Kapitel 8

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Ich war nervös. In der Nacht hatte ich kein Auge zubekommen. Es war einfach zu kalt gewesen, als das ich hätte schlafen können. Ich hörte die Tür zur Abstellkammer und sah auf. Ich stellte mich auf, als sich der Schlüssel im Schloss drehte und das Licht angeschaltet wurde. Mit dem Essen hatte er eine Zahnbürste und Zahnpasta mitgebracht. Welche er aufs Waschbecken stellte. Zusätzlich hatte er ein frisches Handtuch mit, welches er an den Haken hing. Erst als er soweit war, ging ich zu ihn, legte schon fast automatisch meine Hände auf den Rücken. Sein Munwinkel deutete ein kleines Lächeln an und ich merkte, wie ich erleichtert ausatmte.

Wieder gab es einen Apfel zusätzlich zum Frühstück. Gestern zum Abendessen gab es nur eine Scheibe Brot, wahrscheinlich muss ich mir eine zweite Beilage erst verdienen, wer wusste das schon. Es war wie ein Ritual und als es beendet war, hob er plötzlich seine Hand. Seine Finger waren dabei wie zu einer Pistole geformt. Verwirrt sah ich ihn an.

"Geh auf die Knie, Sayo."

Ich tat unwissend es. Er schüttelte aber nur den Kopf.

"Beine auseinander, mindestens Hüftbreit. Deine Hände kommen mit den Handrücken auf die Oberschenkel. Halte deinen Rücken gerade und streck die Brust raus, der Blick bleibt auf den Boden gerichtet, außer ich sage was anderes." Seine Stimmme duldet keinen Widerspruch.

Schnell korrigierte ich die Haltung.

"Sobald ich die Hand so hebe, wirst du in die Position gehen. Merk dir das, denn es werden noch ein paar hinzukommen. Verstanden?" Informierte er ok.

"Ja." Meinte ich schnell.

"Herr." Korrigierte er mich wieder.

"Wie bitte?"

"Du hast mich Herr zu nennen. Falls dir mein Name mal rausrutschen sollte, kannst du was erleben." Drohte er.

Sein Namen? Ich kannte seinen Namen doch nicht einmal.

"Hast du mich verstanden? Sayo?" Man hörte ihn seine Ungeduld an.

"Ja, Herr." Brabbelte ich schnell.

Er nickte zufrieden.

"Ich gestatte dir drei Fragen." Meinte er.

Verwundert sah ich zu ihn doch, er deutete mir an, dass ich mich aus der Position lösen konnte, was ich auch tat. Ich war etwas überfordert, biss mir auf meine Unterlippe.

"Lässt du mich irgendwann gehen?"

"Nein." Antwortete er kurz und kalt.

"Werd ich ewig im Keller bleiben?" Wollt ich wissen.

"Nur solange, bis ich weiß, dass du dich wirklich benehmen wirst." Er war wirklich nicht der Gesprächiste.

Ich dachte nach. Wusste nicht, ob ich die Antwort auf die nächste Frage stellen sollte.

"Tötest du mich?" Fragte ich schließlich unsicher.

Ein leicht amüsanter Ton, entkam ihn.

"Das kommt ganz darauf an, wie du dich machst, Sayo." Er nahm die Sachen und verließ den Raum.

Lia. Hätte ich noch eine Frage offen, würde ich wissen wollen, wieso er mich immer Sayo nennt. Das war nicht mein Name. Aber was soll die letzte Antwort heißen? Wenn ich mich benehme, Tötet er mich nicht? Umso länger ich darüber nachdachte, desso mehr schien ich mich von der Antwort zu entfernen.  Wenn ich nicht auf den Teppich saß war ich auf Toilette, putzte mir die Zähne oder lief umher. Leise summte ich vor mich hin, versuchte die Einsamkeit irgendwie zu überwinden. Wartete schon fast sehnsüchtig darauf, dass er wieder kam. Warte was? Nein, nicht sehnsüchtig. Ich bin doch nicht abhängig von ihn oder finde ihn sympathisch. Wobei das erste gelogen war, denn ich war absolut abhängig von ihn. Wenn er plötzlich keine Lust hatte, könnte er mich hier unten verhungern lassen.

Jedes mal, wenn ich versuchte, mich in den Klamotten zu verkriechen, bekam ich seinen Geruch ab. Dieses herbe, bestimmt rauchte er ab und zu. Zutrauen würde ich es ihn, auch wenn er nie nach Zigaretten gerochen hatte. Als ich die Zwischentür hörte, richtete ich mich auf, was ich mir im Nachhinein ersparen hätte können. Die Tage fühlen sich jedes mal wie eine Ewigkeit an. Als er reinkam hatte er keinen Hoddie mit. Man sah mir die Enttäuschung wohl leicht an, denn er sah belustigt aus.

Als er seine Hand hob, ging ich sofort auf die Knie, so wie er es mir am Morgen gezeigt hatte.

"Schau hoch." Forderte er.

Ich tat es und er streckte zu den Zeigefinger und den Daumen den kleinen Finger aus.

"Jetzt Hände auf den Rücken." Erklärte er das neue Zeichen und ich tat es.

"Gutes Mädchen, komm her." Ich stand auf und dann gab es Abendbrot, wieder nur ein Brot mir Butter und einer Wasserflasche.

Mitlerweile war es mir nicht mehr unangenehm, auch nicht, wenn das Wasser an meinen Mundwinkeln herunterlief. Auch wenn es nur eine Woche war, hatte ich mir das langsame essen angewohnt, wobei das füttern lassen noch immer befremdlich, aber nicht mehr demütigend war.

"Wie alt bist du, Sayo?" Wollte er wissen, als er die Flasche wieder zudrehte.

"18, Herr." Er lächelte zufrieden.

Ein Lächeln war ein gutes Zeichen, er tat es nur, wenn ich was tat, wenn ich ihn nicht verärgerte, wenn ich was richtig tat. Es war krank. Es war krank, wie man einen Menschen alleine durch die Mimik manipulieren konnte, denn jedes mal, wenn er es tat, kam Erleichterung in mir hoch. Ich wollte nicht wissen, wozu er in der Lage war und genau aus diesen Grund wollt ich ihn nicht groß verärgern. Ich brauchte die Kraft um hier rauszukommen, aber ich musste aufpassen, durfte mich von ihn nicht zu sehr manipulieren lassen. Ich brauchte einen klaren Kopf, doch umso länger mich die Einsamkeit zerfraß, desso schwerer viel es mir.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du so brav bist, Sayo. Das gefällt mir." Er ging kurz raus und holte einen Hoddie, den er vor der Tür hingelegt hatte.

Ungläubig sah ich ihn an. Ich nahm den Hoddie an, als wäre es das wertvollste, was ich in letzter Zeit bekommen hatte. Ich zog ihn schnell an, er war noch warm, hatte vorher vielleicht in der Sonne gelegen, der er roch recht frisch, doch konnte ich sein Parfüm an den Hoddie riechen.

No escapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt