23. Dunkel

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Asteria

Er runzelt die Stirn. Ich erhebe mich von seinem Bett und stoße ihn von meiner Nähe. „Du hast mir so eben nur einen weiteren Grund gegeben dich nicht mögen zu wollen", sage ich.

Ich mag es nicht, wenn es so dunkel ist, wie es soeben noch in diesem Zimmer war. Eine Sache die mich seit meiner Kindheit verfolgt. Oder eher gesagt, seit meine Mutter mich bei meinem Onkel abgesetzt hatte.
Ich habe jahrelang mit einem Nachtlichtlein schlafen müssen und konnte mich erst mit sechzehn Jahren, mit offenen Vorhängen, bei Nacht zur Vernunft zwingen können.
Alles ist mir lieber, als so dunkle Räume oder Nächte in denen kein einziger Stern zu scheinen scheint. Manche würden es kindisch, ängstlich oder als ein Trauma bezeichnen, ich
jedoch empfinde es als meine Schwachstelle.

Die er soeben an mir erfahren hat. Großartig, richtig gut läuft mein Tag. Nicht einmal Daxton weiß davon. Und jetzt hat ausgerechnet der Typ, von dem ich sowieso nichts halte, dies mitbekommen.
Damino sieht mich an. So als würde er versuchen, verstehen zu wollen, weshalb ich ihn nicht leiden kann. Ich steuere auf die Tür zu. Dann bleibe ich stehen. „Du kannst alles besitzen, was du dir sehnlichst wünscht und hast trotz allem mir das Wichtigste von diesem Internat genommen", sage ich.

Möglicherweise klinge ich melodramatisch doch ihm sollte bewusst werden, dass es nicht nur ihn auf dieser Welt hat. Er hat mir den letzten Platz vor meinen Augen vorweggenommen. Ich kann nicht glauben, dass er dies nicht beabsichtigt getan hat. Dafür hat er viel zu schnell dann hinterher einen Abgang gemacht. Und ja, ich bin mir dem bewusst, dass ich hätte schneller sein müssen, doch ich hatte bis jetzt immer einen Platz ergattern können. Ich drehe mich zu ihm um. „Du hattest mich von Anfang auf dem Kicker gehabt und mir den Platz zur Box AG mit Absicht vor meinen Augen genommen", füge ich an. Sein Blick liegt auf mir. Ausdruckslos und kalt.

„Du urteilst schnell", sagt er bloß und setzt sich auf sein Bett. Er faltet seine Hände und sieht vorne zur gegenüberliegenden Wand. Genau da, wo ich eben saß. Ich bin nachtragend ja, aber nicht verurteilend. Ich erwische mich, wie ich seinen Seitenprofil begutachte. Dann fällt mein Blick auf ein Tattoo das einen Raben darstellt. Es wirkt düster und wunderschön zugleich.

„Verlasse mein Zimmer."

Ich versuche aus seiner Stimme herauszuhören, weshalb er mich nun auf einmal aus seinem Zimmer haben möchte, doch da ist nichts außer Kälte. Er wirkt beinahe so, als hätte ich etwas angesprochen, dass ihm nicht sonderlich gefallen hat.

Ich zögere nicht lange und trete auf die Türe hinzu. Gerade als ich die Türe aufmache kommt mir Daxton entgegen. Er sieht müde aus. „Asteria? Du hier?", fragt er.
Ich schließe die Türe hinter mir und nicke in Richtung meines Zimmers. Wir betreten es . Er folgt mir und wir treffen auf Lilac. „Habt ihr schon von Jess gehört? Es waren K.O Tropfen", sagt sie und rappelt sich von ihrem Schreibtisch auf. Ich lasse mich auf meinem Bett nieder und schnaufe durch. „Ja, ich war vorher auch kurz bei ihr gewesen, als sie mir das erzählt hat."

„Das ist voll krank", sagt Lilac empört. Sie klappt ihren Kalender zu und legt den Stift zur Seite. Dann setzt sie sich neben mich.

„Hast du eine Ahnung, wer es gewesen sein konnte?" Mein Kopf fängt zu brummen an. Sie redet so schnell. Und ich muss noch das was eben passiert ist verarbeiten.
„Ich weiß es nicht."
Daxton räuspert sich. „Wolltest du mich sprechen oder weshalb hast du mich hierher gebracht?"
„Ich wollte bloß nach dir sehen, ich weiß, wie viel dir an Jesslyn liegt, dass ist bestimmt alles ebenso nicht leicht für dich."
Er wuschelt sich durch die Harre und zwingt sich zu einem Lächeln ab. „Wir werden schon herausfinden, wer dahinter steckt, mach dich mal um mich keine Sorgen", meint er und lehnt sich gegen die Wand. „Ich geh dann mal, morgen haben wir Unterricht", verabschiedet er sich, nachdem wir uns noch über ein belangloses Thema unterhalten haben.

Am nächsten Morgen hält uns Mr. Ryland einen Vortrag über den Vorfall von Jesslyn vor. Er wirkt energisch und etwas aufgebracht. Ich höre zwar aufmerksam zu, doch irgendwie lenkt mich die Tatsache, dass Damino sich nach hinten in die letzte Reihe gesetzt hat ein wenig ab. Ist es wegen dem Gespräch von gestern? Oder nur so? Er ist ja auf eine Art und Weise merkwürdig. Oder es liegt tatsächlich an mir.

„...also deswegen bitte ich Sie, als ihr Klassenlehrer, dass Sie falls Sie etwas auffälliges im Zeitraum zur Party bemerkt hatten oder jemanden in Verdacht haben, sich bei mir oder der Direktorin zu melden und dies anzusprechen."
Er teilt den Schülern Blättern aus, auf denen vermerkt ist, welche Folgen K.O. Tropen auf einen Menschen haben können und wie man solche Vorfälle vorbeugen kann. „Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass falls was wäre und Sie sich aber nicht trauen, Sie gerne zu mir kommen können und wir das anonym verhandeln können", sagt er, als wir uns das Blatt durchlesen.

Ein Mädchen streckt sich. Er ruft sie auf. „Denken Sie, dass wir nun in Gefahr sind?", fragt sie unwissend. Viele Schüler scheinen die selbe Frage gedacht zu haben, da einige ihr etwas zurufen.

„Dies steht leider nicht außer Frage, doch wir werden einem weiteren Vorfall, so gut wie es uns eben möglich ist vorbeugen wollen. Zudem werden wir heute noch mit einer Polizeitruppe, die Zimmer um 10:00 bis 11:00 Uhr, nach auffälligen Anzeichen sorgfältig durchsuchen. Ihr solltet deshalb, um diese Zeit nicht eure Zimmer betreten", teilt er uns ausführlich mit. Manche Schüler scheinen nicht begeistert davon zu sein, doch dies interessiert den Lehrer nicht.

Ein Junge streckt sich. Auch dieser wird aufgerufen.
„Dürfen wir davor nochmal in unsere Zimmer gehen und für den Unterricht Schulunterlagen holen?"

„Dies ist Ihnen, bevor wir noch nicht alle Zimmer durchsucht haben nicht erlaubt, da dadurch Beweismittel ab Hand gehen könnten. Ich bitte Sie wegen all den Vorkehrungen um Verständnis, doch wir sollten nun alle zusammenhalten und nicht gegeneinander sein", antwortet er ihm. Der Junge nickt verstehend. Nun hebe ich meine Hand.

„Die Polizei wird uns wohl für mehr Informationen befragen wollen, wird das heute noch statt finden?", möchte ich wissen, um meinen Tag planen zu können. Mr. Ryland muss leicht schmunzeln. Ich streiche mir mein Pony aus dem Gesicht, als ich geduldig warte. 

„Eine gute Frage Miss Amnick, die Sie mir da stellen, doch dazu habe ich noch keine Auskunft geliefert bekommen. Dies wird sicher mit der Zeit noch auf Sie und ihre Freunde zukommen. Doch bis dahin müssen wir einfach mal abwarten."
„Okay", sage ich und richte meinen Blick zum Fenster hinaus. Das Wetter ist trüb, windig und es regnet seit einer Weile. Und trotz allem, wäre ich lieber da draußen, als hier drinnen. Bisschen Luft schnappen, mal an etwas anderes denken, als dass jemand hier im Internat, Gefallen daran hat, jungen Mädchen giftiges Zeug zu verabreichen.

Jess hatte dies nicht verdient. Niemand verdient sowas. Um so weniger kann ich verstehen, wie mir dass alles bloß so entgegen konnte. Ja okay, ich war zwar nicht auf der Party, dennoch fühle ich mich ein Stück verantwortlich dafür. Sie gehört zu den wenigen Personen, die mir am Herzen liegen und die ich gerne um mich rum habe. Auch wenn wir uns nicht in allen Hinsichten gleich sind, will ich nicht, dass jemand sie so derart auf die Zielscheibe setzt.

𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt