𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆

63. Knopf für Frage

Hey mausis :) Wieder ein etwas längeres Kapitel, ganz viel Spaß damit!

Asteria

Ich zögere einen Moment bevor ich mich vom Stuhl erhebe und zu der kleinen Kiste blicke. Er hatte sie auf sein Bett abgelegt und fädelt akkurat die Seile auseinander. Ich sehe an mir herab. Was hat ihn dazu veranlasst, so eine Richtung einzuschlagen? Ich sehe nicht zurecht gemacht aus, habe einen Schlafanzug an und bin ungeschminkt.

An Silvester war ich schick gekleidet, ja sogar meine Haare hatte ich hoch gesteckt. Was mich aber noch mehr verwirrt ist der Fakt, dass er mich offensichtlich anlügt. Ich hatte es sofort bemerkt. Mr. Ryland hätte mir vorab Bescheid gegeben. Er würde niemals ihn zu einer weiteren Nachhilfe verdonnern ohne eine Tabelle oder ähnliches mitzugeben. Dieser Mann ist der ordentlichster und gefasster Mensch denn ich je kennengelernt habe. Das wäre nicht seine Art. Zumindest wäre das sehr neu für mich.

Er lügt mich an, um mit mir Zeit verbringen zu können. Ich weiß nicht ob ich das niedlich oder dumm finden soll. Er hätte mich auch einfach fragen können ob wir uns...obwohl ich hätte wahrscheinlich verneint. Jetzt habe ich etwas mehr Verständnis, denn er kennt mich nun gut genug, um zu wissen, dass ich sonst nicht hier her gekommen wäre. Ausgefuchster Junge. Trotz dessen gibt ihm das nicht das Recht mich anzulügen. Das ist verlogen.

"Dreh dich zu mir und bleib stehen", höre ich ihn sagen. Er hatte sich vor mich gestellt und den Stuhl bei Seite gezogen. "Bist du immer so...", sage ich unvollendet, da mir das passende Wort fehlt. "Herrisch?", ratet er. Ich nicke, als ich zu den Seilen in seinen Händen sehe. Ob er so etwas öfters tut? Mit so Spielsachen? Mir fällt auf, dass ich zu wenig von ihm weiß. Hat er eine Lieblingsfarbe? Was isst er gerne zu Frühstück? Ob er gerne bei seiner adoptierten Familie ist?

"Über was grübelst du so?", reißt er mich aus meinen Fragen. "Ich kenne dich kaum", spreche ich ehrlich aus. Ich sehe wie er schmunzelt. "Ich habe mir schon gedacht, dass dieses Thema aufkommen wird." Ich runzle die Stirn. "Du bist neugierig", spricht er weiter. Ich deute zu den Seilen. "Soll das zum abschrecken gedacht sein oder verwendest du die wirklich...an mir?", frage ich nun. Sein Schmunzeln verschwindet. Er studiert mein Gesicht, bevor er mir antwortet. "Es wird mir helfen, dich zu verwöhnen und soll nicht zum abschrecken dienen. Wenn ich dich erschrecken wollen würde, dann würde ich andere Mittel einsetzen", erklärt er mir. Diese Information erleichtert mich keineswegs. Wie oft macht er sowas? Kann er auch anders? Ohne all dem Kram hier?

"Warum ich?", frage ich weiter. Er seufzt, als ob er es schon bereut, mir so viele Antworten schon gegeben zu haben. "Diese Frage beantworte ich dir erst, wenn du mir deine Handgelenke reichst", fordert er mich auf. Ich sehe zu meinen Händen und dann zu seinen, die er nach vorne gestreckt hat. Einladend und abwartend. Das wäre meine Chance einfach zu gehen. Aber ich muss unbedingt wissen, weshalb er mir sogar eine Lüge auftischt, um mich hier her zu locken, um diese Dinge an mir ausprobieren zu wollen. Es muss ein triftigen Grund geben. Ich lege meine Hände in seine eine freie Hand, während die andere die Seile hält. Ohne zu zögern beginnt er sanft meine linke Hand mit dem Seil zu umfassen und einen schwierig aussehenden Knoten zu binden. Wenn ich den Knoten selber aufmachen müsste... ich würde wahrscheinlich bis morgen früh hier noch verweilen.

Ich sehe ihm gebannt zu, wie routiniert seine Finger um mein Handgelenk das Seil bindet. Er weiß ganz genau, was er da tut. Als er dann fertig ist, lässt er meine Hand los und greift zur meiner anderen. Er wiederholt den Vorgang bedacht und spricht dabei kein Wort. Ich bleibe ebenfalls still, hoffend auf eine Antwort. Während er die letzten Knotenvorgänge macht, fällt mir auf, wie nahe er vor mir steht. Sein Atem hört man kaum, ganz anders als meinen. Und er riecht frisch geduscht nach Männer Shampoo. Am liebsten würde ich ihn fragen, welches Produkt er benutzt.