9. Wer bin ich?

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Eine halbe Stunde später schloss ich die Türe meines Zimmers hinter mir und ließ mich auf mein Bett fallen. Eigentlich sollte ich noch duschen, ich war extrem verschwitzt von dem ganzen Stress und der Aufregung und allem, was heute passiert war. Doch so viel Energie hatte ich nicht mehr. Tausend Gedanken rasten in meinem Kopf auf und ab. Ich hatte versucht, dazuzugehören – und hatte es wieder einmal nicht geschafft.

Ich zog meine Kleidung aus und meinen Schlafanzug an, dann holte ich mein Handy aus der Tasche und lehnte mich gegen die Wand meines Zimmers. Ich entsperrte das Handy und öffnete das Suchfeld von Google. Einen Moment lang lag ich einfach nur da, dann tippten meine Finger „Identität" in das Suchfeld ein. Ich drückte auf die Lupe und startete die Suche. Unschlüssig scrollte ich über die Internetseite und öffnete den Wikipedia Artikel, dann begann ich zu lesen. Nach 10 Minuten war ich fertig, und nicht wirklich schlauer als zuvor. Auch wenn es doch „eigentlich" offensichtlich war, dass ich als Junge geboren bin und auch so aussah, stellte ich mir die Frage, warum ich mich nie so fühlte. War ich wirklich ein Junge? Ich fühlte mich wie ein Junge. Doch nicht zu 100%. Oder fühlte ich mich wie ein Mädchen? Doch auch das traf nicht wirklich zu. Und vielleicht etwas dazwischen? Und was bedeutet das überhaupt, und ist es schlimm das nicht zu wissen? Fragen über Fragen häuften sich an, wie ein riesiger Berg. Gleichzeitig ging mir immer wieder durch den Kopf, dass es Menschen gab, die mich nicht akzeptieren würden, selbst wenn ich es ihnen erklären würde, dass ich anders bin. Ich ließ das Handy neben mich fallen und vergrub das Gesicht in meinen Händen. Meine Gedanken rasten immer noch auf und ab. Und im Mittelpunkt stand eine Frage, über die ich in einen unruhigen Schlaf fiel. Wer bin ich überhaupt?

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