53. Fahrstuhl

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Jetzt wird's bissl spicy und dementsprechend ist das Kapitel etwas länger. Viel Spaß <3

Damino

Meine Finger umgraben den schwarzen Stoff, während ich mich dazu zwinge, ihn nicht von ihr zu reißen. Er liegt an ihr wie eine zweite Haut. Ich sehe jede einzelne Kurve betonter als je zuvor und niemals hätte ich gedacht, dass ich so sehr davon angetan wäre. Das ist das einzige woran ich denken kann, als sie hochsieht und mein Gesicht erkennt. Ihre weichen Gesichtszüge entgleisen abrupt. Sie zieht die Lippen zusammen und legt eine Hand gegen meine Brust. Dann bildet sie Abstand zwischen uns indem sie mich von ihr drückt.

"Muss ich wissen, was du hier tust?", fragt sie mich kalt. Sie hebt das alte Handy vom Boden auf und der Fahrstuhl schließt sich wieder. Das Schrottding sollte in die Tonne. Ich habe das plötzliche Bedürfnis ihr das Ding aus der Hand zu nehmen und ein neues zu kaufen. Ich verdränge diesen Gedanken.

Nun beißt sie sich auf die innere Wange und sieht zu den digitalen Zahlen vom Aufzug. Sie hebt den Finger und betätigt das Erdgeschoss. Eben waren wir im fünften Stockwerk, gleich sind wir im zweiten. Sie dreht sich zu Hälfte von mir weg, so dass ich ihren entblößten Rücken erkennen kann. Ihre Haare hat sie hochgesteckt und die vorderen beiden Strähnen, die sich aus ihrem Pony gelöst hatten, sind geflochten.

"Scheint so, dass Jess mich doch ausstehen kann, sonst wäre ich nicht hier", sage ich knapp. Ihre Haltung wird steif und ihr Blick wendet sich an mich. Sie sieht an mir herab. Aus irgendeinem Grund fühle ich mich neben ihr underdressed. Ich habe mir zwar ein schwarzes Hemd angezogen, doch meine Jeans hat ein paar Knitter. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Einladung heute noch kommt. Ich war eigentlich mit Mia verabredet. Weil das letzte Mal so gut lief.

"Ich glaube dir nicht. Jess würde niemals auf diese Idee kommen", sagt sie und der Fahrstuhl öffnet sich. Ich schmunzle. Sie ist nicht die einzige die verwundert ist. Ich war ein ziemliches Arschloch zu Jess. Ich gebe das ehrlich zu. Trotzdem hatte sie mir vor über eine Stunde die Einladung zugeschickt.

"Glaub mir, ich war auch überrascht", sage ich. Ich zupfe an dem Ärmel des Hemdes und sehe ihr zu, wie sie sich eine Strähne zurück streicht. Sie ist wahrlich eine schöne junge Frau. Das war mir schon immer klar, seit ich sie das aller erste mal gesehen habe. Doch in diesem Moment bemerke ich, wie sehr ich das Bedürfnis habe, ihr das auch mitzuteilen. Auf einer nonverbalen Weise.

"Schau mich nicht so an", sagt sie harsch  und der Fahrstuhl öffnet sich mit einem Ton. Sie dreht auf ihren Absätzen kehrt und möchte den Fahrstuhl verlassen, doch das lasse ich nicht zu. Meine Hand umfasst ihr Armgelenk und sie stolpert in meine Richtung zurück. Wahrscheinlich hatte sie damit nicht gerechnet.

Mit einer geübten Bewegung drücke ich auf die Anzeige und die Türe schließt sich wieder. Der Fahrstuhl bewegt sich wieder nach oben. Gut so. Sie reißt sich von meinem Griff davon und bläst wütend ihre Wangen auf. Am liebsten würde ich ihre Wangen fest zusammendrücken und sie mich anbetteln lassen, dass ich los lasse.

"Ich wollte Luft schnappen gehen, du Zwerg", raunt sie mir fast leise zu. Sie verschränkt die Arme vor ihrer Brust. So nennt sie mich nicht das erste Mal. Ich weiß nicht, wie sie auf diesen Namen kam, aber ich mag ihn nicht.

"Wirst du noch, keine Sorge, Madame", sage ich. Ich höre sie abrupt einatmen.
Wenn sie mir einen Namen geben kann, dann kann ich das auch. Ich nähere mich ihr, dränge sie etwas in die Ecke. Einfach um sie zu ärgern, weil ich es kann. Kurz sehe ich auf die digitale Anzeige und sehe, dass wir schon im 8 Stockwerk sind. Noch ein paar weitere und dann habe ich sie, wo ich sie haben möchte.

"Was soll das heißen?", fragt sie mich. Die Verwunderung außer ihrer Stimme ist nicht überhörbar. Ich muss schmunzeln. Sie hat keinen blassen Schimmer, dass diese Wohngegend einschließlich dieses Wohnhauses, von meinem Vater geplant und im Bau umgesetzt wurde. Ich kenne seine Gebäude besser als die Ecken meines Zimmers, da er mich ständig mitnimmt, wenn er sie auf Feiern einweiht. Somit weiß ich auch, dass sich oben eine Aussichtsplattform befindet. Diese ist normalerweise nur durch einen Fingerabdruck Scanner betretbar. So einen Zutritt bekommen nur renommierte Kunden meines Vaters. Einschließlich mich, da er unbedingt möchte, dass ich seine Firma übernehme.

𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt