Theo
„Mittlerweile weiß ich ja, dass Lucas dein Privatdetektiv ist und nicht dein Freund. Aber gibt es jemanden in deinem Leben? Einen Freund oder jemanden, den du datest?"
Majas hochgezogene Augenbrauen deuteten stark darauf hin, dass die Antwort mich ihrer Meinung nach nichts anging. Vielleicht war sie auch einfach nur überrascht, dass ich sie stellte, während ich mich wiederum fragte, weshalb dieses Thema zwischen uns noch nicht zur Sprache gekommen war.
„Wenn es da jemanden gäbe, hätte ich ganz bestimmt nicht mit dir in einem Bett geschlafen", erwiderte Maja. Darüber, weshalb diese Antwort meine Laune sofort ein bisschen besserte, wollte ich mir gerade keine Gedanken machen. „Wie sieht es bei dir aus?", kehrte sie die Frage um. „Wartet in Michigan jemand sehnsüchtig auf deine Rückkehr?"
Ich konnte ein leises Schnauben nicht unterdrücken. Anscheinend war das schon Antwort genug, denn Maja fragte direkt hinterher: „Warum nicht?"
Nun war ich irritiert. „Wie - warum nicht?" Ich verstand die Frage wirklich nicht, weshalb ich Maja mit aufrichtigem Interesse anschaute und darauf wartete, dass sie sich die richtigen Worte zurecht legte.
„Sportler sind am College doch bestimmt besonders gefragt bei dem weiblichen Geschlecht, oder nicht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass niemand Interesse an dir hatte."
Hm. Damit lag sie nicht falsch. Und dennoch... „Ich hatte kein Interesse."
„Oh." Da war Überraschung in ihrer Stimme. Und noch etwas anderes. Erleichterung? Nein, das war Einbildung meinerseits, eindeutig. Weshalb sollte sie das erleichtern? „Warum nicht?" Schon wieder die gleiche Frage. Eigentlich hatte ich etwas über ihr Liebesleben herausfinden wollen und jetzt sprachen wir viel zu ausführlich über meins. Irgendetwas war hier schief gelaufen. Aber im Prinzip sprach nichts dagegen, Maja eine ehrliche Antwort zu geben.
„Mehrere Gründe", sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Eigentlich habe ich jeden Tag von morgens bis abends trainiert und zwischendurch musste ich natürlich auch was für meine College-Kurse machen. Viel freie Zeit, in denen ich andere Menschen, außerhalb der Mannschaft, hätte kennenlernen können, gab es also gar nicht. Ich wollte mich auf den Sport konzentrieren und habe jede Ablenkung so gut es ging vermieden. Ja, du hast Recht, als Sportler erfreut man sich zwangsläufig einer gewissen Beliebtheit. Allerdings geht es da oft auch nur um körperliche Dinge, die meisten sind nicht auf langfristige oder tiefgründige Sachen aus. Und ich bin nicht so der Typ für eine Nacht."
Der letzte Satz fiel vermutlich in die Kategorie too much information, aber nach all dem, was ich Maja in den letzten Tagen und Wochen schon offenbart hatte, machte das nun auch keinen Unterschied mehr.
„Das stellt uns vor ein Problem", behauptete Maja. Ich hob nur fragend die Augenbrauen, da ich keine Ahnung hatte, was sie damit meinte. Sie schien meinen Gesichtsausdruck richtig zu deuten, denn sie erklärte: „Wir haben eine Nacht zusammen verbracht und uns darauf geeinigt, dass es bei dieser einen Nacht bleibt."
„Von dem Kuschel-Zwischenfall abgesehen, haben wir ganz unschuldig und jugendfrei nebeneinander geschlafen." Die Tatsache, dass ich überhaupt nicht geschlafen hatte, ließ ich unerwähnt. Genauso wie den Beinahe-Kuss. „Das ist nicht unbedingt das, was ich mit Typ für eine Nacht meinte."
„Also können wir es bei der einen Nacht belassen?", fragte Maja mit prüfendem Blick. Doch ihre Mundwinkel zuckten.
Nein. „Ja."
„Gut", erwiderte sie. „Denn eine der beiden Regeln hast du schon gebrochen, es wäre echt kein guter Schnitt, wenn die zweite auch noch dazu kommt."

DU LIEST GERADE
FALLEN FROM GRACE
RomanceEr hatte einen Plan. Einen Traum. Eine Zukunft. Jetzt steht er vor den Trümmern - und ihr. Theo war immer der, der wusste, wohin er wollte: Eishockey, Leistung, Erfolg. Für alles andere - sogar für Maja, seine einst beste Freundin - blieb irgendwann...