45. Ohne dich ist es langweilig

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Mike legte einen Stapel Blätter auf den Tisch und schüttelte den Kopf.
„Der Typ hat sie doch nicht mehr alle.", sagte er und lehnte sich gegen die Lehne der Couch, auf der ich lag.
Wir saßen in unserem Wohnzimmer und Mike war zu Besuch, um mir die Blätter zu bringen, die in der Schule ausgeteilt worden waren.
„Ist das alles?", fragte ich und blickte angewidert auf den Stapel.
„Ne, das ist nur Latein.", sagte Mike, griff in seine Sporttasche und klatschte einen zweiten Stapel auf den Tisch.
„Das ist noch Mathe", sagte er.
Ich stöhnte genervt auf.
„Danke", sagte ich.
Mike nickte.
"Gerne", sagte er und lehnte sich zurück.

Für einen Moment war es still.
„Kommst du nächste Woche mal wieder?", fragte Mike schließlich.
Ich atmete tief durch, dann sagte ich: „Vielleicht.
"Aber ich versuche es auf jeden Fall. Ich denke, dass es vielleicht klappen könnte."
Mike nickte.
„Du kommst genau dann, wenn du dich bereit fühlst, ja?", sagte er.
Ich nickte und schloss die Augen.
„Ja", sagte ich.
Wir schwiegen kurz.
„Ohne dich ist es wirklich langweilig.", sagte Mike.
„Ohne dich auch", meinte ich und richtete mich auf.
„Lass uns was machen", schlug ich vor.
Mike nickte.
„Okay. Zocken?", fragte er und sein Blick wanderte in Richtung der Nintendo-Konsole, die auf dem kleinen Schrank vor dem Fernseher stand.
Ich grinste, begann langsam zu nicken, dann sprang ich auf und schnappte mir eine der beiden Konsolen, die andere gab ich Mike.
„Okay, Mario Kart?", schlug ich vor, während ich die Konsole anschaltete und das Spielemenü der durchsuchte.
Mike nickte begeistert.
"Gerne", sagte er.
Ich startete das Rennen. Mike war sehr gut in solchen Spielen, ich hatte kaum eine Chance gegen ihn. Er gewann ein Rennen nach dem anderen, überholte mich ständig und ließ es dabei so aussehen, als wäre es spielerisch leicht. Doch dann, im dritten und letzten Rennen schaffte ich es endlich, ihn zu überholen. Ich raste auf das Ziel zu, die Ziellinie kam immer näher.
„Jungs, macht mal den Fernseher aus! Es ist so schönes Wetter draußen", hörte ich plötzlich meinen Vater hinter mir sagen.
Ich hatte gar nicht bemerkt, wie er den Raum betreten hatte.
Ich rollte mit den Augen.
„Papa, bitte. Noch eine Runde.", bat ich, doch mein Vater schüttelte den Kopf.
„Nein. Zu viel Fernsehen ist auch nicht gesund. Das haben die Ärzte aus der Klinik gesagt!", sagte er streng und schaltete den Fernseher aus.
Er drehte sich um und verließ den Raum. Als er die Wohnzimmertüre geschlossen hatte, sah Mike mich an, rollte die Augen und tippte sich an die Stirn.
„Zu viel Fernsehen ist auch nicht gut", wiederholte er ironisch.
Ich schüttelte den Kopf.
„Das waren 5 Minuten, mehr nicht", sagte ich, seufzte und ließ mich in mein Kissen fallen.
„Okay, aber dann lass uns wirklich nach draußen an die frische Luft, ich hab noch zu viel Energie.", sagte Mike und stand auf.
Ich stöhnte angestrengt auf.
„Mike, ich hab gerade kaum Energie, tut mir leid.", sagte ich.
Mike blickte mich kurz herausfordernd an, dann grinste er, er nahm meine Hand, zog mich zu sich und sagte: „Dann sorg ich dafür, dass du gleich wieder Energie hast!"
"Wir könnten pumpen gehen, ins Gym, ich kann heute nicht schon wieder skippen", sagte er.
Ich konnte nicht anders, als zu lachen.
"Nein, das machst du schön alleine", rief ich und sprang schnell auf.
"Na also, geht doch", lachte Mike.
Er legte seinen Arm um meine Schulter, und zog mich hinaus, in den Flur.


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