Maja
„Du liebst mich?"
Fast mein ganzes bisheriges Leben hatte ich mit diesem Jungen verbracht, hatte mit ihm im Sandkasten gespielt und die verrücktesten Abenteuer erlebt. Mit sechszehn Jahren hatte ich mich in ihn verliebt, nur um zu realisieren, dass er diese Gefühle nicht erwiderte. Ich hatte ihn verloren und mich damit abgefunden, dass nicht jede Freundschaft für die Ewigkeit bestimmt war.
Und nun stand er mir gegenüber und sagte mir, dass er mich liebte.
„Warum klingst du so überrascht?", fragte Theo und musterte mich mit gerunzelter Stirn. „Niemand kennt und versteht mich so gut wie du, niemand macht mich so glücklich wie du und niemand bringt mich so oft zum Lachen wie du. Natürlich liebe ich dich. Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe, um das zu begreifen."
Ich zuckte mit den Schultern. „Nicht jeder kann so klug sein wie ich."
Theo grinste und das Glühen seiner Augen raubte mir beinahe den Atem. „Klug und vor allem so unfassbar bescheiden", konterte er und zog mich näher an sich heran, indem er seine Arme um meine Taille schlang. „Jetzt, wo wir die Basics geklärt haben...", murmelte er, nun mit eher leidendem Gesichtsausdruck. „Dass du mir nach meinem dämlichen Verhalten am Wochenende nicht mehr vertrauen kannst, ist mehr als verständlich und ich werde niemals aufhören, mich dafür zu entschuldigen. Du meintest Montag, dass du noch nicht weißt, was das für uns beide bedeutet. Konntest du in den letzten Tagen darüber nachdenken?"
Ich nickte, denn in den letzten Tagen hatte ich wirklich mehr als genug Zeit zum Nachdenken gehabt. Zum Nachdenken und zum Vermissen. „Es bedeutet, dass du auch nur ein Mensch bist. Ja, was du gemacht hast, war nicht okay. Aber du hast es mir gesagt und du weißt, dass es falsch war. Vertrauen muss man sich erarbeiten und zum Glück hattest du schon etliche Jahre Zeit, um dir ein gewisses Polster aufzubauen."
„Du bist..." Theo schüttelte den Kopf und atmete tief durch, bevor er sagte: „Danke, Maja. Wirklich." Er strich mir durch die Haare und ließ seine Hand dann in meinem Nacken liegen. „Wie geht es dir?"
So eine simple Frage, doch Theos Tonfall und Gesichtsausdruck verrieten, wie ernst er die Frage meinte und wie sehr er an der Antwort interessiert war.
„Gut", antwortete ich und als Theo misstrauisch die Augenbrauen hob, fügte ich hinzu: „Das ist die Wahrheit. Ich habe in den letzten Tagen viel mit Jacob gesprochen, ihm fast alles erzählt. Natürlich ist es noch immer nicht leicht für mich, aber es tat gut, all das mit ihm zu teilen. Mein Dad... wir wissen noch nicht ob und, wenn ja, wann wir es ihm sagen. Aktuell ist es glaube ich besser, wenn er es nicht weiß."
„Warst du am Montag bei ihr?"
Ich schüttelte den Kopf und nannte ihm die gleichen Gründe, die ich auch schon meinem Bruder genannt hatte. Als ich fertig war, verstärkte Theo die Umarmung, sodass mein Gesicht gegen seinen Oberkörper gepresst und ich vollends von seinem Geruch umhüllt wurde. „Ich bin immer hier, falls du darüber reden möchtest."
„Danke", murmelte ich. „Aber jetzt gerade möchte ich viel lieber über schöne Dinge reden."
Theo lehnte sich ein Stück zurück, um mich ansehen zu können. „Schöne Dinge? Möchtest du über dich selbst reden?"
Ich verdrehte die Augen. „Ich habe dir verziehen, was am Wochenende passiert ist. Du musst dich nicht bei mir einschleimen."
„Ich gebe nur die Fakten wieder", behauptete Theo mit Unschuldsmiene. „Du bist wunderschön und du wirst dich daran gewöhnen müssen, dass ich dich täglich daran erinnere."

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FALLEN FROM GRACE
RomansaEr hatte einen Plan. Einen Traum. Eine Zukunft. Jetzt steht er vor den Trümmern - und ihr. Theo war immer der, der wusste, wohin er wollte: Eishockey, Leistung, Erfolg. Für alles andere - sogar für Maja, seine einst beste Freundin - blieb irgendwann...