Kapitel 6

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Das grelle Licht am nächsten Morgen weckte mich. Mein Magen schmerzte, da er komplett leer war. Der Mann betrat das Zimmer, in seiner Hand hatte er einen Teller und eine Wasserflasche. Er schloss die Tür wieder nicht hinter sich, sondern ließ sie angelehnt.

"Komm her, Sayo." Forderte er.

Ich stand mit zitternden und schwachen Gliedern auf und ging zu ihn. Als ich das Essen, es war eine Scheibe Toast mit Butter, sah, Knurrte mein Magen nur. Ich merkte, wie meine Wangen sich erhitzten, doch sein Blick blieb kalt. Er stellte den Teller und die Wasserflasche ab, nahm die Scheibe Toast und hielt sie vor meinen Mund. Ich wollte sie abnehmen, doch seine freie Hand schlug sie mir weg. Ich öffnete unsicher den Mund und ließ mich von ihn füttern. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, er zog es ganz schön in die länge. Als die Scheibe in meinen Magen war. Nahm er die Wasserflasche. Als ich meine Hand leicht dannach ausstreckte, sah er mich warnend an. Ich ließ also meine Hand sinken. Der Mann, ich kannte seinen Namen ja nicht, setzte die Flasche an meinen Lippen an. Sich füttern zu lassen war schon demütigend gewesen, doch das hier übertraf es. Natürlich kam ich nicht hinterher, das Wasser lief aus meinen Munkwinkeln und meinen Hals hinunter. Als er zu schnell war, wollte ich nach der Flasche greifen, doch er fing sie ab und drückte sie schmerzhaft zusammen. Ich verzog mein Gesicht, es floss mehr Wasser daneben und die Flasche wurde leer.

Als ich merkte, dass er gehen wollte, hielt ich ihn fest. Seine Hand hatte ich nicht kommen sehen, da knallte sie schon gegen meine Wange. Ich hielt sie mir und wich zurück. Schreckhaft blinzelte ich die Tränen zurück. Mein Hals fühlte sich durch das Wasser weniger kratzig an. Der Mann holte eine Salbe, die er vor die Tür gelegt hatte und kam dann wieder. Er nahm meine Kapuze ab.

"Halt deine Haare." Forderte er.

Ich folgte seiner Anweisung und hielt meine Haare hinten zusammen. Er schmierte das durchsichtige Gel auf meinen Hals, es kühlte zwar wohlig, doch zeitgleich taten seine Berührungen weh. Sah es so schlimm aus? Ich hatte hier unten keine Spiegel oder irgendeine Spieglung in der ich mich hätte sehen können.

"Darf ich eine Decke haben?" Fragte ich vorsichtig, als er den Deckel auf die Tube schmierte.

"Nein." Sagte er sofort.

"Wieso?" Fragte ich vorsichtig.

Meine Stimme war noch sehr leise, jedes Wort tat weh.

"Musst du dir verdienen." Mehr bekam ich nicht.

Er verließ den Raum, kam erst zum Abendbrot wieder. Es war diesesmal eine normale Scheibe Brot mit Butter. Ich ließ mich wieder von ihn füttern, hatte dabei meine Hände auf den Rücken, damit ich nicht ausversehen wieder nach den Brot oder der Flasche griff. Er verließ den Raum, ich sagte nichts. Er schaltete sofort das Licht aus. Vorsichtig ging ich in meine Ecke, nahm das Handtuch um mich abzutrocknen.

Es ging vier Tage so. Obwohl...waren es drei Tage? Was ist, wenn er es immer nach belieben macht? Wie lange war ich wirklich hier? Ich weinte oft, ich fror die ganze Zeit, hatte das Gefühl jeden Moment zu erfrieren. Meine Haare waren fettig, ich wollte mich selbst nicht riechen und meine Klamotten waren dreckig. Ich fühlte mich echt ekelig, ein Wunder, dass er keinen abfälligen Kommentar darüber gelassen hatte. Da ich nur Brot oder Toast bekam, fühlte ich mich schwach. Ich hatte bestimmt schon etwas abgenommen, doch man sah es nur leicht. Mit ihn gesprochen hatte ich nicht. Jedes mal, wenn ich dazu ansetzen, was zu sagen, kam nur ein verächtlich "Tz".

Irgendwie war das zum Warnzeichen geworden, denn er tat es jedesmal, wenn ich irgendwas machte was er nicht wollte oder er merkte, dass ich was vor hatte. Als ich zu lange auf die Tür geschaut hatte, hatte ich eine Backpfeife bekommen. Sie war nicht hart, aber reichte als Warnung.

An meinen sechten Tag hier, war ich vor ihn wach. Die Dunkelheit...ich hasste sie, fürchtete sie. Ich mochte sie nicht und langsam hatte ich das Gefühl durchzudrehen. Die Einsamkeit machte mich krank. Mein Kopf machte mich krank. Ich war manchmal erleichtert, wenn ich die Tür draußen hörte, die sein ankommen ankündigte. Denn auch wenn es nicht lange war, so war ich dann wenigstens nicht alleine.

Er öffnete die Tür und schaltete das Licht an. Bisher hatte er kein einziges mal vergessen zuzuschließen. Ich stand auf, meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Auf den Teller war mehr als sonst. Meine Augen hatten wohl ein kleines Funkeln, denn sein Mundwinkel zuckte amüsiert. Ich ging wie jeden Tag zu ihn.

"Hände." Ich legte sie sofort auf meinen Rücken.

Er nickte zufrieden. Nahm zuerst das Toast und fütterte mich. Als ich schon fast dachte, dass er die Apfelstückchen nur mit draufgehen hatte, um mir Hoffnung zu machen, nahm er eins und fing an den Apfel an mir zu verfüttern. Es war das erste mal, dass ich wirklich satt war. Er öffnete die Flasche, setzte sie an und ich trank wie gewohnt drauß.

"Benimmst du dich, Sayo?"

Mindestens einmal, wenn er hier war, nannte er mich so. Ich wusste nicht wieso, wollte aber auch nicht fragen. Er hatte die letzten Tage nicht mit mir gesprochen, weshalb ich noch mehr überrascht war.

"Ja." Ich unterschrieb es mit einen nicken.

Mein Herz klopfte leicht. Ließ er mich gehen? Wobei, dass war vielleicht eine etwas zu große Hoffnung. Aber eine Decke! Er meinte, wenn ich mich benehme, dann bekomm ich eine.

"Gut. Du läufst vor." Forderte er.

Ich sah ihn ungläubig an und dann zur Tür. War das ein Trick?

No escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt