er hatte nur feine Züge und kam mehr nach seinem Vater. Aber Asien ist auch riesig und ich hab nie so wirklich gefragt, er hat aber auch keine typischen Dinge getan die Hinweise geben könnten. Und gleich schon war ich mit diesem Gedanken bei einer der nächsten Fragen über Stereotypen damals und heute.
So schnell und dennoch korrekt ich konnte erarbeitete ich alle Inhalte und beendete meine Aufgabe pünktlich um erneut mit Ace zu telefonieren.

"Oh du siehst gut aus. Gefällt mir."
Sein Haar war noch immer lang, aber nicht mehr so lang wie vorher, aber vor allem hatten sie jetzt einen richtigen Schnitt drin.
"Hey sag mal Ace. Wo kommt deine Mutter eigentlich her?"
Meine Frage überraschte ihn etwas und sorgte für Stirnrunzeln und Sekunden langem nachdenken. "Ich frag nur aus Neugier. Ich arbeite gerade an einem passenden Thema für die Schule. Apartheid und da hab ich mich gefragt wie es so bei deiner Familie ist."
"Ich hab keine Ahnung was Apartheid ist. Das Thema kam wohl als ich nicht mehr in der Schule war. Aber meine Mutter ist Koreanerin süd.... Sie besteht darauf das man nicht denkt sie sei aus dem Norden."
"Kannst du denn koreanisch?"
"Ein bisschen, aber naja es reicht höchstens für oberfläche Unterhaltungen."
"Warst du schon mal dort?"
"In Korea? Nein. Mein Großvater war mal hier. Als er von Alec hörte und ihn sah war er begeistert, aber als er alles über mich hörte war er weniger begeistert. Er sagte das meine Mutter es nicht wagen sollte der Familie einen faulen Apfel zu präsentieren, sonst würde sie niemals etwas erben. Keine Ahnung was es zu erben gibt, aber .... Wie du siehst war ich nie da."
Es war betrübend mit an zuhören, dass er so ausgestoßen wurde für Dinge die eigentlich auf Alecs Konto gingen, aber Ace schien mehr als entspannt damit zu sein. Er verzog keine Mimik, rauchte entspannt während er sich auf eine Bank setzte, mit mir telefonierte und sah dabei auch noch unheimlich sexy aus. Mittlerweile triggerte mich fast alles was er tat und sorgte für ein warmes Gefühl Herz abwärts und in die Tiefen meines Schritts.
"Das reicht jetzt. Mach lieber dein Zeug fertig und geh schlafen. Nicht das du noch meinetwegen schlechte Noten bekommst."
In Anbetracht dessen das meine Noten tatsächlich gelitten hatten musste ich Ace da zustimmen und verabschiedete mich widerwillig ins Bett, aber nicht bevor mich Ace noch einmal ärgerte.
Ich wollte eigentlich tschüss sagen und auflegen, als er sich kurz umsah und mit einem beherzten Griff an seinem Shirt dies nach oben zog und mir seine Bauchmuskeln zeigte.
"Gute Nacht."

Wolke 6 1/² - für mehr hat's nicht gereichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt