Kapitel 63

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Aria


"Du kannst ihn nicht verlassen! Du darfst nicht aufgeben! Kämpfe gegen deinen Tod an!" Ich werde von verschiedenen Geistern angeschrieen, alle bläuen sie mir ein, wenn ich ihn verlasse, wird das in einer Katastrophe enden. "Komm, ich muss dir etwas zeigen!" Ein Geist mir langem grauen Bart steht vor mir und bedeutet mir mit einer Handbewegung ihm zu folgen. Lautlos schwebe ich ihm hinter her, zu meinem Körper. Er deutet auf jemanden, der daneben sitzt und bitterlich weint. Caleb! Meine Augen füllen sich bei dem Anblick mit Tränen, als ich sehe, wie jemand aus dem Wald kommt und ihn weg zerren will. Fünf Jungen müssen ihn festhalten, um ihn halbwegs mitziehen zu können, vier andere gehen auf meinen Körper zu und ziehen ihn mit betrübtem Blick und Tränen in den Augenwinkeln hinter sich her. Mein Blut zieht eine rote Spur über den Waldboden, als auf einmal die Sicht verschwimmt. "Er ist ein Warack ohne dich! Erinnerst du dich an den kurzen Moment, in dem seine Augen gelb waren, bevor er dich getötet hat? Er konnte sich nicht beherrschen." "Ich erinnere mich an die Angst in seinem Blick." "Er hatte Angst, dich zu verlieren! Dein Körper heilt, auch wenn du tot bist. Er hat die Heilmittel gegeben! In dem Momen, als seine Augen gelb waren, hat er dafür gesorgt. Oft haben Werwölfe die Wahl, doch meistens treffen sie die falsche. In jedem Rudel ist mindestens ein Heiler, der dir normalerweise nach der Tötung das Heilmittel verabreicht, aber dir wurde es gleich gegeben. Nun ist es deine Wahl, ob du zurück in deinen Körper willst, um Caleb zu helfen. Komm, ich will dir noch etwas zeigen!" Er führt mich zu dem Geist eines kleinen Mädchens, dass sich in einer Ecke zusammen gekauert hat. Ihre Augen sind trüb. "Das ist das Mädchen, dass er gefressen hat. Sie hatte schreckliche Angst vor Caleb, doch noch größere hatte sie vor ihrem Vater. Sie hat Angst, er bringt sich um, um bei ihr zu bleiben." Ich knie mich neben das Mädchen und lege ihr eine Hand auf die Schulter. Sie schaut zu mir auf und ich kann in ihren Augen den Schmerz sehen. In ihren Augen spiegeln sich verschiedene Szenen wieder. Ihr Vater, der sie in eine Gefängniszelle wirft und sie dort vergewaltigt. Ihr Vater, der sie mit seinem Gürtel schlägt, bis ihr Rücke blutet und angeschwollen ist. Ihr Vater, der ihr mit einem Messer über den Bauch fährt und dort eine rote Linie hinterlässt, die sich immer weiter ausbreitet. "Wenn du jemandem davon erzählst, bist du ein totes Mädchen!", flüstert er ihr wieder und wieder in ihre Ohren, während er weiter Linien zieht. Dann Caleb, der sie aus gelben Augen mustert. Langsam färben sie sich rot und er fällt über sie her. Wie er sie frisst, während sie dabei zuschaut. Sie spürt keinen Schmerz, dafür hat er mit seinem Gift gesorgt. Der einzige Grund, warum ihr Tränen die Backe runter laufen, ist der, dass sie Angst hat, ihr Vater könnte sie retten. Wusste er das? Wusste er, dass sie sterben will? "Du musst keine Angst haben, ok?" "Warum sagst du das, wenn ich in deinen Augen genauso viel Angst sehen kann, wie du in meinen?" "Weil du Angst vor jemandem hast, ich habe Angst um jemanden. Das ist ein Unterschied! Hier kann dir niemand etwas tun!" Die kleine lächelt leicht und nickt dann. "Geh zu ihm, er braucht dich!" Woher... "Wunder dich nicht. Alle hier wissen bescheid. Er ist ein starker Geist, aber ohne dich ist er gebrochen." Er geht weiter und ich folge ihm, bis es an einer Stelle wieder flimmert. Wir können in eine Zelle sehen, in der sich Caleb frustriert durch die Haare fährt. Am Noden liegen überall kleine Brocken, die er wohl aus der Wand geschlagen hat. Immer wieder schlägt er auf die Tür ein, seine Knöchel bluten. Als er endlich drausen ist, rennt er zu der Stelle, an der mein Körper lag, doch dort ist er nicht mehr. Er fängt an zu heulen und die Trauer, die in seinem Gesang mit schwingt ist unüberhörbar. Auch andere Geister haben sich jetzt um mich versamelt und schauen auf einen gebrochenen Werwolf hinab, der den Tod seiner Gefährtin betrauert. "Du solltest zu ihm zurück kehren!" "Ich weiß, aber wie wird er das verkraften?" "Wie wird er es verkraften, dich nie mehr zu sehen? In dem Wissen zu leben, dass er dich umgebracht hat? Wie stellst du dir das vor? Du kannst ihn nicht im Stich lassen! Er hat dir auch geholfen! Was hat er getan als du gemobbt wurdest?" "Er hat mir geholfen..." "Willst du dich nicht revanchieren? Er hat sich für dich geändert!" "Wenn er sich geändert hätte, wäre ich jetzt nicht tot!" "Begreifst du es nicht? Diese Wut konnte er nur ausleben, weil du nicht bei ihm warst! Denk daran, wie er sich verhalten hat, wenn du dabei warst!" "Er war nett, lieb und vorsichtig." "Siehst du? Er hat sich verändert! Es wird Zeit, dass du zu ihm zurück kommst!" Auf einmal spüre ich, wie sich mein Herz verzieht. "Was ist das?" "Der Verlust verändert ihn! Du musst dich beeilen!" Auf einmal schimmert es um mich herum und ich stehe hinter ihm, allerings immer noch als Geist. Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter. "Mach das nicht!" "Aria?" "Ich werde wieder kommen, aber versprich mir, dass du das nicht tust!" "I-ich verspreche es dir..." Zufrieden drehe ich mich um und schwebe los, um meinen Körper zu suchen. "Ich mach es dir leichter!" Der Geist mit dem grauen Bart schnipst einmal mit den Fingern, kurz darauf ist alles schwarz. Als ich meine Augen wieder öffne, fühle ich mich klebrig und dreckig. Ich liege in einer Zelle von Calebs Keller, um mich rum ist es dunkel. Ist es das, was ich glaube was es ist? "Bringt den Sarg raus! Wenn Caleb zurück kommt und ihn hier sieht, flippt er aus!" Ich hämmere gegen das Holz. "Halt! Halt!" "Habt ihr das auch gehört?" "Ja, aber ich hatte gehofft, ihr habe es nicht gehört..." "Warum?" "Weil das dann bedeutet, dass nur ich verrückt werde!" Wieder hämmer ich gegen das Holz und versuche es hoch zu drücken, doch es bewegt sich nichts. "Sollten wir rein schauen?" "Ja. Sicher ist sicher!" Ich höre, wie Nägel gezogen werden und kurz darauf hebt sich der Deckel. "Hey, Jungs!"

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Uff, irgendwie wäre es scheiße, wenn sie wirklich gestorben wäre... aber so richtig! Aber jetzt wandelt sie ja wieder unter den lebenden und nicht mhr unter den Geistern ;) Hoffe, du magst mich doch wieder Emma!! :D

Eure Moon

Howl - Das Heulen der WölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt