58. Volltreffer

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Damino

Ihre Wangen werden so rot, dass ich mein Grinsen unterdrücken muss. Mir war nicht bewusst, wie sehr sie auf solche anzüglichen Äußerungen reagiert.

"Seid ihr eigentlich zusammen oder nur Freunde?"

Wir beide sehen wieder nach vorne. Hanna stellt ihren Cocktail ab und lehnt sich mit den angewinkelten Ellenbogen auf ihre innere Handfläche ab. Erwartet sie nun einen Roman?

Asteria antwortet zuerst. "Nein, das tue ich mir freiwillig nicht an", meint sie trocken. Ich bin über diese Aussage nicht überrascht. Jedoch versteifen sich meine Bewegungen, als ich einen weiteren Bissen nehme. Ich höre Emilio lachen. Hanna scheint verwirrt zu sein, worüber ich nun überrascht bin. Hatte sie mit einer Bejahung gerechnet? Vermitteln wir ihr das Bild eines Paares? Meine Gedanken hören auf, als ich den Blick von Asteria wahrnehme. Sie wirkt angewidert. Möglicherweise kratzt das nun doch noch an meinem Ego. Ich kann ein egozentrisches Arsch sein, dass ist mir durchaus bewusst, jedoch nicht so schlimm, wie sie eben tut. Ich gehe respektvoll mit Frauen um und sage die Wahrheit. Ich habe sogar ihren Täter erwischt und ihn dazu gebracht sich selbst zu verunstalten und zur Polizei zu gehen. Der Grund dass sie nun in diesem Restaurant sitzen und essen kann ist mir zu verdanken.

ICH habe sie eingeladen. Nicht SIE mich. Sie hätte wenigstens sagen können, dass wir Schulfreunde sind.

Ich bin kurz davor aufzustehen und das Restaurant zu verlassen. Doch ich bin besser als das. Ich werde mir nicht anmerken lassen, wie sehr mich ihre Antwort getroffen hat. "Und ihr? Wie habt ihr euch kennengelernt?", höre ich Asteria fragen. Hanna lächelt und greift nach ihrem Glas, um den wenigen Inhalt hin und her zu schwenken. "Auf einer Party im ersten Semester. Nichts spannendes, wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und sind nach ein paar Wochen zusammen gekommen." Emilio nickt ihr zu. "Du warst das erste Mädchen dort, welches nicht fragte, weshalb ich im Rollstuhl saß", sagt mein Bruder glücklich. "Ich kannte das Gefühl, immer nach ungewünschten Auffälligkeiten befragt zu werden", meint Hanna und deutet dabei auf ihr vernarbtes Gesicht.

Asteria lächelt. Würde ich innerlich nicht so brodeln würde ich auch lächeln. "Entschuldigen Sie, möchten Sie sich noch etwas bestellen? Einen Nachtisch?" Erst nun bemerke ich den Kellner neben mir. Er deutet auf unsere fast leeren Teller. Wir verneinen und verlangen dann die Rechnung. "Hier, nimm das dazu", sagt Asteria leise. Ihre Hand führt zur meiner und lässt dort einen 10 Dollarschein liegen. "Trinkgeld", meint sie anschließend, als sie meinen Gesichtsausdruck sieht. "Beleidige mich nicht", knurre ich fast, als ich ihr den Schein zurückgebe. Was denkt sie sich eigentlich? Das ich behindert bin? Fast macht mich diese Handlung wütender als ihre vorherige Aussage. Es war ganz klar, dass ich sie einlade. Glasklar. Sie verzieht die Miene. "Doch nimm es", flüstert sie noch leiser. Wahrscheinlich möchte sie nicht, dass Hanna und Emilio Wind davon bekommen. Die sind jedoch damit beschäftigt nach ihrem Geldbeutel zu schauen. "Behalte es oder ich bringe dir auf meine Weise ein besseres Benehmen bei", sage ich ebenso leise. Sie stockt bevor sie zu sprechen anfängt.

"Würdest du nicht."
"Glaub mir, ich würde und wenn dann wäre ich alles, aber nicht nett."
Ich ergreife ihre Hand und schiebe sie von mir schnippisch weg. Sie steckt das Geld wieder weg und ich atme innerlich auf. Wir zahlen und ich bitte den Kellner den Rest des Weines mit einem Korken zu verschließen, damit ich es Asteria geben kann. Sie wirkt überrascht und bedankt sich bei mir.

☆☆☆

"Muss das so sein?" Asteria zieht am Gurt und verzieht dabei das Gesicht. Hanna lacht, als sie zu ihr geht. "An dieser Schlaufe musst du anziehen, sonst liegt es zu locker", erklärt Hanna und deutet auf die schwarze Schlaufe oberhalb ihrer Brust. Asteria schnauft unbemerkt und zieht,  mit einer Handbewegung an der genannten Schlaufe, die Weste enger an sich. Das Licht im Vorraum ist grell durch Neonstangen beleuchtet. Die Stille wird von der elektronischen Musik im angrenzenden Hallenbereich durchbrochen. Meine Hände legen sich um die Lasertaggun und studieren die verschiedenen Griffe. Ich war bisher einmal in dieser Lasertag-Halle vor ein paar Jahren. Damals hatte ich hier drei Runden mit meinen damaligen Freunde gespielt. Freunde von ich damals dachte, dass sie für mich einstehen würde. Freunde von denen einer meine einzige damalige Freundin ausspannte und die anderen schlecht über mich sprachen. Sie erzählten auf der High-School, dass ich mit meinen Geld Nutten bezahlte und meine Freundin somit fremdging. Sie erzählten vieles mehr, doch das meiste hatte ich schon vergessen. Es stimmte ja nicht. Seitdem sehe ich nur meinen Bruder als Freund an.

𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt