Kapitel 53

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Nachdem meine Hand und mein Unterarm vom Blut befreit wurden war, wurden auf die Wunden Pflaster geklebt und meine Fingernägel kurz geschnitten. Er kündigte keine Strafe an, doch ich war bereit eine hinzunehmen. Es war ruhig, so wie meistens. Doch es war alles andere wie unangenehm. Ich genoss es etwas, beobachtete ihn dabei, wie er sich um mich kümmerte und auch wenn die kurzen Nägel am Anfang komisch schienen, so wusste ich, dass es so das beste für mich war.

"Ich muss noch eine Kleinigekeit am Computer erledigen, leg dich schon mal ins Bett." Es war, als hätte der Kuss nie stattgefunden.

Wieso sollte es auch anders sein? Für ihn bedeutete es sicher nichts. Ich würde manchmal zu gerne wissen, was in seinen Kopf vorging. Er stand auf, holte seinen Laptop aus der Tasche und setzte sich an den Tisch. Ich saß im Bett, sah ihn dabei zu, wie er die Technik hochfuhr, doch mir war nicht nach Schlaf. Ich würde sowieso nicht einschlafen können. Also stand ich auf, setzte mich zu seinen Füßen hin und legte meinen Kopf auf seinen Schoß. Mit einen leichten Tätscheln gab er mir zu verstehen, dass es auch so in Ordnung sein würde und richtete sich dann wieder an seine Arbeit. Ich wusste nicht wie viel Zeit verging, bis mir meine Augen immer schwerer wurden. Auch er merkte es, denn meine Nackenmuskulatur hielt meinen Kopf nicht immer an der Stelle, wo sie sein sollte.

"Leg dich doch schon hin." Er strich über meine Wangen.

Seine Hand fühlte sich so schwer an, doch ich schüttelte nur den Kopf. Ich brauchte ihn jetzt, wenn auch nur passiv. Er verstand es, ohne dass ich es erklären musste, doch zeitgleich hatte er noch etwas zu erledigen.

"Du weinst doch schon wieder." Erkannte er.

Ja. Den ganzen Tag schon. Ich fühlte mich so verloren, so alleine und irgendwas in mir wollte ihn nicht als Anker anerkennen. Doch er war der einzige, der hier war, der bei mir sein würde. Wenn nicht er, dann niemand, doch ich würde es nicht schaffen, wenn niemand da wäre. Ich brauchte ihn. Einfach Irgendwen. Fünf Minuten später klappte der Laptop zu, erkennend, dass er so nicht weiter arbeiten könnte, aber auch, dass es schon spät war und er morgen wieder raus müsste. Er achtete nicht auf mich, als er den Stuhl zurückschob, denn ich hielt mich auch alleine. Müde sah ich zu ihn hoch, die Augen kaum offen haltend. Er deutete aufs Bett, auf welches ich mich nun legte. Ich rollte mich so klein zusammen wie es ging und wartete. Meine Augen schlossen sich, doch ich hörte, wie er seine Kleidung auszog und sich dann nur in Boxer neben mich legte, so wie jeden abend. Er schloss mich in seine Arme, legte die Decke, wie ein Schutzschild über uns und drückte mir seine Lippen auf die Stirn.

"Es wird einfacher."

"Versprochen?" Es fühlte sich nicht so an.

"Natürlich. Solange du nicht von meinen Weg abkommst sind diese Gedanken nichts schlimmes. Doch irgendwann werden sie verschwinden:"

"Wann? Ich fühl mich so schlecht durch sie." Gestand ich.

"Das weiß ich nicht. Die Zeit heilt alle Wunden, lässt die Alte Zeit verblassen und dann, wenn du sie nicht mehr hast, bist du meine perfekte Sklavin." Er sprach so ruig, so verständnisvoll.

Doch ich konnte nicht mehr antworten, zu schnell war ich in seinen Armen in den Halbschlaf getriftet. Was ich ihn sagen wollte? Dass ich es kaum erwarten konnte, für ihn perfekt zu sein.

Doch wie konnte ich es sein? Wie würde ich schon jetzt für ihn so sein, wie er es wollte? Meine Gedanken striffen umher, wieder alleine, doch morgen würde er mich wieder mit sich nehmen. Nur noch heute würde ich alleine sein und trotzdem unter ständiger Beobachtung. Ich fühlte mich unwohl durch sie, denn obwohl ich wusste, von wem die Blicke kamen, so war das Gefühl dabei einfach unangenehm. Ich beobachtete die Sklaven, wie sie zum Mittag rein gingen. Zu den Mahlzeiten wurden immer Glocken geläutet.

"Wieso kommst du nicht raus?" Ich zuckte erschrocken zusammen, sah nach unten, wo der junge Mann stand, von den die Blicke kamen.

Ich hatte ihn gestern schon bemerkt, von da an wusste ich, dass er es war, der mich ansah. Die anderen Tage davor war es nicht aufgefallen. Es war, als würden seine Blicke immer länger auf mir ruhen.

"Ich darf nicht." Antwortete ich unsicher.

Durfte ich mit ihn reden? War das erlaubt?

"Auch nicht zum Essen?" Ich schüttelte den Kopf.

Er sah mich an, war still.

"Du gehörst den großen dunkelhaarigen oder?" Wollte er wissen, worauf ich nickte.

"Schade, ich hatte gehofft, dass du zu uns gehörst und einfach neu bist." Daraufhin antwortete ich nichts.

"Du bist ganz schön still. Wir sind doch unter uns, hast du keine Lust dich zu unterhalten?" Hakte er nach.

"Ich weiß nicht, ob ich darf." Muss er nicht zum Mittag?

"Solange unseren Herren es nicht wissen, sollte gdagegen nichts sprechen."

"Musst du nicht zum Mittag?" Versuchte ich ihn abzuwimmeln.

Daraufhin zuckte er mit den Schultern.

"Mir ist etwas kaputt gegangen, heute gibt es erst zum Abendbrot wieder was." Verstehe.

Ich sah ihn mir genauer an, seine Augen waren dunkel, genauso wie sein Haar. Wahrscheinlich aß er nicht oft, oder er war schon bevor er hier her kam dünn.

"Du bist sehr hübsch. Verrätst du mir auch deinen Namen?"

"Ähm..." Ich wusste nicht zu recht mit den Worten umzugehen. "...danke....Ich heißte Sayo."

Er sah mich an. Eigentlich wäre er jetzt an der Reihe sich vorzustellen, doch er tat es nicht.

"Und wie ist dein richtiger Name?"

Es wat so, als würde die Erde die Luft anhalten, als würde der Sekundenzeiger der Uhr inne halten und der Wind es nicht wagen,a uch nur ein Grashalm zu krümmen. Ich sah ihn an, öffnete meinen Mund, doch es entkam kein Wort.

"Ich habe nur diesen." Antwortete ich nun immerhin.

Er sah von der Antwort nicht begeistert aus.

"Mischa! Non vuoi venire finalmente con me?" Der Mann wand sich zu der Frau, die ihn gerufen hatte.

"Non mi è permesso!" Rief er zurück.

Ich sah das Mädchen nicht, welches ihn gerufen hatte, doch es kam auch keine Antwort mehr.

"Mischa ist dein Name, wenn ich es richtig verstanden habe."

"Naja, wenn man es so nennen kann. Jeder männliche Gartenarbeiter heißt hier Mischa. Die Frauen alle Rose." Erklärte er.

Verwirrt sah ich ihn an.

"Oh du weißt es wohl nicht. Je nachdem, welche Arbeit man hat erhält man einen Namen. Dadurch kann sich der Name auch ändern, wenn man wo anders eingeteilt ist. Es gibt nur wenige Ausnahmen, die einen eigenen Namen haben."

"Muss man für seinen eigenen Namen etwas besonderes getan haben?" Wollte ich wissen.

Das Systhem hier war erniedrigender als ich es dachte. Wenn man nicht einmal seinen eigenen Namen haben durfte.

"Mehr oder weniger. Eigentlich muss man in etwas nur besonders gut sein. Monik müsstest du kennen, sie hat von dir erzählt. Sie ist die Oberärztin hier, weshalb sie auch einen eigenen Namen hat."

"Weißt du deshalb, dass ich deutsch bin?"

Nervös kratze er sich den Hinterkopf.

"Ja. Es ist schön sich wieder in seiner Sprache unterhalten zu können." Gab er zu.

Wahrscheinlich sprachen nicht viele hier deutsch. Monik und Simon ja, aber die anderen? Wer weiß wo die ganzen Menschen hier herkommen.

"Ja das kann ich mir vorstellen."

Er lächelte mich leicht an, welches ich auch leicht erwiederte. Und dann fing er an zu reden und ich saß am Fensterbrett und horchte.

No escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt