25. Büro

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Asteria

"Kann ich Sie kurz sprechen?" Ich drehe mich überrascht zur Seite, als ich meinen Spind schließe. Mr. Ryland steht vor mir und hält in seinen Händen Akten. Wir hatten eben den Psychologiekurs, wahrscheinlich hat es damit zutun. Auch den vor kurzem geschriebenen Test haben wir heute wieder rausbekommen.

"Um was geht es?", möchte ich wissen.

"Sie und Mr Remington. Wären Sie so höflich und würden mich in mein Büro begleiten?" Der alte Mann richtet seine Brille. Ich sehe mich um. "Haben wir etwas verbockt?" Plötzlich habe ich das Gefühl von Angst. Was wenn er von meinem Drogentrip Anfang des Schuljahres erzählt hat? Du könntest ihm davon erzählen, dass du ihn auch bei etwas sehr verbotenen hier erwischt hast. Allein der Gedanken daran jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken.

Gerade als ich ansetzen möchte fängt er zu reden an. "Folgen Sie mir." Er wendet sich von mir ab und geht den Flur entlang. Ich eile hinterher und hoffe inständig, dass er mich nicht verpetzt hat.

Nervös warte ich ab bis wir sein Büro im hinteren Teil des Flures erreichen. Er öffnet mir die Türe und ich betrete den Raum. Dann fällt mein Blick auf jemanden den ich die letzten Tage gemieden habe. Freude ist Fehlanzeige. Mein Bauch fühlt sich auf einmal total seltsam an. Als hätte ich schlecht gegessen oder so. Ich seufze, dann setze ich mich auf einen der grünen Sessel vor dem langen Tisch. Dahinter lässt sich der alte mir so liebgewonnene Lehrer auf den schwarzen Drehstuhl nieder und faltet seine Hände auf den Tisch. Damino sitzt neben mir etwas abseits auf einem der anderen grünen Sessel und dreht an seinen Ringen umher. Ich sehe wieder zu Mr. Ryland. Nun beginne ich mir Sorgen zu machen. Hat er davon Wind bekommen, dass ich und Damino uns nicht leiden können und uns deshalb hergeholt? Mach dich nicht lächerlich, so wichtig seid ihr nun auch wieder nicht.

"Also. Erzählen Sie, wie verläuft die Präsentation für nächste Woche?", fängt er an und sieht dabei zu beiden von uns rüber. Damino sieht auf. Sein Nasenpiercing glitzert im Licht der Sonne die durch das Fenster scheint.

Nun sieht er zu mir. Dass ist seitlangem wieder direkter Augenkontakt nachdem er mich in der Dunkelheit zur Wahrheit sprechen lassen wollte. Ich weiß nicht was es ist, doch sein Blick scheint wie meiner suchend zu sein, nach etwas was ich selber nicht weiß, was ich versuche in ihm zu sehen. Ich wende meinen Blick wieder ab.

"Es läuft gut, wir sind fast fertig", antworte ich dann. Es ist seltsam von einem "Wir" zu reden, da es sich so überhaupt nicht anfühlt. Damino schweigt weiter.

"So? Nun wenn das so ist, warum lassen Sie Mr Bill (Luca) den Papageien für euch spielen und redet nicht miteinander, wie es sich für eine Gruppenarbeit gehören würde." Er hebt die Augenbrauen und setzt die Brille ab. Ich überschlage die Beine und zupfe mir eine Strähne aus dem Gesicht. Fuck.

"Sie denken doch nicht, dass ich so ein kindisches Verhalten in meinem geliebten Kurs dulden würde oder? Der arme Kerl hatte es mir gestern gebeichtet und ich war total überrascht, da ich Ihnen so etwas nicht zugetraut habe." Zum einem bin ich erleichtert, dass Damino mich doch nicht verpetzt hat und schäme mich zugleich, dass ich nicht früher darauf gekommen bin. Luca tat mir zwar leid, dass er immer den Laufburschen spielen musste, dennoch war mir dass lieber, als mich persönlich nachmittags mit Damino zu treffen und die Präsentation zu planen. Und er hat Recht, es war kindisch doch es war mir in der Hinsicht schlicht und ergreifend egal.

"Da wir nicht gut auskommen miteinander, dachten wir, dass wäre die bessere Lösung für uns. Verstehen Sie?", versuche ich den Gedanken dahinter zu erklären. Der Lehrer sieht mich kritisch an. "Ms Amnick, ich bitte Sie, dass ist doch keine plausible Lösung. Sie sind doch sonst immer so klug und sehen über solche Sachen hinweg." Ja das stimmt, doch nicht bei ihm.

𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt