35. Ich werde dich ernst nehmen

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„Mir geht es nicht gut. Seit ich in der Oberstufe bin habe ich unglaubliche Angst vor der Schule. Ich kann nachts nicht mehr schlafen und ich will morgens nicht mehr aufstehen.", erzählte ich. Während ich sprach bebte meine Stimme, es fühlte sich wie ein Erdbeben an, dass durch meinen gesamten Körper jagte. Der Arzt schrieb alles aufmerksam mit, er nickte mir aufmunternd zu und sagte: „Du kannst gerne fortfahren." „Ich habe auch Panikattacken, und zwar so stark, dass ich manchmal nicht zur Schule gehen kann." Es war kurz still, bis auf das Geräusch des Kugelschreibers, den der Mann über das Papier bewegte. „Erik, das klingt nicht gut. Ich werde deine Sorgen auf jeden Fall ernst nehmen.", sagte Dr. Johnson. Diese Worte taten gut. Zu hören, dass es jemanden gab, der all dies ernst nahm und sich damit auskannte, wie ich den ganzen Mist irgendwie bewältigen konnte. „Ich habe so Angst zur Schule zu gehen, meine Noten wurden im letzten halben Jahr immer schlechter, zudem überfordert es mich gerade, dass ich herausgefunden habe das ich nichtbinär bin und ich weiß nicht, wie ich das meinem Umfeld erklären soll. Oft schaffe ich es morgens kaum noch aufzustehen. Und ich kann nachts kaum noch schlafen und habe Albträume, in denen ich sterbe und liege abends endlos lange wach und gehe teilweise nicht vor 2 Uhr ins Bett. Und ich traue mich kaum mit jemandem darüber zu sprechen.", sprudelte ich los. Ich holte tief Luft. Dr. Johnson saß ruhig auf seinem Stuhl und blickte mich besorgt an.
„Alles wird gut, Erik.", sagte er vorsichtig.
„Ich bin da, um dir zu helfen."
„Ich bin da, um dir zu helfen", das klang gut, das spürte ich.
„Wie lange geht das schon so, Erik?", fragte er. „Seit einem Jahr ungefähr", sage ich. Er runzelte besorgt die Stirn, nickte und kramte in seinen Unterlagen. „Erik, ich werde dir helfen.", sagte er. „Hör mir bitte gut zu: Ich gebe dir einige Unterlagen, die du bitte bis zum nächsten Termin ausfüllst und mir wieder mitbringst, ja?", sagte er und legte einen Stapel Blätter auf den Tisch. Ich nickte. Ich werde dich als Patient bei mir aufnehmen!", sagte er besorgt. „Dann werde ich eine Diagnose mit dir durchführen. Ich kann nur leider erst mit dir arbeiten, wenn ich ein ungefähres Bild davon habe, wie deine Symptomatik aussieht, deswegen hast du hier einen Anamnesebogen", erklärte er. Ich nickte. „Danke", sagte ich. „Ist das in Ordnung für dich?", fragte er. Ich nickte. „Kann ich jetzt gehen?", fragte ich vorsichtig. „Ja Erik. Du kannst gehen.", sagte er, stand auf und öffnete die Türe. „Bis zum nächsten Mal, lass dir vorne noch einen neuen Termin geben, ja?" Ich nickte. „Okay.", sagte ich. „Bis zum nächsten Mal."

Ich schloss die Türe.


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