Kapitel 16

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Seijas Sicht

Ich hatte keine Ahnung wie lange die Fahrt dauerte, aber ich war froh endlich wieder bei meiner Familie zu sein. "Kaunis, wir sind zu Hause!" Samu strich vorsichtig über meinen Arm und sah mich schwach lächelnd an. Gähnend streckte ich mich und sah ihn verschlafen an. "Soll ich dich tragen?" Ich schüttelte den Kopf und stieg anschließend aus dem Auto. Langsam und immer noch ziemlich wackelig auf den Beinen lief ich zum Haus, auch wenn ich froh war wieder zu Hause zu sein, wusste ich das es ab heute anders werden würde. "Mama soll ich dir ein Bad einlassen, dann kannst du dich erst mal schön waschen?" Mein Sohn sah mich fragend an, ich nickte und strich ihm über den Kopf. "Das ist lieb mein Enkeli!" Kurz lächelte ich, zuckte aber im nächsten Moment zusammen als die Haustür geöffnet wurde und ein Mann mit dunklen Haaren vor mir stehen blieb. Unsicher sah ich ihn an und spürte wieder die Angst in mir aufsteigen. "Oh sorry, ihr kennt euch ja noch gar nicht, dass ist Harry mein Ehemann!" Shelly legte ihren Arm um ihn und sah von Harry zu mir. "Das ist Seija, meine beste Freundin!" Ich lächelte, blieb aber trotzdem neben Samu stehen. "Es freut mich, dich kennen zu lernen!" Er lächelte zurück und lief mit uns ins Haus.

Müde und ziemlich erschöpft ließ ich mich auf einen Stuhl fallen und sah aus dem Fenster, wieso hatte Riku mir das nur angetan? Hätte er nicht einfach in Kanada bleiben können? Ich spürte die ersten Tränen auf meiner Wange, stand auf und lief die Treppe nach oben direkt ins Schlafzimmer. Ich setzte mich aufs Bett und versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen. "Kaunis, darf ich rein kommen?" Samu blieb unsicher in der Tür stehen und sah mich traurig an. Ich atmete tief durch und nickte, konnte ihn aber immer noch nicht ansehen. Ohne ein weiteres Wort, legte Samu seinen Arm über mich und drückte mich sanft an sich. "Es war so schrecklich gewesen..." Schluchzte ich und klammerte mich an meinem Mann. "Ich weiß..." Er strich mir über den Rücken und hielt mich weiterhin schweigend fest. "Wieso hat er das nur getan?" Ich löste mich von Samu und sah ihn an. "Kaunis, dass weiß ich nicht... Eifersucht, Krank oder er nimmt Drogen... Wobei ich langsam wirklich glaube, dass er Drogen nimmt, so wie der Kerl drauf war!" Samu strich weiterhin über meinen Rücken. "Aber wo soll er die genommen haben, wenn er bei mir im Zimmer war, hat er nie Drogen genommen..." Samu seufzte und sah mich weiterhin an. "Die kann er auch schon vorher genommen haben, so das du es nicht mitkriegst! Vielleicht redet er ja endlich bei der Polizei und erzählt denen wieso er das getan hat!" Ich nickte und spürte wieder neue Tränen auf meiner Wange. "Ich kann das nicht... Ich kann nicht aussagen..." Samu zog mich wieder in seine Arme und hauchte einen Kuss auf meine Stirn. "Das muss ja nicht sofort sein, die Polizisten haben ja gesagt, dass es dir erst mal besser gehen soll! Aber süße, du solltest zum Arzt gehen und dich nach der Vergewaltigung untersuchen lassen... Verstehe mich nicht falsch, aber Riku war neun Jahre weg und so wie der drauf war..." Ich sah Samu mit großen Augen an und stand anschließend auf. "Meinst du er hat Aids?" Mein Mann stand ebenfalls auf, hielt aber immer ein wenig Abstand zu mir. "Das habe ich nicht gesagt, aber das Haus in dem er dich gefangen gehalten hat, steht schon mehrere Jahre leer, ich weiß ja nicht wer da gewohnt hat und was da alles so rum krabbelt!" Samu war unsicher, ob er mich wieder in den Arm nehmen sollte, als Jonne in der Tür erschien. "Mama, dein Badewasser ist fertig!" Ich nickte, drückte kurz Samus Arm und lief anschließend ins Bad, dort stellte ich mich vor den Spiegel und sah zum ersten mal was Riku mit mir angestellt hatte!

Weinend sackte ich zusammen und konnte mich nicht wieder beruhigen, hätte Riku mich nicht einfach in Ruhe lassen können? Er war doch glücklich mit Michelle, wieso machte er mir das Leben zum zweiten mal kaputt? Es klopfte erneut an die Tür, aber dieses mal hatte ich nicht die Kraft zu Antworten. "Seija?" Liisa streckte ihren Kopf ins Badezimmer und legte im nächsten Moment die Klamotten auf das kleine Schränckchen, was in der Ecke stand. "Hey..." Sie setzte sich neben mich und zog mich in ihre Arme. Wie ein kleines Kind wurde ich hin und her gewiegt und einfach nur schweigend fest gehalten. "Es tut so weh...." Ich klammerte mich an ihr fest und schaffte es einfach nicht mich zu beruhigen. "Es tut so weh..." Liisa legte ihren Kopf auf meinen und strich beruhigend über meinen Rücken. "Ich weiß Maus, ich weiß! Es wird auch leider nicht so einfach weg gehen, dass was Riku getan hat, kann er nie wieder gut machen!" Ich löste mich von Liisa und sah sie mit Tränenüberströmten Gesicht an. "Samu möchte, dass ich zum Arzt gehe, aber das schaffe ich einfach nicht, genauso wenig schaffe ich es zur Polizei zu gehen..." Liisa wischte mir mit ihren Fingern die Tränen aus dem Gesicht und sah mich an. "Seija dein Mann hat nicht ganz unrecht, du solltest dich wirklich untersuchen lassen und wenn du möchstest, dann begleite ich dich auch dahin und mache einen Termin bei meiner Frauen Ärztin, dann brauchst du zu keinem Mann gehen!" Ich nickte und fiel Liisa erneut um den Hals. "Würdest du das machen?" Wieder liefen mir Tränen über das Gesicht, was mir mittlerweile schon peinlich war. "Das weißt du doch! Aber jetzt nimmst du erstmal ein schönes Bad! Samu hat mir Sachen für dich gegeben, die habe ich da vorne hin gelegt!" Leicht lächelnd sah ich sie an, worauf sie mir kurz über die Wange strich. "Meinst du... Meinst du, dass Samu böse auf mich sein wird, wenn ich erstmal nicht mit ihm schlafe?" Liisa sah mich an und schüttelte heftig den Kopf. "Seija dein Mann liebt dich, auch wenn du jetzt erst mal deine Zeit brauchst! Er hat dich vorher schon geliebt und wird dich auch weiterhin lieben!" Ich sah meine Freundin an und nickte. "Er hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert, ist ruhiger geworden..." Liisa lächelte mich an und stand anschließend auf. "Er ist angekommen und du gehst jetzt Baden!" Sie verließ das Badezimmer und schloss hinter sich die Tür, langsam stand ich auf zog mich aus und stieg in das warme Wasser.

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