Ich bekam kein Auge zu, zeitgleich wagte ich es nicht mich zu bewegen. Michael lag recht mittig auf den Bett, während ich mich am Rand hielt. Die Decke, die uns beiden war, bedeckte gerade so meine Beine bis zum Knie. Das Handy...es lag genau vor meiner Nase, genau vor mir. Der ruhige Atem war auf der anderen Seite. Es war so ruhig, dass ich mir einbildete mein eigenes Blut rauschen zu hören. Vorsichtig, mit zitternden Fingern, tippte ich auf den Bildschirm, das Licht vom Display blendete leicht. Seit fast einer Stunde lagen wir so. Seit fast mehr als einer dreiviertelstunde schlief er. Konnte ich? Konnte ich irgendwie...um Hilfe rufen? Jetzt?
"Sayo." Hörte ich ihn knurren.
Ich zuckte zusammen. Er drehte sich zu mir, sein heißer Atem hauchte mir gegen den Nacken. Ich wagte es kaum mich zu bewegen, als mein Herz auszusetzen wagte. Er griff über mich nach den Handy und schaltete es komplett aus, dann zog er mich an sich ran und somit weg vom Nachttisch. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Was wird er jetzt tun? Mich bestrafen? Scheiße. Ich war an seinen Handy und wurde erwischt. Er hat doch geschlafen, woran hat er das jetzt bemerkt?
"I-ich -" Wollte mich rausreden, doch wurde unterbrochen.
"Sei still." Unterbrach er mich.
Seine Stimme war total verschlafen und seine Lippen striffen bei jeden Wort meinen Nacken. Ein unangenehmer Schauer breitete sich aus und Gänsehaut machte sich bemerkbar. Ich war wieder kurz davor zu weinen und hielt mir deshalb die Hand vors Gesicht, unterdrückte jede Träne. Er tat nichts, er hielt mich weiter so, aber machte sonst nichts. Ich spürte, wie sich langsam mein Zittern beruhigte, meine Muskeln blieben wegen der Nähe jedoch weiterhin verspannt. Diese ganze Nacht war doch beschissen. Eine Träne lief über meine Wange.
"Komm her." Seine Stimme sagte mir, dass er noch nicht ganz wach war.
Ich war ja schon bei ihn, was. Sollte ich denn noch tun? Wie nah wollte dieser Psycho mich bei sich haben? Und trotzdem, trotzdem drehte ich mich zögerlich um und ließ zu, dass er meine Hände von Gesicht zog.
"Kein Grund zum weinen." Er wischte mir über die feuchte Wange, als hätte er in der Dunkelheit genau gesehen, dass sie über diese lief.
Ich blieb still, würde wahrscheinlich nur noch mehr weinen, wenn ein Wort meine Lippen verlassen würde.
"Schlaf jetzt." Er zog mich, sodass ich mein Gesicht in seiner verbundenen Brust verstecken hätte können.
Schlafen? Wie? Wie sollt ich in den Armen von so jemanden ruhe finden können? Erschrocken zuckte ich zusammen, als seine Hand auf meinen Rücken Platz fand. Ich drückte mich weg von ihr, näher an den Mann, der die zukünftigen Narben verursacht hat. Dort es zu spüren, dort berührt zu werden. Gott es war wie eine Demütigung, wie eine wortwörtlich wunde Stelle an meinen Körper, die jeden zeigte, wie schwach ich war. Leider beführwortete er scheinbar, dass ich zu ihn kam und ließ mir keinen weg wieder zurückzuweichen. Ich schämte mich vor mir selbst, hasste mich und versank in widerliches Selbstmittleid, dass mich nun doch tatsächlich in eine unruhige Traumlandschaft zog.
Wenige Stunden später erwachte ich, kalter Schweiß rang über meinen Körper. Ich sah mich um, realisierte jetzt erst, dass ich mich aufgesetzt hatte. Ich fühlte mich nicht gut, fühlte mich schlapp, einfach unwohl in meiner Haut. Meine Augen fielen neben mich, zu einer schlafenden Person, die nicht in den nächsten Minuten aufzuwachen schien. Vorsichtig sieg ich aus den Bett, meine Beine fühlten sich so schwer an, doch kaum stand ich, so setzte ich mich wieder hin. Schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen, schienen mir einen Streich spielen zu wollen. Auf dem Weg nach unten war ich schnell aus der Puste, doch ich ignorierte es.
Das Haus schien menschenleer zu sein, nichts regte sich oder sagte einen, dass hier drin leben herrschte. Nachdem ich Handfeger und Kehrschaufel gefunden hatte, machte ich mich daran sauber zu machen und die kleine Unordnung der letzten Nacht zu beseitigen. Die Sonne erkämpfte sich ihre Stelle am Himmel, doch ich sah ihr bei ihrer erfolgreichen Schlacht nicht zu. Zitternd machte ich einen Kaffee, während er in die Tasse lief hörte man jemanden. Ich sah auf, sah Simon, der sich eine Tasse aus den Schrank nahm und mir reichte. Zögerlich nahm ich sie entgegen, meine Hände zitterte leicht. Ich machte also zwei. Den ersten brachte ich Simon. Er beobachtete mich während ich ihn entgegen kam.
"Hinknien." Forderte er, als ich ihn das schwarze Getränk reichen wollte.
Verwirrt sah ich ihn an, tat es aber.
"Eine Hand unter die Tasse." Ich tat es.
"Niemals über die Augenhöhe servieren. Wenn wir beide stehen würden, müsstest du deinen Blick senken. Verstanden?"
"Ja, Sir."
Er hielt seine Hand mir entgegen, ich gab ihn die Tasse. Kein danke, kein nichts. Skeptisch sah ich ihn an, aber es kam nichts mehr von ihn, weshalb ich aufstand um meinen.....Den Herren seinen Kaffee zu bringen. Als ich die Zimmertür öffnete, zog er sich gerade an. Ich hielt inne. Sollte ich den Kaffee einfach abstellen? Ich betrat den Raum, erst jetzt sah er auf. So gut es ging versuchte ich seinen Blick zu ignorieren. Es ging nicht wirklich. Bevor ich das Zimmer verlassen konnte, pfiff der Mann mich zurück. Ich sah zu ihn, er wank mich zu sich. Seine Hand legte sich auf meine Stirn, sie war so kalt, dass es mir einen Schauer über den Rücken jagte.
"Klasse." Murrte er. "Geh ins Bad." Ich tat es, spürte seine Anwesenheit direkt hinter mir.
Ich setzte mich auf den Badewannenrand, beobachtete den Mann, der etwas zu suchen schien. Als er es fand, drehte er sich zu mir um und hielt mir das Gerät an die Stirn. Kurz darauf piepte es ein paar mal schnell hintereinander. Unzufrieden zeigte der Herr das Display, welches rot leuchtete.
"Leg dich in deiner Kammer hin, wehe ich sehe dich."
Fieber...39,1 Grad....das erklärte, wieso ich so schwach auf den Beinen war. Aber das es so schlimm ist, hätte ich selbst nicht gedacht. Ich verließ das Badezimmer, ging in die Kammer und ließ mich auf den dünnen Topper fallen. Mein ganzer Körper schien zu erfrieren. Es fühlte sich eher wie eine Unterkühlung, als eine zu höhe Temperatur an. Ich schloss meine Augen, triftete schon in den Schlaf und merkte nicht, dass die dünne Decke getauscht wurde und eine große Dicke über mich gelegt wurde. Eine kalte Hand lag auf meiner Stirn, doch erst als etwas kaltes an meinen Beinen war, wachte ich wieder auf. Monik kniete an meinen Beinen und fing an kühlende Wadenbinden zu wickeln.
"Schlaf weiter. Du mus-" Ich verstand sie gar nicht weiter, das schlief ich auch schon wieder ein.

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No escape
RawakNeugier war eine Eigenschaft, die man bei Intelligenten Menschen wieder finden konnte. Ein Zeichen für Intelligenz. Doch meine Neugier hat mich ins Verderben gezogen. Aber war es wirklich Neugier? Ich konnte mich noch an meine zitternden Beine und a...