32. Gewächshaus

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Asteria

"Ich hoffe für dich, dass du nicht vorhast mich zu verschleppen", sage ich, als er seinen Wagen nähe eines Waldes parkt. Es ist dunkel draußen und ich sehe keine Menschenseelen hier die Straßen entlang laufen. Ich habe also im wahrsten Sinne des Wortes, keinen Plan wo wir sind. Und Hunger habe ich auch. Und ich weiß immer noch nicht wo ich schlafen soll. Mein Leben läuft also super.

"Ich bin eigen, aber nicht so." Hatte er gerade zugegeben, dass er komisch ist? Ich muss mir ein Lächeln verkneifen.

Ich kann noch nicht abschätzen, ob es eine gute Idee war, mich auf das eingelassen zu haben. Konnte ich rational denken, als ich in dieses Auto gestiegen bin? Nein. Habe ich diese Person noch gut vor einer Woche nicht leiden können und muss ihm nun Nachhilfe geben? Ja. Ist er gemein zu mir? Nein. Finde ich ihn attraktiv? Ja. Warte, warte. So meine ich das nicht. Er sieht nicht schlecht aus. Ja ist klar.

Er schaltet den Motor ab und steigt aus. Ich tue es ihm gleich. Er macht die Taschenlampe seines Handy an.

"Komm, ich zeig dir was." Ich bleibe stehen.

"Hmm, will ich sehen, was du mir zeigen möchtest ?"

Ich höre ihn seufzen. Dann dreht er sich zu mir.

"Asteria. Vertrau mir einfach für diesen kurzen Moment, okay?"

Ich nicke kurz und folge ihm dann. Zu Not renne ich weg, auch wenn ich nicht weiß wohin. Nach paar Minuten gelangen wir auf einen Kieselweg der zu einer kleinen Hütte führt. Wenn ich richtig sehe, ist daneben ein aus Glas stehendes Gewächshaus. Es sieht aber ziemlich mitgenommen aus. So als hätte man es über die Zeit sich selbst überlassen. Obwohl es hier etwas abgelegener ist, gehen an den Seiten der Hütte Lampen an. Eigentlich ganz nett. Aber was machen wir hier? Gehört die Hütte ihm?

Egal. Ich hole mir meinen Cheeseburger und reiche ihm auch einen. Kommentarlos beiße ich rein.

"Du hattest echt Hunger, was?"

"Mh-ja", bringe ich hervor.

"Hier bin ich oft, wenn ich Ferien habe oder Zeit für mich brauche. Diese Hütte hatte Mal meiner Mutter gehört und mir überlassen, da sie keine Zeit mehr dafür hatte, nachdem sie zum Homeoffice umgewechselt ist."

Ich versuche mir vorzustellen wie seine Mutter so ist. Ob sie ihm ähnelt und auch so dunkle makellose Haut hat. Und ob er von ihr diese braunen Augen geerbt hat. Das Gras ist noch etwas nass vom Regen, aber es riecht hier so angenehm und frisch, dass ich mich am liebsten in die Wiese legen würde.

Ich steuere das Gewächshaus an. Ich möchte sehen, was darin alles angepflanzt ist. "Das hatte ich mir noch vorgenommen. Es braucht eine säuberliche Reinigung", erklärt er, als ich in das Innere trete. An den Seiten wachsen Kletterrosen die Glaswand empor und ich finde einen Tomatenstrauch. Am Ende des Gewächshauses steht eine kleine Bank, die aber auch einen neuen Anstrich bräuchte. Trotz allem, finde ich das ansprechender, als die nagelneue errichtete Hütte. Das hier wirkt heimischer. Ich pflücke mir eine Tomate, die nicht von den Schnecken überfallen wurde und setze mich auf die Bank.

Das Gewächshaus besitzt keinen Stromanschluss wird aber ausreichend von den Lampen der Hütte beleuchtet. Ich sehe also genau, wie mich Damino ansieht, als ich die Tomate an meinen Oberteil abwische und dann esse.

Mir geht's wieder so gut, dass ich fast vergesse, weshalb ich in sein Auto geflüchtet bin. Sein verwirrter Blick amüsiert mich, warum auch immer. Und er hatte Recht. Die Luft hier ist wirklich besser als auf einen zugeparkten Parkplatz.

"Du magst Tomaten?" Ist das so unnormal? Ich lege den Kopf schief. Er steht direkt vor mir und sieht mich einfach an. Als wäre ich ein Touristenstand, dass über Sehenswürdigkeiten informiert. Er studiert mich. Liest mich.

𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt