Auf einmal vibrierte mein Handy erneut. Ich griff neben mich auf das Bett, tastete nach meinem Handy und hob es auf. Dieses Mal war es eine Nachricht von Lola. „Magst du rüberkommen...?", hatte er geschrieben. Ich zuckte zusammen. Ganz ruhig bleiben, Finley! Was sollte ich schreiben? Mein Blick fiel auf den Schreibtisch, auf dem noch viel zu viele Hausaufgaben lagen, die ich machen musste. Doch die Hausaufgaben waren mir ziemlich egal. Es hatte sowieso keinen Sinn mehr, etwas für die Schule zu tun. Ich konnte mich sowieso nicht konzentrieren. Dann fiel mein Blick zurück auf mein Handy. Eigentlich war es ganz einfach, ich musste nur ein „Ja" in mein Handy tippen und die Nachricht abschicken. Das dauerte 2 Sekunden – und gleichzeitig wusste ich, falls ich jetzt ein "Ja" schrieb, hatte das riesige Auswirkungen. Ich zögerte. Einerseits war ich schrecklich erschöpft und müde, doch andererseits würde es mir bestimmt gut tun, Zeit mit Lola zu verbringen. Und außerdem: ich war alleine zuhause, deswegen musste ich mich niemandem erklären. Meinen Vater hätte es sowieso nicht interessiert, wenn ich unterwegs war, meine Mutter noch weniger, sie hatte bei der Polizei genügend zu tun und war immer noch nicht von der Arbeit zurück. Ja, dachte ich mir. Ich will rüberkommen. Voller Freude stand ich auf, streckte mich, nahm mein Handy und tippte: „Bin unterwegs <3", in das Textfeld unseres WhatsApp Chats. Ich drückte auf „Senden". Dann sprang ich auf und lief zu meinem Kleiderschrank. Unschlüssig öffnete ich ihn. Was sollte ich anziehen? Zögernd trat ich einen Schritt zurück und betrachtete meinen Kleiderschrank für einige Augenblicke. Er sah so chaotisch aus, wie es in mir drinnen aussah. Doch gleichzeitig wusste ich, dass es egal war, wie ich aussah, wenn ich vor Lola stand. Lola liebte mich und ich liebte ihn, es war völlig egal, ob ich völlig zerzaust und durcheinander vor ihm stand oder ob er völlig verschwitzt vom Sport zurückkam und mit tropfnassen Haaren vor mir stand, wir liebten uns. Ich nahm einen blauen Pullover und eine Jogginghose heraus, zog mich so schnell ich konnte um, schnappte mein Handy und meinen Geldbeutel, schloss die Türe und machte mich auf den Weg zu Lola.
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Plötzlich Erwachsen
Teen FictionFreiburg, 2023. Der 16-jährige Erik kommt zum neuen Schuljahr in die Oberstufe, in der er sich 2 Jahre lang auf sein Abitur vorbereitet. Er schöpft neue Hoffnung, endlich neue Freunde zu finden. Auf der Suche nach Anschluss in seiner Stufe nimmt er...