24. Das Blatt wendet sich

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So hoffnungslos alles auch schien, es stimmte, was mein Opa zu mir gesagt hatte. Die schönsten Dinge passierten immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet.

In der darauffolgenden Woche, am Dienstag nach der 10. Stunde stand ich auf dem Gang. Ich war alleine und hoffte, nicht dabei erwischt zu werden, kurz auf mein Handy zu schauen. Es war erst Dienstag, drei harte, schwere Tage lagen noch vor mir. Ich sah, am Ende des langen Gangs eine Person. Langsam näherte sie sich. Dann, als er nur noch wenige Meter von mir entfernt war, erkannte ich ihn. Es war Lola. Mein Herz schlug schneller. Er kam näher, dann lächelte er. „Na, wie geht's?", sagte er. Er stand mir direkt gegenüber und fixierte mich mit seinen wunderschönen Augen an der Wand. Ich war schrecklich überfordert. Immerhin war es eine positive Art der Überforderung, eine Überforderung vor Freude. Mist, ich stand schon wieder einfach nur herum und sah komisch aus. „Gut, und bei dir?", sagte ich schnell. Er nickte. „Alles okay, ich wollte dich was fragen", sagte er und lehnte sich neben mir an die Wand. Mein Herz pochte immer schneller. Doch dieses Mal war es ein fröhliches, aufgeregtes Pochen, nicht so wie das Herzklopfen vor Angst und Panik. „Okay. Was gibt's?", „Also...Du warst ja letztens bei mir. Und wir wollten eigentlich für Wirtschaft lernen, aber wir hatten dann so viel geredet und das war mega schön...", begann Lola. Ich nickte. Er blickte kurz auf den Boden des Flures, er schien nachzudenken, dann strich er sich eine Haarsträhne hinter die Ohren und fuhr fort. „Irgendwie hatte ich in letzter Zeit immer mehr das Bedürfnis, mehr Zeit mit dir zu verbringen. Doch ich wusste nicht so wirklich, wie ich dir das mitteilen sollte." Stopp, ist das gerade real? Passiert das gerade wirklich oder bildete ich mir das nur ein? Wollte sich Lola wirklich noch einmal mit mir treffen? Doch ehe ich das genauer hinterfragen konnte, fuhr er fort. „Und meine Idee wäre, dass wir vielleicht auf den Flohmarkt gehen könnten, diesen Samstag?", sagte er und lächelte. Ich war für einen Moment sprachlos. Wollte sich die Person, mit der ich mich seit der ersten Woche des Schuljahres versuchte zu treffen nun wirklich von sich aus mit mir treffen? Dann, ohne zu zögern, sagte ich: „Ja klar, sehr gerne!", machte einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. Ich spürte Lolas warme Hände auf meinem Rücken und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Sein ruhiger Atem ging auf und ab, Lola strahlte so viel Ruhe und Gelassenheit aus. Die Zeit verstrich endlos langsam, wie in Zeitlupe. Schließlich lösten wir uns aus der Umarmung. „Am Samstag so gegen 5?", fragte er. Ich nickte.
„Ja, am Samstag um 5", sagte ich. Immer noch sprachlos, über das, was gerade geschehen war begann ich zu lachen. Es war ein freudiges Lachen, auf das ich so lange gewartet hatte. Doch jetzt war es da. Endlich.


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