Es war klar, dass das alles irgendwann auf mein Immunsystem treffen würde. Michael ließ es aber nicht aus um mich so wie täglich zu füttern. Es war schwer sich aufrecht zu halten, doch das war ihn in diesen Moment egal. Krank nütze ich nichts. Das hatte er mir recht früh gesagt. Monik hatte Medikamente aufgeschrieben, die geholt wurden und mit denen ich vollgestopft wurde. Noch immer waren die beiden da. Ich fragte nicht, wieso. Es vergingen drei Tage, danach wurde es besser. Viel mehr als Schlafen, essen und trinken tat ich auch nicht. Als das Fieber endlich weg war und nur noch schnupfen meinen Körper belastete, sollte der "normale" Alltag wieder eintreffen.
Ich spürte seinen Blick, spürte seine Anwesenheit, doch sie war nun ein mal da, nicht änderbar. Das warme Wasser fühlte sich gut auf meinen Körper an, als der ganze Schweiß endlich abgespült wurde. Ich öffnete meine Augen, konnte durch die leicht beschlagene Scheibe den dunkelhaarigen Mann erkennen, welcher mich kontrollierte. Ich griff zum Rasierer und fing an meinen Körper von den Haaren zu befreien. Es war noch immer das, was die meiste Demütigung in mir weckte, doch ich konnte dagegen nichts tun, konnte nicht einfach sagen, dass ich es nicht tun sollte. Als ich das Wasser ausschaltete, stand der Mann auf und nahm ein Handtuch. Sobald ich aus der Dusche kam, nahm ich es entgegen und wickelte es um mich. Meine Beine zeigten mir, das mein Körper noch geschwächt war.
"Simon reist heute Abend ab, vorher werden noch Geschäftspartner kommen. Ich möchte, dass du dich vorzeigbar verhältst." Informierte er mich.
Wenn ich eine Sache mitbekommen hatte, dann war es der Stress. Die Unruhe auf den Flur und die angeregten Telefonate, wenn man auf dem Weg ins Arbeitszimmer war. Nicht nur einmal wurde ich deshalb geweckt. Scheinbar hatte nicht nur Michael Feinde, sondern auch seine Kunden, die eigentlich schon vor drei Tagen ihre Ware abholen sollten. Stattdessen kommen sie heute.
"Verstanden, mein Herr." Seine Mundwinkel zuckten.
Nach dem ersten mal Wadenbinden wickeln, war Michael da. Er war der einzige den ich gesehen hatte, der einzige der bei mir war.
"Brav, Sayo." Er ließ wirklich kein Gespräch aus, um diesen Namen nicht mal zu erwähnen.
Was war das überhaupt für ein Name? Welche Bedeutung hatte er? Bedeutete es Sklavin in irgendeiner Sprache? War es eine Beleidigung? Etwas abartiges?
"Herr?" Fragte ich, als er gerade das Badezimmer verlassen wollte.
"Ja?"
"Was bedeutet Sayo eigentlich?" Er drehte seinen Kopf zu mir, leicht zuckten seine Mundwinkel, als sei er über die Frage belustigt.
Aber er ging, ohne, dass ich eine Antwort bekam. Wahrscheinlich würde ich die Bedeutung niemals erfahren. Ich machte ich fertig, cremte meinen Körper komplett ein um keinen einzigen Makel zu haben, wenn Besuch kam. Meine Augen trafen mein Spiegelbild. Die kurzen dunklen Haare waren noch immer Fremd. Das Halsband war wie immer. Als wäre es zu einen Teil von mir geworden. Bevor ich das Bad verließ, atmete ich ein mal tief ein und aus.
Ich gewöhnte mich viel zu sehr daran, dass der Herr der einzige war, den ich sah. Es war verwirrend, andere im Haus zu haben, wobei ich vermutete, dass ich mich an Simon gewöhnen müsste. Immerhin schienen die beiden eng miteinander zu arbeiten. Waren sie auch Freunde? Oder nur Geschäftskollegen? Im Wohnzimmer standen viele Kisten, welche, die ich auf den Dachboden bei den alten Haus schon gesehen hatte. Waffen. Sie waren Waffenhändler, Simon vielleicht noch Sklavenhändler, doch wusste ich nicht, ob er wirklich mit ihnen Handelte oder sie nur bei sich hielt um von ihnen selbst gebrauch zu machen. Monik hatte mir erzählt, dass sie mehrere waren. Wieso? Wofür braucht man so viele Sklaven? Wofür brauchte man sie überhaupt? Bei Michael war es klar, er wollte den Haushalt bekommen haben, aber dafür hätte man sich auch eine Reinigungskraft suchen können. An sich gab es für jede Dienstleistung jemanden, der es gegen das entsprechende Entgelt tat. Aber wahrscheinlich war das genau das Problem. Einen Sklaven zu halten war vielleicht günstiger, als jemanden einzustellen. ich wusste es nicht, kannte mich damit ehrlich gesagt nicht wirklich aus.
Meine Beine brachten mich in die Küche. Dort saßen alle. Die Männer aßen zum brunch. Ihre Art und Weise, wie sie miteinander sprechen...für mich sah es so aus, als wären sie auch so befreundet. Ob sie sich durch die Geschäfte kennengelernt hatten? Hatte der eine den anderen hineingezogen oder war es so, dass sie zusammen beschlossen hatten, das hier alles zu tun? Ich bekam keine Antwort. Selbst wenn ich meine Fragen gestellt hätte, so würde ich wahrscheinlich keine bekommen. Meine Beine führten mich an die Seite des dunkelhaarigen. Ich versuchte nicht aufzufallen, als ich mich neben ihn auf den Boden niederließ, doch ich spürte sie. ich spürte den Blick von Simon und auch den von Michael, als ich mich setzte. Es war, als würden sie mein Verhalten komplett analysieren, als würden sie nur auf einen Fehler warten um mich zu züchtigen. Ich zitterte leicht, ließ den Versuch, mir meine Unsicherheit nicht anmerken zu lassen, komplett scheitern, doch es war in Ordnung so. Ich war nun einmal so und daran würde sich nichts ändern.
Angst, sie kroch mir ins Mark und Bein. Jeder Tag, nein jede Minute war eine Bewehrungsprobe. Ich war ein nichts, dass Sayo heißen sollte, war ein niemand, der keinen eigenen Willen hatte. Es gab hier nur eins, was ich tun konnte. Gehorchen. Doch ich wusste, dass ich den Verstand verlieren würde. Ich würde mich selbst verlieren, umso länger ich bei diesen Mann war.
Ich musste hier raus, musste hier weg. Doch fliehen? Kann man Abhauen ohne zu fliehen? Ohne eine Bestrafung dafür kassieren zu müssen, dass man einfach nur wieder frei sein wollte? In dieser Welt gab es sowas nicht. Wollte man sich selbst treu bleiben, wurde man ausgelacht, ausgeschlossen. Wenn man einen anderen Weg ging, spürte man den Spott und die Enttäuschung der anderen. Doch man würde es nicht sofort merken. Erst mit der Zeit, wenn ein Rückzug schon nicht mehr möglich war. Hier...hier war es was anderes...hier würde man solches Verhalten sofort spüren, man würde sofort dressiert werden, als sei man ein Zirkustier. Es war abscheulich und jedes mal, wenn ich an eine Flucht dachte, schien irgendwo eine Peitsche zu schlagen.
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No escape
DiversosNeugier war eine Eigenschaft, die man bei Intelligenten Menschen wieder finden konnte. Ein Zeichen für Intelligenz. Doch meine Neugier hat mich ins Verderben gezogen. Aber war es wirklich Neugier? Ich konnte mich noch an meine zitternden Beine und a...