Kapitel 20

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Zu sehen, auf was für einen Dreck man gelegt hatte, war wirklich ekelig. Zuerst hatte ich das Waschbecken und die Toilette sauber gemacht, dann hatte ich den Teppich so gut es ging ausgeschüttelt und aufs Waschbecken gelegt. Die Fließen wurden langsam weiß, das Blut war endlich vom Boden weg und dann schüttelte ich das Dreckige Wasser in die Toilette. Ich wollt ein zweites mal über die Fließen schrubben, als ich die Tür im Schloss hörte. Also spühlte ich nur den Lappen aus und tat alles zurück in den Eimer, die Handschuhe schmiss ich auch rein, da ich hier keinen Mülleimer hatte.

"Das sieht gut aus, Sayo." Bemerkte der Mann sofort.

"Danke, Herr." Ich rollte den Teppich wieder aus und dachte, er würde gleich wieder gehen.

Doch er nahm den Eimer, hielt die Tür auf und wartete, bis ich an ihn vorbeigehen würde. Unsicher ging  ich nach draußen, mein Herz raste und ich wartete auf ihn. Er ließ die Tür offen und führte mich nach oben. Im Badezimmer deutete er auf die Dusche. Irgendwie war es komisch. Er war heute so nett im Vergleich zu den letzten Tagen? Ging es ihn gut? Hatte er etwas erfolgreich abgeschlossen?

"Geht das mit Halsband?" Wollte ich wissen.

"Natürlich." Er lächelte leicht amüsiert.

Ich trat also in die Dusche und fing an mich vorsichtig zu waschen. Er räumte das Putzzeug weg, doch ich bemerkte seine Blicke immer wieder auf mir. Meine Muskeln entspannten sich, als das warme Wasser auf mich brasselte. Draußen war es bewölkt und ich war etwas enttäuscht, die Sonne nicht sehen zu können. Ich wusch meine Haare zwei mal, ließ mir Zeit und genoss jede Sekunde. Es schien als hätte ich mein Schamgefühl ihn gegenüber verloren. Aber war es nicht klar, dass das passieren würde, wenn ich auf unbestimmte Zeit nackt vor ihn war? Ich wusch mich, dachte gar nicht über ihn nach und rasierte mich.

Fertig mit allen reichte er mir ein Handtuch und ich machte mich trocken. Zumindest versuchte ich es. Schlussendlich nahm er mir das Handtuch ab und machte vorsichtig meinen Rücken trocken. Ich hatte Angst, den Grind runterzuruppeln. Doch er nahm mir das ja ab. Ich fühlte mich ausgelaugt, wollte mich am liebsten in eine weiche Decke kuscheln und schlafen. Durch die Belastung der Wunden, die wenige Nahrung, ich war leicht aus der Power zu bringen. Vielleicht war das ja der Grund, wieso er mich deshalb hoch zum duschen ließ. Ich föhnte meine Haare und kämmte sie vorsichtig durch. Unten hatte ich mitlerweile auch eine Bürste, damit sich das Haar nicht verfilzt. 

Wir machten uns auf den Weg nach unten. Jedoch bog er in die Küche ab und nicht, wie ich dachte, in den Keller. Meine Beine folgten ihn, ohne groß drüber nachzudenken. Er legte sein Handy auf die Küchenzeile und mein Blick blieb daran hängen, jedoch sah ich schnell wieder weg, bevor er es falsch auffassen konnte. Er holte sich ein Stück Kuchen aus den Kühlschrank und holte sich einen Teelöffel. Seine Hand legte sich um meine Hüfte und er führte mich zur Couch. Er setzte sich auf die Couch und hob seine Hand, weshalb ich mich zu seinen Füßen setzte. Er aß still sein Kuchen und ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar icht merkte, dass er mir die Gabel hinhielt.

"Sayo." Holte er mich zurück ins hier und jetzt.

Ich zuckte leicht zusammen, sah etwas unsicher die Gabel an und öffnete dan vorsichtig den Mund. Er fütterte mich so, wie er es sonst tat. Ich wusste ja ungefähr, wie groß das Stück war und ich glaubte, dass er mir wirklich die Hälfte abgegeben hatte. Ich wusste nicht, was es für ein Kuchen war. Die Buttercreme war wirklich gut und der Geschmack der herben Schokolade zerfloss förmlich ausf der Zunge. Wäre ich daheim, würde ich es nachbacken wollen. Das haben Mutti und ich öfter gemacht, wenn wir irgendwo was gegessen hatten und es geschmeckt hatte. Natürlich haben wir dadurch auch schon ein Desaster geschaffen, aber es war toll. Nur nie möglich, wenn der Alte da war, der hat immer die Stimmung vermiest. Ich spürte, wie mir die Tränen hochkamen, als ich an meine Mutter dachte. Als der Kuchen leer war, stellte Michael den Teller weg und stand auf. So gut es ging versuchte ich die Tränen zu unterdrücken.

"Na komm." Forderte er und ich stand auf.

Sein Blick scannte meine Gesichtszüge, sagen tat er aber nichts. Wir hatten keine wirkliche Bindung. Für ihn war ich nichts, wärend er sich in die Position brachte, wo er alles für mich war. Sein musste. Mein Leben hing von seiner Laune und meinen Verhalten ihn gegenüber ab. Im übertriebenen Sinne, könnte man ihn als meinen Gott sehen, wärend ich sein Spielzeug war. Ohne Wiederspruch gingen wir in den Keller, ohne zu jammern, ging ich in den Raum. Er nickte zufrieden und schloss die Tür hinter sich. Er schaltete das Licht aus und ging. Kommen, gehen, Licht an und aus. Ich saß einfach da, ließ diesen monotonen Tagesablauf über mich ergehen. Ich dachte viel nach, brachte mich in Position, aß, pflegte mich, zumindest so gut es ging und schlief. Von vorne. Nochmal. Wieder in Ausgangsposition.  Tag für Tag. Wieder. Nochmal. Gewöhnte es mir an.

"Mein Name ist Sayo."

"Weil mein Herr es will."

"Mein Name ist Sayo."

"Weil mein Herr es will."

"Mein Name ist Sayo."

"Weil mein Herr es will."

"Mein Name ist Sayo."

"Weil mein Herr es will."

"Sayo."

"Sayo."

"Sayo."

Mein Name ist Sayo. Doch es ist nicht mein wahre Name. Wie ich heiße? Ich wünschte, ich würde mich trauen, es zu sagen. Doch der Name, bedeutet Schmerz.

No escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt