Kapitel 49

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[disclaimer: Ich hab kein Medizin studiert, ich hab keine Ahnung von Knieverletzungen, bitte verurteilt mich nicht für falsche Informationen, es ist nur eine Geschichte, dankeeee]

Maja

„Wenn man sich in seine beste..."

...WAS? Was hatte Theo sagen wollen, bevor er sich selbst gestoppt hatte? Diese Frage ließ mich nicht los und ich bereute mit jeder verstreichenden Minute mehr, sie nicht gestellt zu haben. Genauso wie ein Teil von mir bereute, überhaupt zurück nach Hause gefahren zu sein. Aber ich hatte mir für diesen Sonntag eigentlich einige Dinge vorgenommen und in einer Mischung aus Vernunft und plötzlicher Panik war ich regelrecht aus Theos Zimmer geflohen. Panik, die ich auch in Theos Blick gespiegelt gesehen hatte. Hinter uns lagen sehr intensive Tage. Es würde uns mit Sicherheit gut tun, erst einmal einige Stunden ohne einander zu verbringen und alles, was geschehen war, zu verarbeiten. Mein Körper und mein Herz sehnten sich danach, auch diese Nacht an Theos Seite zu schlafen, doch mein Verstand erinnerte mich daran, dass ich nichts überstürzen wollte und ich ahnte, dass Theo bald mehr wollen würde. Ein bisschen Abstand konnte dementsprechend nicht schaden, meistens sah man die Dinge dann auch etwas klarer.

Nicht leugnen konnte ich die Geschwindigkeit, mit der mein Herz pochte, als Theo mir am nächsten Tag schrieb und mich fragte, ob ich in von der Physio aufholen konnte. Mittlerweile stellte ich mich eigentlich jeden Montag und Freitag fest darauf ein, ihn zu fahren, und legte meine Aufgaben auf dem Hof bereits vorausschauend auf den Vormittag, doch Theo musste nicht unbedingt wissen, wie sehr ich meinen Tagesablauf nach ihm ausrichtete.

Als er zu mir ins Auto stieg, war er schweigsam. Sehr schweigsam. Genau genommen sagte er kein einziges Wort. Seit seiner Nachricht hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, wie unser Wiedersehen sein würde - küssten wir uns jetzt immer zur Begrüßung? Sollte ich ihn umarmen? Auf meiner Liste an Möglichkeiten hatte definitiv nicht gestanden, dass Theo sich neben mich setzen würde, ohne mich auch nur anzusehen. Ich versuchte, dieses Verhalten nicht persönlich zu nehmen, schließlich wusste ich, wie schwer die Physiotherapie meist für ihn war.

„Wie geht's dir?", fragte ich dennoch vorsichtig, wohl wissend, dass ich mich auf eine patzige Antwort gefasst machen musste. Grundsätzlich konnten Theo und ich durchaus gut zusammen schweigen, die Stille zwischen uns war selten unangenehm. Doch nach allem, was am Wochenende passiert war, fühlte sich das hier nicht richtig an.

„Was machst du morgen Vormittag?" Das war keine Antwort auf meine Frage, aber wenigstens sprach er mit mir. Und er sah mich an. Die Furcht in seinen Augen machte mich sofort nervös.

„Arbeiten, schätze ich", entgegnete ich. „Wieso? Was ist morgen Vormittag?"

Theo wandte seinen Blick wieder ab und stieß einen langen Seufzer aus, bevor er sagte: „Ich habe James - meinem Physiotherapeuten - am Freitag erzählt, dass ich mich noch einmal untersuchen lassen möchte. Ein Freund von ihm ist Orthopäde. Morgen früh ist spontan ein Termin frei geworden und James hat diesen Termin jetzt für mich organisiert."

„Das ist doch super!", rief ich, aber Theos Gesichtsfarbe nach, teilte er meine Euphorie nicht. Inzwischen war er kreidebleich. „Dann hast du Gewissheit. Eine Antwort, weshalb die Schmerzen nicht weniger werden", erinnerte ich ihn, woraufhin er die Augen schloss.

„Ich weiß", murmelte er leise. „Ich hab nur nicht damit gerechnet, dass es schon so bald sein wird. Ich..."

„Du hast Angst", beendete ich den Satz für ihn. Theo öffnete seine Augen wieder und sah mich an. Hilflos. Verzweifelt. Noch nie war ich so froh gewesen, eine Sitzbank im Pick-Up zu haben, anstatt zwei einzelnen Sitzen. So konnte ich näher zu ihm rücken und einen Arm um seine Schultern legen. Sofort ließ Theo seinen Kopf gegen meinen sinken.

FALLEN FROM GRACEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt