5. Eine Regel

461 21 0
                                    

Asteria

Meine Hand trippelt geladen gegen die raue Wand meines Skateboardes, als ich gerade eine lockere Schraube von einer meiner Rollen befestige. Sie fällt immer wieder raus und ich fange sie jedes mal auf, so dass sie mir nicht wegrollen kann. Ich verziehe das Gesicht, als mir einfällt, wer meinen Platz bei der Box AG eingenommen hat. Verfluchter reicher Bastard. Der Typ kann von Glück sprechen, dass Dax mich von ihm weggezogen hat, als ich ihm am liebsten eine rein gehauen hätte. Danach hätte er sicher nicht mehr mit mir in einem solchen Tonfall gesprochen. Nur, weil er denkt er ist der Sohn von wohlhabenden Eltern, kann er sich aufspielen, wie ein König. Ganz sicher nicht in meiner Gegenwart.

"Jetzt komm schon, er war okay", meint Taylan und weist auf meine linke Hand hin, die sich unaufhörlich bewegt, was ich immer dann tue, wenn mich etwas beschäftigt. Ich lächle ihn grimmig gezwungen an und lasse einen stummen Laut aus meinem Mund entgleiten. Das Board lege ich neben mich und richte meine wild fallenden Haare zur Seite. "Halt die Klappe", gebe ich ihm lautgenug zur Antwort, um ihm zu verdeutlichen, dass er mich wegen ihm nicht mehr ansprechen soll. Taylan grinst ein wenig und ist dabei einen weiteren Satz anzufangen, doch er kommt nicht dazu. "Lass es lieber", sagt Daxton warnend und setzt sich auf die Halfpipe gegenüber mir, so das paar Meter zwischen uns nun liegen.

Zwar kenne ich Daxton nur ein Jahr, doch er kennt mich wie kein anderer und es fühlt sich viel mehr, als nur ein Jahr an. Wie ein halbes Leben eher, da wir schon so vieles zusammen erlebt haben. Er hat mich aufgefangen, als es sonst niemanden gab oder interessierte. Dax weiß, wie ich ticke und hat dafür mein wenig vorhandenes Vertrauen geschenkt bekommen. Er ist wie der ältere Bruder, den ich nie hatte.

Ich höre, wie Jesslyn und Kyrian die offen gebaute Halle lauthals betreten. Eher gesagt wie Jesslyn lauthals die Halle mit ihrem Gelaber erfüllt, die an den müde aussehenden Kyrian gerichtet sind. Fast bringt mich sein gequälter Gesichtsausdruck zum lächeln, doch als ich die gesagten Wörter entziffern kann nicht mehr.

"Ihr glaubt mir ja gar nicht, wenn ich heute aufgetroffen habe", vernehme ich sie an uns gerichtet sagen, wobei Kyrian sich auf eine langegezogene Metall Stange setzt und ein Päckchen aus seine Jacke herausholt. "Damino?", fragt Lilac sie und lehnt sich dabei gegen eine kleinere Halfpipe Wand, als die unsere. Schon allein der Name, macht mich unglaublich wütend und ich würde mir am liebsten die Ohren zu halten wollen.

"Ja! Er hat sogar mit mir geredet", erzählt sie fröhlich weiter und ich sehe zu Daxton, der genau so wie ich rein blickt. Wir denken sicher das selbe. Heiter redet sie weiter von ihm und wird dann etwas später von Daxton unterbrochen. "Er geht in unsere Klasse, Jess", informiert mein bester Freund sie streng, wobei sie die Augen weit aufreißt und schockiert uns entgegen sieht. Sie kommt zu mir hoch und setzt sich neben mich. Oh bitte Gott, lass sie nicht weiter über ihn reden.

"Haha", kommt es fies grinsend von dem Brillenträger, der gerade seinen zweiten Zug von seinem Joint macht. Vielleicht sollte ich mal wieder was neues bei Zania auftreiben und mich dann zu ihm gesellen.

Verwirrt richtet Jess den Blick auf den gegenüber mir und er greift nach seinem Skateboard. "Er hatte sich verspätet", klärt er sie auf und sie macht einen seltsamen Laut. Ich greife auch nach meinem Board und erhebe mich. "Okay, dann heißt es ja, dass ihr euch schon kennt und es euch nichts ausmachen wird, das ich ihn hierher eingeladen habe", fängt sie zu reden an und ich könnte schwören, wie ich eine Schraube die Pipe runter klimpern höre. Jesslyn zuckt erschrocken auf und sieht auf das Board das mir eben aus der Hand gerutscht ist.

"Das hast du nicht wirklich getan", murmle ich nun und bücke mich, um nach dem Gefallenen zu greifen. "Leute, er scheint wirklich-", sagt sie wird, aber durch meine Stimme unterbrochen. "Jess du hättest uns fragen sollen! So wie immer, weißt du", herrsche ich sie an, wobei ich aber etwas zu laut werde. Seit wir uns, als Gruppe so gut gefunden haben, haben wir eine einzige Regel aufgestellt. Wenn man jemanden Unbekanntes hier her zu uns bringen will, muss man erst nach Erlaubnis fragen. Am Ende verrät diese Person unser kleines Versteck noch und wir werden Nachsitzen müssen, allesamt oder sogar schlimmer. Alle waren sich bei dieser einen Regel einig und genau aus dem Grund, sind wir noch nicht aufgeflogen.

𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt