Kapitel 18

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Es kam nichts von ihn, nur die Peitsche sprach mit mir.

"Deinen Namen."

"Lia."

"Ich heiße Lia."

"Lia!"

Ich schrie nur noch vor Schmerz. Ich fragte mich, ob auf meinen Rücken noch eine unberührte Stelle war. Alles fühlte sich offen an, doch langsam wurde der Schmerz zur Taubheit. Er hörte nicht auf, nahm keine Rücksicht.

"Wie ist dein Name?" Er fragte noch immer.

Immer die selbe Frage. Immer der gleiche Ton. Er war ruhig, war geduldig. In den stillen Momenten, hörte ich seinen Atem, doch wenn ich nicht antwortete hob er wieder das Leder gegen mich. Mein Name.... mein Name ist Lia. Doch er entkam mir nicht. Es war nicht der Name, den ich aussprach.

"Sayo." Meine Stimme war leise, ich war mir nicht sicher, ob ich noch lange wach bleiben würde.

Mein Rücken bog sich durch, als er mich wieder traf.

"Lauter!" Forderte er.

"Sayo." Sagte ich nun in einer Normalen Lautstärke.

Doch als der Nächste mich traf, schrie ich den Namen vor Verzweiflung. Ich kniff die Augen zusammen, dachte, es würde wieder ein Schlag kommen. Doch es kam nichts. Als sich seine Hand auf meinen Hinterkopf legte, zuckte ich weg und machte mich klein. Ich rollte mich förmlich zusammen, hielt die Hände über meinen Kopf, wärend ich heulend vor ihn lag.

"Gutes Mädchen." Lobte er und hockte sich zu mir runter.

Seine Hand strich meine Haare vom Rücken runter und verließ dann den Raum. Das Licht ging aus und ich war wieder alleine in der Dunkelheit. Mein Hals schmerzte und ich merkte, wie mich die Erleichterung traf. Ich weinte lange, bis ich endlich in die Bewusstlosigkeit gezogen wurde.

Doch als ich wieder wach wurde, schien es so, als hätte die Hölle nie aufgehört. Alles tat mir weh und der Tritt in meine Seite machte es nicht besser. Ich stöhnte vor Schmerz auf und sah zu den dunkelhaarigen Mann hoch.

War es Abends? Der nächsten morgen? Nachmittags vielleicht.

"Stell dich an die Wand." Lautete seine Begrüßung.

"Bitte." Flehte ich leise.

Ich wollte nicht nachgeben, ich wollte nicht sagen, dass ich so hieß. Ich wollte meinen Namen behalten. Lia, so lautete mein Name. Als er das Ende der Peitsche losließ und diese sich ausrollte, schluckte ich.

"Mir tut alles weh, bitte."

Er zielte auf meine Oberschenkel, was nicht hieß, dass es weniger wehtat.

"Stell dich am die Wand." Wiederholte er sich.

Ich schüttelte weinend den Kopf. Fünf Schläge später, stand ich so wie gestern am der Wand. Mir ging viel zu schnell die Kraft aus, mir war schwindelig und ich kniete sehr schnell vor ihn. Er sagte dazu nichts. Als die Frage vom Vortag kam, schüttelte ich den Kopf.

"Sayo." Ich gab viel zu schnell auf. Doch er machte weiter, bis die Antwort verständlich war.

Dieses mal schlief ich nicht sofort ein. Ich war wach, lag aber auf den Boden. Seine Schritte entfernten sich und kamen nach kurzer Zeit aber wieder Näher. Als etwas Kaltes über mich ausgeschüttelt wurde, stöhnte ich auf vor Schmerz. Er ließ das destillerie Wasser über meinen Rücken laufen und nahm dann den feuchten Lappen um meinen Körper vom Blut zu befreien. Ich lag nur da, gab nur einen Ton von mir, wenn ich den Schmerz nicht aushielt. Mein Körper weigerte sich zu bewegen. Vorsichtig zog er mich zurecht, sodass er auch mein Gesicht reinigen konnte. Noch immer war getrocknetes Blut von der Platzwunde drauf. Er sah sich die Wunde an, reinigte sie und klebte ein Pflaster auf meine Schläfe.

Alles tat weg, selbst wenn er nicht an meinen Rücken kam, war mein restlichen Körper voll von blauen Flecken, welche er behandelte. Schweigend machte er mich sauber, das Wasser im Eimer war rot. Als er fertig war, hob er mich hoch und legte mich auf den Teppich. Dannach sprühte er Desinfektionsmittel auf meinen Rücken. Vorsichtig machte er mir einen einfachen Zopf, damit die Haare nicht in den Wunden hingen. Nachdem er alles genommen hatte, verließ er den Raum und ließ mich wieder in Dunkeln.

Hilfe. Bitte. Jemand muss mir doch helfen. Ich weiß nicht, wie lange ich das hier aushalten kann.

Als er das nächste mal kam, versuchte ich mich aufzurichten. Ich versuchte mich zu bewegen, versuchte selbst auf die Beine zu kommen. Er beobachtete mich dabei. Angst. Es war das einzige in meinen Adern, sie verweigerte mir das logische Denken, sie verweigerte mir, mir was auszudenken. Er war da und ich wollte keine Schmerzen. Ich wollt das hier nicht. Lebe. Lebe. Überlebe. Das war der einzige Gedanke.

Als er zu lange gewartet hatte, zog er mich hoch, was mich aufstöhnen ließ. Ich stand nicht an der Wand. Meine Beine hätten mich nicht mal für einen Schritt getragen. Zehn Schläge. Dann kam die Frage. Ich antwortete. Ich antwortete. Ich....fiel.

Es war das erste mal, dass ich bei der Strafe das Bewusstsein verlor. Ich sah sein zufriedenes Lächeln nicht, als ich zur Seite kippte. Ich merkte nicht, wie er mich wieder sauber machte und die Wunden versorgte. Gefangen im nichts, ihn ausgeliefert. Es war ein fürchterlichen Gedanke, vorallem, da ich nicht wusste, was er alles tun könnte. Wozu er in der Lage war. Doch er tat nichts. Er legte mich wie zum Vortag auf den Teppich, legte eine dünne Decke über mich und schloss mich wieder ein.

Am vierten Tag war mein Magen nichts. Gähnende Leere, ein unbeschreiblicher Hunger und endlich was zu essen. Ich war nicht mal in der Lage, mich ohne ihn zu bewegen. Er setzte mich auf und ich ließ mich von ihn füttern. Die Scheibe Brot war in diesen Moment das Wertvollste, was ich jemals hatte. Die Flasche Wasser eine Erlösung. Michael sah mich an, wärend er sie schloss.

"Wie ist dein Name?" Wollte er wissen.

"Sayo." Antwortete ich.

Die Antwort kam mir so gewohnt auf die Frage vor. So offensichtlich. Was man mit einen Menschen in wenigen Tagen machen konnte war faszinierend, erschreckend und es machte einen unbeschreibliche Angst.

"Wieso nicht Lia?"

Ich sah nicht auf, hatte das Gefühl es nicht mal zu können. Doch ganz leicht schüttelte ich den Kopf.

"Sayo." Ich konnte gar nichts anderes Sagen.

"Du heißt so, weil ich es will. Wiederhole." Forderte er auf.

Ich versuchte mich zu konzentrieren. Mein Kopf tat weh.

"Ich heiße Sayo, weil mein Herr es so will." Sagte ich.

"Sehr gut." Lobte er und ließ mich alleine.

No escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt