Theo
„Nur damit wir uns nicht missverstehen", brachte ich hervor, nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte. „Du möchtest mit mir schlafen - einmal - und dann weiter mit mir befreundet sein, als sei nie etwas gewesen?"
Maja nickte. No fucking way.
„Vergiss es", schnaubte ich. Sobald ich die Reaktion auf meine Zurückweisung in ihren Augen sah, bereute ich meine Wortwahl. Da war Trauer, Überraschung und Schmerz. Aber ich würde nicht zurückrudern, das konnte ich nicht.
„Hör zu, Maja", sagte ich und griff nach ihrer Hand. Sie zog sie nicht zurück, was mich etwas beruhigte. „Ich habe es dir gesagt und ich meinte es auch so: ich bin kein Typ für eine Nacht. Ich werde nicht mit dir schlafen, nur um irgendwelche Spannungen zu lösen. So funktioniert das ohnehin nicht. Wenn wir das machen, stürzen wir uns erst recht ins Chaos." Zumindest vermutete ich das. Aus Erfahrung sprechen konnte ich in dieser Thematik nicht.
Ich hatte mir nie viele Gedanken über mein erstes Mal gemacht. Irgendwann würde der Zeitpunkt kommen, aber ich wusste, dass es nicht dieser war.
Nun entzog Maja mir ihre Hand doch und sah zu Boden. Dennoch entging mir nicht, dass ihre Wangen sich leicht rot färbten. „Fantastisch", murmelte sie leise. „Jetzt wird es zwischen uns erst recht komisch. Das hab ich toll hinbekommen. Am besten geh ich direkt wieder und wir vergessen das hier." Sie schob sich an mir vorbei und ging in Richtung Fenster. Aber bevor sie dort ankam, griff ich nach ihrem Handgelenk und hielt sie so auf.
„Du gehst nirgendwo hin."
Sanft, aber bestimmt, zog ich sie zurück zu mir. Maja wich meinem Blick weiterhin aus, auch als sie wieder direkt vor mir stand. „Ob es zwischen uns komisch ist oder nicht, bestimmen ganz alleine wir beide", sagte ich. „Und wenn du unbedingt Sex mit mir möchtest, musst du dir schon eine etwas bessere Begründung einfallen lassen."
Blitzartig schnellte ihr Kopf nach oben und jetzt war ihr gesamtes Gesicht knallrot. Mit weit aufgerissenen Augen schaute sie mich an und ich... ich konnte nicht anders, als auf ihre Lippen zu starren. Fuck, ich wollte sie küssen.
Aber das wollte sie nicht. Nein, sie wollte nur mit mir schlafen, damit wir danach ohne angestaute sexuelle Spannungen befreundet sein konnten. War sie diesen Weg schon öfter gegangen? Hatte sie mit anderen Freunden geschlafen? Mit Nolan? Mit anderen Leuten, die ich von früher kannte? Weshalb sorgte diese Vorstellung dafür, dass mein Abendessen langsam wieder meine Speiseröhre hinauf stieg?
Majas Lippen bewegten sich, doch bei meinen Ohren kam nur ein Rauschen an. Erst als sie meinen Namen mehrmals wiederholte, wurde ihre Stimmte klarer. „Theo? Theo, alles in Ordnung?"
„Mh?"
Es kostete mich allergrößte Überwindung, meinen Blick von ihren Lippen zu lösen. Doch ihre braunen Augen waren nicht minder gefährlich, wie ich kurz darauf feststellte. Wenn ich nicht aufpasste, würde ich mich schlichtweg in ihnen verlieren.
„Hast du gehört, was ich gesagt habe?", fragte Maja und zog die Stirn kraus.
„Ich... ja klar! Eh, nein... meinte ich. Ich... gib mir kurz einen Moment." Bevor ich noch mehr Unsinn stammeln konnte, wandte ich meinen Blick von ihrem Gesicht ab und ging ein paar Schritte rückwärts, bis ich mit den Beinen gegen mein Bett stieß. Kurzerhand setzte ich mich und versuchte den tosenden Sturm in meinem Innern durch bewusste Atemzüge zur Ruhe zu bringen.
„Geht es dir gut?", fragte Maja, die mir gefolgt war, sich nun vor mir auf den Boden kniete und mich besorgt musterte. „Tut dein Knie weh?" Ständig, aber das war gerade nebensächlich.
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FALLEN FROM GRACE
RomanceTheo und Maja sind zusammen aufgewachsen, haben Höhen und Tiefen gemeinsam durchlebt - jetzt ist von ihrer Freundschaft nichts mehr zu spüren. Doch als der talentierte Eishockeyspieler Theo gezwungen wird, in die Heimat zurückzukehren, begegnen sich...