16. Reflexion

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Asteria

"Wer will Bier?", fragt sich Kyrian bei uns durch, als er seinen mit Sicherheitsnadeln bestickten Rucksack hervorholt. Ich sehe zu Zania und sie reicht mir eine Longpape, als ich sie danach frage und das Geld austausche. Gierig greife ich in meine dünne Wollenjacke und ziehe später danach mein Feuerzeug heraus. "Reich mir eins rüber", sagt Zania lächelnd, als sie zu Kyrian sieht und er nickt. Manchmal vergesse ich dass sie vor kurzem erst 16 Jahre alt geworden ist. Ihr Gesicht ähnelt ihrem Bruder sehr, bloß dass sie weichere Züge hat und wild gelockte statt glatte Haare besitzt. Ich weiß zwar nicht wie es dazu kam, dass ich mir bei ihr meine Drogen hole, doch sie liefert aus, und hat einfach das beste Zeug in dieser Gegend.

Hustend beklagt sich Frances über das kommende Kratzen in seinem Hals und ich grinse ihn belustigt an. Er hatte gerade eben zwei Züge von seinem Joint genommen und sieht mich aus zusammen gekniffenen Augen an. Ich verstehe immer noch ganz, weshalb er mitkommen wollte, doch ich habe nichts dagegen. Es ist schön ihn wieder zu sehen, selbst nach diesen aufbrausenden Neuigkeiten. "Mach langsam", sage ich und zünde dabei meine Pape an. "Es bringt dich sonst schneller raus, als du zu glauben magst."

Kyrian lacht und Zania nimmt einen großen Schluck von ihrem dunklen Bier. Frances nickt ermutigend und nimmt das in Papier gerollte Gras ein weiteres Mal zwischen seine Lippen, als er es durch die Lunge langsamer einatmet. Meine Finger umklammern behutsam die nun qualmende Pape und ich puste kurz Luft hinzu. Funken flackern vom dünnen Papier und ich lehne mich vor. Zwischen meinen Mund geklemmt ziehe ich einen festen Atemzug daran und verspüre die kommende Wärme in meiner Brust, die mir nur allzu bekannt ist.

Ein wohliges Gefühl durchfließt mich und ich lehne mich zurück. Genau dass hatte ich gebraucht. Draußen scheint noch etwas die Sonne zu uns in die Skaterhalle herein. Wir sitzen auf einer erhöhten Bühne auf denen Bierkasten stehen, worauf wir sitzen. Leise läuft von Kyrians Musikbox eine Playlist, die uns alle mit einer ruhigen Atmosphäre umhüllt.

Ich atme die nun anders riechende Luft tief ein. Meine Augen schließen sich für einen Moment und ich höre nur dem laufenden Song zu. Ich liebe diesen etwas stichigen Geruch, der beim kiffen entsteht. "Ich habe das vermisst", gebe ich zu und Kyrian fängt breit zu grinsen an. "Ich auch", sagt er, obwohl er von uns derjenige ist, der fast täglich einen wegzieht und nichts zu vermissen haben sollte. "Du Scherzkeks", betitelt das Mädchen mit den lockigen Haaren und er wendet sich ihr zu. Er zieht eine Grimasse und sie lacht leise.

"Sag, seid ihr eigentlich immer noch zusammen?", fragt mich nun Zania neugierig, als ich Frances dabei helfe seinen Joint nochmal anzuzünden, da er es zuerst für zu wenig Zeit über das Feuerzeug gehalten hatte. Beide unsere Köpfe fahren herum. Frances sieht fragend zu mir. Ich sollte die Wahrheit sagen, es würde sich letztendlich nicht lohnen zu lügen, da es sowieso bald ans Tageslicht kommen würde.

"Nein, seit heute nicht mehr, wieso interessiert dich das?", will ich mich erkundigen und drehe mich wieder dem gerollten Papier zu. Paar Funken kommen auf und ich gebe Frances den Joint zurück. Er bedankt sich höflich und ich nehme meinen wieder zu den Lippen. Zania deutet eine Antwort an, doch Kyrian kommt ihr zuvor. "Ihr habt den Kindergarten endlich beendet, ich freue mich für euch." Er nimmt viele Schlucke seines Bieres. Zania schnappt erschrocken die Luft ein.

"Kyrian sowas kannst du doch nicht sagen." Sie sieht zu uns, wobei ich und Frances nicht so recht wissen, wie wir uns zu verhalten haben. Ich wusste ja schon immer, dass Kyrian von der unechten Beziehung Bescheid wusste, doch ich hätte nicht ahnen können, dass er sie als einen Blödsinn einstufen würde.

"Ich finde es schade, dass ihr nicht mehr zusammen seid, da ihr so gut zusammen gepasst habt", meint sie in ihrer angenehmen Stimme und straft Kyrian mit einem vernichtenden Blick, der diesen nicht mal mitbekommt, da er so seine Augen auf das Bier fixiert hat. Mein inneres zieht sich bei ihrem Satz zusammen. Wahrscheinlich, weil mir erst im Moment richtig bewusst wird, dass ich kein Alibi mehr habe um mit keinem anderen Junge ins Bett zu steigen oder mit ihnen rummachen zu müssen.

𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt