Als ich ein paar Tage später, am darauffolgenden Mittwoch in den Wirtschafts-Leistungskurs ging, den ich neben Politik und Geschichte als Leistungsfach gewählt hatte war ein Großteil des Kurses bereits eingetroffen. Ich nahm mir einen Stuhl, der relativ in der Ecke des Raumes stand und setzte mich an einen Tisch. Die anderen begannen, ihre Materialien auf den Tisch zu legen und so griff auch ich in meine Tasche und legte meinen vollgekritzelten, bunt angemalten Collageblock auf den Tisch. Plötzlich klingelte es und unser Lehrer betrat mit zügigen Schritten den Raum. Er war groß und schlank, trug einen braunen Anzug und eine Lederne Aktentasche unter dem Arm. Als er für einige Sekunden mit seinem eisernen Blick in den Raum blickte, wurde es augenblicklich still. Seine schwarzen Anzugschuhe hatte ich schon von weitem auf dem Gang hören können. Unruhig wippte mein Bein unter dem Tisch auf und ab. Er legte seine Tasche ab, schrieb in großen Buchstaben „Hr. Jodel" an die Tafel, dann setzte er sich. „Guten Morgen!", sagte er. Unser Kurs murmelte etwas, das eine Begrüßung sein sollte. Dann begann der Lehrer mit der Anwesenheitskontrolle. Einen Namen nach dem anderen, der auf der Kursliste stand laß er vor und im Sekundentakt ertönte als Antwort ein knappes, lautes „Ja", wie aus einem Roboter. Nach meinem Namen hörte ich nicht mehr großartig zu, bis der Lehrer den Namen „Anna" zum dritten Mal wiederholte. Niemand meldete sich. Der Lehrer musterte uns misstrauisch, dann schüttelte er den Kopf und trug sich etwas in seine Liste ein die er in der Hand hielt. Gerade wollte er mit der Anwesenheitskontrolle fortfahren, da ging die Türe auf und ein Mädchen kam herein. Sie war etwas kleiner als ich und trug eine grüne Schultasche auf dem Rücken. Mir fielen zuerst ihre gelben, kurzen Haare auf, die unter einer schwarzen Wollmütze hervorguckten und sehr cool aussahen. Außerdem trug sie eine blaue Jeans, ein weißes Hemd, dass sie nicht vollständig zugeknüpft hatte und unter dem ein buntes, farbenfrohes T-Shirt zu sehen war. An den Füßen trug sie hellgrüne Sneakers. „Tschuldigung", murmelte sie und blickte genervt in den Raum. Sie seufzte kurz, rollte mit den Augen und kam auf mich zu. Und dann nahm sie sich den einzigen freien Stuhl im Raum – und setzte sich neben mich. Ich sah sie an, sie blickte auf den Tisch, dann holte sie einen Collageblock aus ihrer Schultasche und legte ihn mitsamt einem Kugelschreiber auf den Tisch. Wow, Anna sah echt gut aus. Es war einen Moment still, dann sagte ich vorsichtig: „Hey. Wie geht's?" Sie blickte kurz auf und sagte leise: „Gut." Anna schlug ihnen Collageblock auf und begann damit, das Datum in die rechte obere Ecke des Blattes zu schreiben. „Ich bin Erik", sagte ich. Sie nickte. Dann blickte sie auf die Tafel, an der die Themen für das kommende Schuljahr standen. Und mir fiel ein, was mir gerade, vor ein paar Minuten in der Pause gesagt wurde. Mist. Warum musste mir das immer passieren?
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Plötzlich Erwachsen
Teen FictionFreiburg, 2023. Der 16-jährige Erik kommt zum neuen Schuljahr in die Oberstufe, in der er sich 2 Jahre lang auf sein Abitur vorbereitet. Er schöpft neue Hoffnung, endlich neue Freunde zu finden. Auf der Suche nach Anschluss in seiner Stufe nimmt er...