Asteria
Die letzten zwei Tage sind an mir vorbeigezogen wie ätzender Leim, der nicht loszureißen ist. Ich bin seit dem Anruf meines Onkels mit den Gedanken ständig woanders und schlafe öfters als mir lieb ist. Und das obwohl ich Frühaufsteher bin und den Schlaf gering halte. Es fällt mir sogar schwer mit meinen Freunden Zeit zu verbringen, da sie keine Details von dem Vorfall letztens mitbekommen haben. Bloß Damino hatte mich so erlebt und Mr. Ryland, der hinterher mich gefragt hat, ob alles okay sei. Ich hatte bejaht und gemeint, dass es nur Schulstress sei und er hat mir geraten öfters eine Pause einzulegen. Auch das ich in die Bibliothek gehen könnte um mehr Ruhe zu finden. Er hat Gottseitdank keinen Verdacht geschöpft, weshalb ich eigentlich auf Daminos Rücken gewesen war.
Wahrscheinlich aus Anstand zu meinem Privatleben. Eine Sache die mich erleichtert. Jean hatte mir eine Nachricht geschrieben, indem er sich erkundigt hat, ob ich es mir nicht doch anders überlegt habe. Ich habe bis jetzt nicht zurück geschrieben. Denn ich hätte keine für ihn passende Antwort.
Eine dunkle Haarsträhne fällt mir ins Gesicht und ich streiche sie in mein Pony zurück. Die Türe öffnet sich und ich hebe meinen Blick von den vor mir liegenden Mathebücher. "Na du, machst du dich schon fertig", hakt Lilac fröhlich bei mir nach. Sie schließt die Türe hinter sich. "Ich lerne für den anstehenden Test", beantworte ich ihr zwingend nett zu klingen. Sie hält in ihren Händen eine beige funkelnden Einteiler, der eng geschnitten ist. "Es ist doch eigentlich noch viel zu früh, findest du nicht?" Es hatte eben noch Mittagessen gegeben.
Ich beobachte sie während ihre Hände nach einem Schminktäschchen greifen. "Ich will noch davor vorglühen, und zwei Stunden vergehen beim schminken wie im Flug, glaub mir." Sie setzt sich vor ihrem Schreibtisch und kramt in einer oberen Schublade nach einem Spiegelgestell. Ich fahre mir durch die Haare. Es ist meiner Meinung trotzdem zu früh, sich jetzt schon zu recht zu machen. "Du gehst doch hin oder?", fragt sie mich beäugend. Meine Schultern sacken bemerklich zusammen. Nicht ansatzweise möchte ich zu dieser Back to Boarding School- Party, selbst wenn ich mich anfangs darauf gefreut habe. Ohne Begleitung wird das mühsam und meines Erdenkens mit Kopfschmerzen enden. Es ist zwar unreif von mir wegen so einem Grund nicht hingehen zu wollen, doch dafür habe ich mehr Zeit um lernen zu können übrig.
"Ich habe heute nicht wirklich den Drang feiern zu gehen", erkläre ich und sie wirbelt zu mir herum. Ihr aufgetragener Blush ist meiner Ansicht nach zu viel. Aber ich lasse mir diesen Gedanken unausgesprochen. "Warum denn nicht, geht es dir nicht gut?" Ihre Stimme ist mit Besorgnis belegt. Auf ihrer Stirn bildet sich eine Sorgenfalte. Ich winke ab und blättere auf eine nächste Seite um. "Nein, ich will bloß diesen Test nicht verhauen", lüge ich, obwohl dahinter ein Teil von Wahrheit steckt.
Ich kann das jetzige Thema in und auswendig und bin mit einem guten Gefühl sicher, dass ich eine gute Benotung bekommen werde. Heute möchte ich einfach in meinem Zimmer alleine sein. Vielleicht mir über mein Handy paar Youtubevideos ansehen oder sogar etwas lesen. Vor kurzem habe ich mir ein Buch über das Universum ausgeliehen und finde es interessanter als erwartet.
Ungläubig sieht sie mich an und dreht sich wieder zum Spiegel um. Sie trägt großzügig Mascara auf und ich sehe ihr dabei zu. "Du bist eine Einserschülerin, glaubst du wirklich, dass du dir heute nicht frei nehmen kannst?" Unwillkürlich sieht sie mich durch ihre blauen Augen an. Dann trägt sie eine schimmernde Spur von Lipgloss auf, der violett wirkt. Ein Seufzen entgleitet mir. Ich erhebe mich von meinem Bett und gehe auf sie zu. "Geh nur und habe Spaß, ich bleibe hier", meine ich, als ich mich mit einem Arm auf sie abstütze. "Wenn du es dir doch noch anders überlegst, weißt du wo du uns finden kannst." Sie lächelt mich an. Ich nicke und öffne einen der breitgebauten Fenster, die einem den Blick auf ein Teil des Waldgelände abgeben.
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𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆
Romance"Beantworte meine Frage", verlangt er nun. Er klingt nicht so, als ob er davon ablassen würde. Seine Arme hat er neben mir abgestellt und verwahrt mir dadurch die Flucht. "Was wird passieren, wenn ich es nicht tue? Dir keine Antwort gebe?" Er kommt...