Aria
Ich weiß nicht wieso, aber sein Gesicht verdunkelte sich schlagartig. Er hat sich aufgerichtet und mir fiel das erste mal auf, wie groß er eigentlich ist. Der hat doch mindestens zwei Meter! Ich konnte wieder seinen Wolfsgeruch riechen, so wild aber ich weiß nicht nach was. Er steht direkt neben mir und spannt seine Musklen an, um sie kurz darauf wieder zu entspannen. Ich beobachte sein Muskelspiel und Mama schaut auf seinen Bauch und dann total ungläubig. Stimmt, er schläft ja immer oberkörper frei! Ich schaue auch auf seinen Bauch und sehe, wie seine Muskeln sich bewegen und anschwillen, auch seine Arme werden ein Stück breiter. Was ist denn jetzt los? Erschrocken weiche ich ein paar Schritte zurück, was ihn dazu veranlasst, seinen Kopf ruckartig in meine Richtung zu drehen. Durch diese hektische Bewegung verlor ich mein Gleichgewicht und wartete darauf, Bekanntschaft mit dem Boden zu machen, doch als ich die Augen öffnete, schwebte mein Gesicht wenige Zenitmeter davon entfernt. "Komm mit, meine Tochter. Ich werde mich um dich kümmern. Ach js, Junge? Nimm nicht so viele Hormon Tabletten, ja?" Und spätesten jetzt wünschte ich, mein Gesicht hätte den Boden geküsst. Ich lag in den Armen meines Vaters, der mich gierig anstarrte. Seine Augen färbten sich tiefrot, als er an meinen Hals starrte. Scheiße! Mein Körper produziert nicht genug Blut um ihn jetzt zu ernähren. "Ich nehme keine Hormone und sie sollten sie jetzt runter lassen!" "Was willst du gegen einen Vampir ausrichten? Du würdest nicht einmal sehen, wenn ich mich bewege!" Auf einmal knalle ich gegen den Boden, mein Vater wäre jetzt eigentlich hinter Caleb, doch der hatte sich ebenfalls umgedreht und überragte meinen Vater um fast zwei Köpfe, der sich tatsächich ein wenig ängstlich umsah, bis sein Blick hilfesuchend an mir hängen blieb. "Hilf mir!", schien er sagen zu wollen, doch als er den Mund öffnen wollte, kam ihm nichts über die Lippen. "D-du bist auch ein Vampir?" "Haha, nein. Ich bin etwas weitaus gefährlicheres. Ich bin die einzige Spezies, die deiner überlegen ist, und das um längen!" Mein Vater schaut ihn verwirrt an und ich schwöre, ich kann sehen, wie sich erst einzelne Rädchen drehen, es dann immer mehr werden und sie dann rauchend stehen bleiben. "Was soll das bitte sein?" "Hm... überleg mal." "Ich weiß es nicht. Ein Fuchs?" "Dad, weißt du, wie bescheuert du bist?" Er kommt einen warnenden Schritt auf mich zu, doch Caleb stellt sich vor mich. "Sie. Gehen. Jetzt.", ich kann in seiner Stimme hören, wie schwer es ihm fällt, seine Wut zu beherrschen. Wie hat er es nocheinmal beschrieben? Er sieht wie durch eine rote Brille. Auf einmal bauen sich neben ihm Ethan, Alaric, Pascal und Cole auf. Als ich aus dem Fenster schaue, stehen dort die anderen. Mein Vater geht wieder ein paar Schritte zurück und schaut wieder hilfesuchend zu mir. Ich drücke mich an Caleb vorbei und stoße dann mit meiner Handfläche gegen Dads Brust. "Du bist der letzte, der von mir Hilfe erwarten kann! Du bist ein verdammtes Arschloch! Du schleimscheißender Bambusaffe kannst mich mal!" "Diese Aufforderung lasse ich mir nicht entgehen!" Vor mir blitzen blutrote Augen auf, keine Sekunde später spüre ich wie mir mein Lebenselexier, mein Blut, langsam aus dem Körper gezogen wird. Nach wenigen Sekunden fängt alles an sich zu drehen, sein letztes mal ist einfach noch zu nahe, als dass mir die geringe Menge, die er bis jetzt getrunken hatte, nichts ausmachte. Ich wollte ihn wegschubsen, doch er war zu stark. Er krampte seine Hände an meiner Taille und drückte zu, bis die Schmerzen unbeschreiblich wurden. Es war wie eine grausame Imitation von Calebs Griff, der seine starken aber doch zarten Hände vorsichtig auf meiner Taille plaziert hatte, als wäre ich eine Glaspuppe. Neben mir ist ein tiefes Knurren zu hören und kurzzeitig dachte ich, Caleb würde als Wolf neben mir stehen, doch er ging als Mensch auf meinen Vater los. Seine Zähne rissen meine Haut auf und ich spürte, wie das Blut meinen Hals runter in meinen Ausschnitt floss. Alaric hob mich hoch und dann wurde alles schwarz.
"Sie hat zu viel Blut verloren!" "Dessen bin ich mir bewusst, ok?" "Warum hast du dich nicht in einen Wolf verwandelt?" "Ich wollte, dass er sieht, wer ihn tötet!" Mein Vater ist tot? Statt trauer spürte ich pure Freund und fühlte mich nicht einmal schlecht deswegen! "Aber du hast ihn nicht getötet..." "Ich weiß, reibs mir nicht unter die Nase, ok?" "Warum, verdammt?!" "Weil die scheiß Frau geschrieen hat wie am spieß! Dieser Spast hat einen Zauber auf sie gelegt!" "Wie meinst du das?" "Wenn du ihren Vater tötest, stirbt ihre Mutter durch dieses Band ebenfalls! Er wusste genau, dass Aria ihm nichts tun würde, wenn ihre Mutter vor schmerzen weinen würde!" "Und was ist, wenn sie stirbt?" "Das Band funktioniert auch in die andere Richtung." Was? Meine Mutter müsste sterben, um meinen Vater zu töten? Ich spüre, wie mir eine Träne die Wange entlangfließt. Als ich die Augen öffnen will, durchzuckt mich ein Schmerz und meine Lider werden wieder schwer. "Aria?", Caleb klingt besorgt, als ich vor schmerz aufzische. Warum tut mein Hals so weh? Warum fühlt sich mein Kopf an, als würde er jeden Moment explodieren? Warum kann ich mich kaum bewegen? "C-caleb?", meine Stimme ist schwach, leise und zittrig. "Ich bin hier, meine Prinzessin!", etwas nasses landet auf meiner Wange. Als ich langsam meine Hand hebe, um das abzuwischen, fällt noch einmal etwas nasses auf mich, diesmal direkt auf die Lippen. Ich dem Moment, als ich die salzige Flüssigkeit schmecke, weiß ich das Caleb weint. Vorsichtig öffne ich die Augen und kann erst nur dunkle Umrisse im Kontrast des blendenden Lichts erkennen. Als sich mein Blick geklärt hat, sehe ich einen schwach grinsenden Caleb über mir lehnen, dessen Augen rot und geschwollen sind. Ich will ihn umarmen um ihn zu trösten, doch er drückt mich sanft zurück und legt seine Stirn an meine. "Du solltest dich ausruhen, meine Süße. Du hast viel Blut verloren!" Ich folge seinen Anweisungen und schließe wieder die Augen. Ich falle in eine grenzenlose schwärze und falle und falle. Es hört einfach nicht auf.
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Howl - Das Heulen der Wölfe
WerewolfEin furchterregendes Heulen aus dem Wald und leuchtend gelbe Augen, die einem aus dem Dickicht heraus beobachten. Mehr braucht es in dieser Stadt nicht, um die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen zu lassen. Arias Umzug hätte sie an k...