Kapitel 32

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Meine Augen taten vom weinen weh, sie fühlten sich sogar so an, als seien sie ausgetrocknet. Ich schrie nicht mehr, versuchte gar nicht mehr einzuschlafen. Einfach wach bleiben, den Anblick nicht ertragen. Doch umso länger ich hier lag, desso mehr wurde es schwerer wach zu bleiben. So schwer, dass ich tatsächlich ins schwarze fiel. Mein Kopf machte nicht mehr mit, mein Gehirn brauchte Ruhe. Es war, als hätte man plötzlich einen ausknopf gedrückt.

Wie spät war es? Waren Monik und Simon noch da? War schon der nächste Tag oder schon Nacht? War ich vielleicht auch nur eine halbe Stunde lang eingenickt? Hören tat ich nichts. Ich richtete mich auf, stand auf, meine Beine fühlten sich schwach an, allgemein fühlte ich mich recht schwach. Ich öffnete die Tür, der Flur war dunkel, die Sonne schon untergegangen. Ich ging nach unten, niemand. Nicht ein Anzeichen, dass jemand in diesen Haus war. Die Uhr in der Küche verriet mir wieso niemand da war. Es war gerade mal zwei Uhr. Mitten in der Nacht. Zögerlich sah ich mich um. Der Vollmond erhellte den klaren Himmel, sodass man kein Licht anschalten musste.

Ich drehte mich zum Hängeschrank, öffnete ihn und nahm ein Glas raus. Fast so vorsichtig, als ob jemand neben mir schlafen würde, nahm ich es. Das Wasser aus den Hahn schien viel zu laut zu sein, es unterbrach die ruhige Aukustik. Das Glas war nicht groß, trotzdem füllte ich es nur bis ungefähr zur Hälfte auf. Mein Hals war trocken, meine Stimme würde kratzig klingen, wenn ich sprechen würde. Vorsichtig setzte ich das Glas an meine Lippen an, doch in den Moment...ich konnte nicht. Das kühle Nass berührte meine trockenen Lippen, doch ich konnte nicht. Ich stellte das Glas ab, hielt es aber noch in der Hand. Ich schloss meine Augen, atmete tief ein uns aus.

Bitte. Scheiße das konnte doch nicht sein. Verdammt zwei mickrige Monate! Gott ich war 18! Von 221 Monaten die ich auf der Welt war, konnten zwei das zerstören?! Gott ich war das hier nicht. Ich war keine Sklavin, die sich nur füttern lassen konnte. Ich sollte doch verdammt nochmal in der Lage sein ein Glas Wasser trinken zu können?! Das hier, was so normal war...wieso...wieso konnte ich es nicht mehr? Meine Brust drückte mein Magen schmerzte vor Leere und ich schaffte es nicht mal alleine zu trinken. Wütend über mich selbst, packte ich das Glas und schmetterte es gegen die Wand. Tränen hielten auf meiner Wange ein Wettrennen ab, doch es störte mich nicht.

"Scheiße!" Fluchte ich, raufte meine Haare, am liebsten hätte ich alles auf den Boden geschmissen, hätte diese gottverdammte Küche außeinander genommen.

Doch es passierte nicht. Mein Körper tat nicht das, was mein Kopf am liebsten machen würde. Stattdessen saß ich auf den Boden und weinte schon wieder. Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich beobachtet wurde. Die ganze Zeit. Um zu sehen, ob ich eine Regel brechen würde, hatte er beschlossen still zu bleiben, zu sehen, wie ich reagieren würde. Ich hörte nicht einmal seine Schritte, doch als ich seine Anwesenheit bemerkte, zuckte ich zusammen und wischte mir die Tränen weg.

"Hast du getrunken?" Wollte er wissen.

"Nein. Ist nur leicht an die Lippen gekommen." Wie erwartet war meine Stimme kratzig, sie tat weh beim Sprechen.

Ich spürte seinen Blick auf mir, auch wenn man nur seine Siuette sah, wusste man genau, wie er da stand. Mir gegenüber an der Kücheninsel gelehnt und die Arme verschränkt.

"Wieso hast du nichts getrunken?"

Es schien, als würde mein Hals mit einen mal zugeschnürt sein.

"Ich konnte nicht, Herr." Meine Worte hatten keine Stimme.

Ich sah sein Lächeln nicht. Konnte seine Zufriedenheit darüber nicht erkennen. Meine Glieder zitterten, ich erwartete einen Tritt, ein Schlag, irgendwas, was mich für das kaputte Glas bestrafen würde. Doch es kam nichts. Ihn war das Glas nicht wichtig, dass ich es nicht wagte, die Regel zu brechen war in diesen Moment für ihn viel mehr Wert.

No escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt