Maja
Drei Jahre zuvor
Immer wieder blickte ich auf mein Handy. Doch die Minuten verstrichen und die Nachricht blieb aus. Ich versuchte, es positiv zu sehen: solange er keine Nachricht mit einer Absage oder Entschuldigung schickte, bestand immer noch die Möglichkeit, dass er doch kommen würde.
Wir hatten bereits unser Essen und Trinken bestellt, da Nol nach dreißig Minuten nicht mehr länger warten wollte. „Ich möchte nicht seinetwegen verhungern", hatte er gesagt, „und ich bin gerade kurz davor."
Je mehr Zeit verstrich, desto schlechter wurde meine Laune. Es war nicht das erste Mal, das Theo uns versetzte. Aber es war das erste Mal, das er noch nicht einmal absagte. Als hätte er uns einfach vergessen, als seien wir nicht wichtig genug. Meine Freunde schienen unter Theos Abwesenheit nicht weiter zu leiden. Ich hörte ihnen kaum zu, doch sie lachten viel und amüsierten sich offensichtlich prächtig. Aus Angst, ihnen den Abend zu verderben, brach ich relativ früh auf. Ich war froh, dass ich seit ein paar Wochen endlich sechzehn Jahre alt war und jederzeit den Pick-Up meines Vaters nutzen konnte. Das erleichterte mein Leben enorm.
Als ich auf dem Heimweg an Giovanni's Pizzeria vorbeifuhr, sah ich, wie eine Gruppe junger Leute gerade aus dem Eingang trat und sich in Richtung des Parkplatzes bewegte. Kurzerhand setzte ich den Blinker und parkte den Pick-Up neben den anderen Autos. Ich war wütend und ich wusste, dass es keine gute Idee war, Theo in diesem Gemütszustand gegenüber zu treten, aber so langsam reichte es mir. Ich kannte die Leute, mit denen er unterwegs war, nur flüchtig. Die meisten spielten in seinem Eishockey-Team, doch nicht alle gingen mit uns zu Schule. Es waren auch ein paar Mädchen dabei. Eines von ihnen hatte sich bei Theo untergehakt und schmachtete ich von der Seite an.
Sobald Theo mich erblickte, blieb er stehen. Ich war ausgestiegen, ging jedoch nicht auf ihn zu. „Was machst du denn hier?", fragte er verblüfft, woraufhin auch der Rest der Gruppe mir seine Aufmerksamkeit schenkte.
„Was ich hier mache?" Meine Stimme überschlug sich beinahe. „Die Frage ist doch eher, was du hier machst!"
Theo runzelte die Stirn, während ein Kerl, den ich nur vom Sehen kannte, einen Arm um seine Schulter legte und lautstark verkündete: „Uuuh, Theodore hat Weiberstress." Scheinbar verärgerte schüttelte Theo seinen Arm ab und murmelte: „Klappe, Jackson." Er löste sich aus der Gruppe und trat auf mich zu. „Was meinst du damit?", fragte er leise, als er direkt vor mir stand. Seine Freunde beobachteten uns gespannt, weshalb auch ich versuchte, möglichst leise zu sprechen.
„Wir waren verabredet", erinnerte ich ihn wütend. „Vor zwei Stunden."
Theos Augen weiteten sich. „Shit, sorry. Das hab ich total vergessen."
„Offensichtlich."
„Das Training lief heute super und danach hat irgendwer vorgeschlagen Pizza essen zu gehen. Ich hab überhaupt nicht weiter darüber nachgedacht."
Ich zuckte mit den Schultern. „Klar, wieso solltest du auch an mich denken, wenn du jetzt viel coolere Freunde hast."
„Komm schon, Maja. Jetzt sei nicht so", bat Theo und sah mich genervt an. „Ich hab es halt vergessen, ich hab momentan viel im Kopf. Morgen haben wir ein Spiel, aber wenn du magst, kannst du zuschauen und hinterher könnten wir-"
„Nein danke", fuhr ich ihm ins Wort. Als er mich das letzte Mal zu einem Spiel eingeladen hatte, war er danach mit seinem Team abgedampft und ich hatte vergeblich vor der Halle auf ihn gewartet.
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FALLEN FROM GRACE
Storie d'amoreTheo und Maja sind zusammen aufgewachsen, haben Höhen und Tiefen gemeinsam durchlebt - jetzt ist von ihrer Freundschaft nichts mehr zu spüren. Doch als der talentierte Eishockeyspieler Theo gezwungen wird, in die Heimat zurückzukehren, begegnen sich...