Ich stieg aus der U-Bahn aus und sie stand vor mir. Meine große Schwester Emilia. Blond, wie immer mit ihrem langen Pferdeschwanz, ihrem braunen Mantel, und lächelte mich durch ihre grünen Augen an. Sie war große und schlank, und unglaublich stark. Wir umarmten uns fest und lange, als wir uns schließlich losließen, blickte sie mich mit ihrem liebevollen lächelnd an. „Finley", sagte sie. „Ich hab mich so sehr über deine Nachricht gefreut. Danke, dass du dich bei mir geoutet hast", sagte sie und strich mir die Haare aus dem Gesicht. „Danke, Schwesterherz", sagte ich und umarmte sie nochmal ganz fest. „Geht es dir okay?", fragte Emilia, als wir in Richtung des Ausgangs liefen. „Ja, mir geht es gut", sagte ich und lächelte. „Das freut mich sehr, sagte Emilia und legte einen Arm um mich. Sie zog mich weiter in Richtung Ausgang. „Was machen wir?", fragte ich schließlich, als wir auf der Rolltreppe standen, die uns wieder an die Erdoberfläche brachte. „Kaffee trinken?", schlug Emilia vor. „Okay, Deal", sagte ich und wir setzten unsere Füße auf den Gehweg am Ende der Rolltreppe.
Emilia hatte sich einen Kaffee bestellt, ich eine Cola und wir saßen uns gegenüber in einem kleinen Café, das sich in einer engen, schmalen Hintergasse befand. „Okay mein großer", sagte Emilia und blickte mich fragend an. „Erzähl mal, was in den letzten Wochen passiert ist", sagte sie. „Ich platze fast vor Aufregung" Ich nickte. „Okay, aber ich muss etwas weiter in der Vergangenheit anfangen", sagte ich. „Wieso das?", fragte Emilia. „Das wirst du gleich verstehen", sagte ich. „Okay. Ich hab Zeit. Für heute bin ich mit den Vorlesungen durch.", sagte Emilia und trank einen Schluck aus ihrer Kaffeetasse.
Dann erzählte ich. Ich erzählte die ganze Geschichte. Ich erzählte von Mike, von Lola, von Lilly und von der Schule. Und davon, dass ich es ihnen zu verdanken habe, jetzt hier zu sitzen.
Emilia hörte aufmerksam zu, sie sprach die gesamte Zeit kein Wort. Dann plötzlich, als ich fertig erzählt hatte, stand sie auf, lief auf mich zu und schloss mich ganz fest in ihre Arme.
„Finley, das tut mir so leid!", schluchzte sie und drückte meine Hand. „Das tut mir so leid, vor allem das mit Papa und Mama.", sagte sie traurig. „Hätte ich das gewusst, hätte ich dir sofort geholfen", sagte sie. „Das ist nicht schlimm", sagte ich und schüttelte schnell den Kopf. „Mach dir deswegen bitte keine Vorwürfe." „Okay", sagte sie. Emilia stand für ein paar Sekunden regungslos da, dann wischte sie sich eine Träne aus den Augen. „Finley, bitte versprich mir, dass du niemals mehr versuchen wirst, das Leben zurücklassen, okay?", sagte sie und legte ihre Hände auf meine Schultern. Ich nickte, und schwor Emilia, und mir selbst, niemals mehr das Leben zurücklassen. Niemals mehr, nicht heute, nicht gestern und schon gar nicht in der Zukunft.
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Plötzlich Erwachsen
Genç KurguFreiburg, 2023. Der 16-jährige Erik kommt zum neuen Schuljahr in die Oberstufe, in der er sich 2 Jahre lang auf sein Abitur vorbereitet. Er schöpft neue Hoffnung, endlich neue Freunde zu finden. Auf der Suche nach Anschluss in seiner Stufe nimmt er...