Theo
Maja war eine Einzelkämpfern. Immer schon gewesen und allem Anschein nach hatte sich daran nichts geändert. Das sollte nicht heißen, dass sie andere Menschen nicht unterstützte. Doch sobald es um ihre eigenen Probleme ging, lehnte sie jegliche Hilfe ab. Es war zum verrückt werden.
„Soll ich dich nach Hause fahren oder möchtest du noch eine Liste mit den Namen all meiner Freunde und Bekannten haben, damit du mir vorschreiben kannst, mit wem ich Zeit verbringen darf?", fragte Maja mit vor Wut funkelnden Augen.
Vermutlich war es wirklich die beste Idee, mich einfach nach Hause bringen zu lassen, denn ihre Wut würde so schnell nicht wieder abklingen. Trotzdem wollte ich den Vorwurf nicht einfach so auf mir sitzen lassen. „Ich schreibe dir nichts vor. Ich möchte nur nicht, dass du-" Ich brachte den Satz nicht zu Ende, worauf Maja mit einem Hochziehen der Augenbrauen reagierte.
„Was möchtest du nicht?", hakte sie nach. Doch ich wusste nicht, was ich ihr darauf antworten sollte. Natürlich war Maja mir nicht egal, das war sie nie gewesen, auch nicht in der Zeit, als wir keinen Kontakt miteinander gehabt hatten. Dadurch, dass Maja in den letzten Tagen zu einer meiner aktuell wichtigsten Bezugspersonen geworden war, lag mir nun umso mehr an ihrem Wohlergehen. Gleichzeitig war sie keine sechs Jahr mehr alt, sie wusste sich mit Sicherheit zur Wehr zu setzen und vor allem hatte ich wirklich keine Ahnung, wer der Kerl eigentlich war und in welcher Beziehung sie zu ihm stand. Einerseits gab es also keinen rationalen Grund, mich in die Sache einzumischen, aber andererseits wollte ich nicht einfach tatenlos daneben stehen und zuschauen, wie sie sich möglicherweise in Schwierigkeiten brachte. Ich wusste nicht, wie ich mit der Situation und mit meinen Gefühlen diesbezüglich umgehen sollte.
Maja
Theo war ein Idiot. Immer schon gewesen und allem Anschein nach hatte sich daran nichts geändert.
Schon früher hatte er immer den Helden spielen müssen und war davon ausgegangen, dass ich mich nicht alleine zur Wehr setzen konnte. Nur weil ich ein Mädchen war und er ein Junge. Lächerlich.
Eine Begegnung zwischen Lucas und Theo hatte ich unbedingt vermeiden wollen, doch durch diese Rechnung hatte Lucas mir mit seinem unangekündigten Auftauchen einen verdammten Strich gemacht. Was fiel ihm überhaupt ein, hier aufzukreuzen? Ich konnte von Glück reden, dass er meinem Vater nicht über den Weg gelaufen war.
Jetzt musste ich Theo irgendwie loswerden, um vernünftig mit Lucas reden zu können. Ich wollte Antworten, ich brauchte Antworten. Hatte Theo nicht eigentlich genug eigene Probleme? Wieso musste er sich in meine Privatangelegenheiten einmischen?
Auf meine letzte Frage schien ich keine Antwort mehr erwarten zu können, weshalb ich wieder das Wort ergriff: „Entweder hörst du auf, dich in Dinge einzumischen, die dich nichts angehen, oder ich bin raus aus diesem Freundschaftsding."
Wenn es Theo nur darum ging, regelmäßig mit mir zu streiten und mich somit als Ventil für seine Wut zu benutzen, konnte ich ohnehin auf seine Freundschaft verzichten. Ich kaufte ihm nicht ab, dass er sich Sorgen um mich machte, dafür war sein Desinteresse an mir in den letzten Jahren zu groß gewesen. Außerdem brauchte ich nicht noch jemanden, der sich Sorgen um mich machte. Dafür hatte ich einen großen Bruder.
„Probleme meiner Freunde gehen mich aber etwas an", argumentierte Theo zu meinem Leidwesen weiter.
„Ich habe kein Problem", knurrte ich mit zusammen gebissenen Zähnen. Beharrlich schüttelte er den Kopf. „Der Kerl riecht förmlich nach Problemen."
Himmel. „Warum riechst du an fremden Menschen?"
„Das sagt man so, Maja. Ich habe nicht an ihm gerochen."
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FALLEN FROM GRACE
RomanceTheo und Maja sind zusammen aufgewachsen, haben Höhen und Tiefen gemeinsam durchlebt - jetzt ist von ihrer Freundschaft nichts mehr zu spüren. Doch als der talentierte Eishockeyspieler Theo gezwungen wird, in die Heimat zurückzukehren, begegnen sich...