6. (:(

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Asteria

"Und? Wem schreibst du?", vernehme ich es leise neben mir. Zögernd sehe ich von meinem kleinen Handy Display hoch. Daxtons Blick liegt auf mir, währenddessen auch Kyrian an dieser Frage interessiert scheint.

"Meinem Onkel", sage ich knapp gehalten und widme mich wieder meinem alten Handy. Ich schicke meine Nachricht ab, in der ich beantworte, dass es mir gut geht und ich bloß etwas genervt bin, da ich es nicht in meine gewünschte AG geschafft habe. Natürlich nur die halbe Wahrheit der Geschichte, aber ich will nicht, dass Jean sich meinetwegen Sorgen macht. Er hat schon so genug um die Ohren.

Gerade als Daxton dazu was sagen will, ertönt ein Klingeln und ich höre, wie Kyrian ans Handy geht.

"Jetzt schon? Ja, okay, ich bin auf dem Weg. Warte dann dort", höre ich ihn sagen und wundere mich auf einmal mit wem er wohl spricht. Er richtet seine Brille und streicht sich kurz über die dunklen Haare. Kyrian hat nicht viele Freunde und es hat sich nicht so angehört, als würden wir die Person gut kennen. "Gehst du?", frage ich extra dumm, da ich vielleicht so an Informationen komme. Er nickt und meint: "Ja zu einem Kumpel, hier in der Nähe."

Mit diesen Wörtern verabschiedet er sich und hetzt eilig hinaus. Ich packe mein Handy wieder weg und sehe ihm nach. Mir kommt die Sache zwar komisch vor, doch ich belasse es dabei. Vielleicht über reagiere ich einfach und er spricht die Wahrheit.

Kurz ist es still in der runtergekommenen Halle, doch nach einer Weile durchbricht Daxton die Stille. "Erzähl mir was passiert ist", sagt Daxton fordernd und ich sehe überrascht zur Seite direkt in seine blauen Augen. Meine Stirn legt eine Falte und ich hebe eine Braue. "Wovon sprichst du?", frage ich gelassen. Meine Finger spielen dabei an meinem Schnürsenkel meiner grauen Sneakers, da ich mein Bein angewinkelt neben mir abgestellt habe.

Er wirkt beleidigt für einen kurzen Moment und legt den Kopf schief. "Tu nicht so, ich merke doch, dass was nicht stimmt", meint er besserwisserisch und schaut mich mit diesem Sag-es-doch-einfach Blick an. Ich schürze die Lippen etwas an und sage vorerst nichts. Ein Nachteil wenn man jemanden so sehr vertraut und kennt: Man kann kaum was vor der Person enthalten ohne das diese es sofort bemerkt. Gründe weshalb, ich dann lieber niemanden mich anvertraue. So viele Fragen und so viele Antworten, die ich aber nicht preisgeben will.

"Hmm", höre ich mich brummen, da ich nichts dazu sagen will. Daxton erhebt sich von seinem Sitzplatz und greift nach seinem Skateboard. Zuerst denke ich, dass er gehen will, doch dann sehe ich, wie er auf etwas zu geht. Er bückt sich langsam und hebt etwas vom Boden auf. Beim genaueren hin sehen, bemerke ich die Schraube zwischen seinen Fingern geklemmt. Meine verlorene Schraube.

"Wieso hast du aber dann so aufgedreht, als der neue Schüler zu uns kam?", fragt er mich und sieht dabei auf die Schraube und dann zu mir. Ertappt blicke ich von meinen Schuhen zu ihm hoch. Sein Ton gefällt mir gar nicht.

"Wusstest du die ganze Zeit, wo die Schraube lag und hast vorher nur so getan, als ob du nicht wüsstest, wo nach ich gesucht habe?", hake ich versuchend Thema wechselnd nach.

"Ich habe geahnt, dass du mir nichts verraten willst und dachte du würdest mir so vielleicht etwas beichten", erklärt er sich und bestätigt somit meine an ihn gerichtete Anschuldigung.

Ich presse wütend die Lippen fest zu einem Strich. Ich weiß, dass er es nur gut meint, doch es ist meine Sache und ich bin noch nicht dazu bereit, es ihm zu sagen. "Was, hast du jetzt vor mich mit der Schraube zu erpressen?", frage ich ihn kräftig tönend. Er sieht mich an und zeigt erst keine Reaktion. Sein Blick verändert sich und es sieht aus, als würde er überlegen.

"Nein. Es würde nichts bringen", meint er dann schließlich und geht mit paar Schritten auf mich zu. Er drückt mir die Schraube in die Hand und sieht mir dabei beabsichtigt nicht in die Augen. Er klingt leise und etwas ergebend. "Warte, du gehst doch schon nicht oder?", frage ich geeilt nach, als ich sehe, wie er den Rückweg antritt. Ich stehe auf und greife auch nach meinem Skateboard, als mich seine Wörter inne halten lassen.

𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt