7. Eindruck

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Daxton

Ich gehe mit fast gehetzten Schritten den gefüllten Flur zum Zimmer entlang. Es ist laut und ich versuche mich auf das gehen zu konzentrieren, da ich nicht stolpern will. Ich bin zwar etwas noch hin und hergerissen von dem Gespräch eben, dass Asteria wie es scheint nicht führen wollte, doch ich versuche diesen Gedanken zu verdrängen. Ich weiß zwar, dass sie bei solchen Sachen eher zurückgehaltener ist, aber trotzdem finde ich es schade. Es war, als wäre sie wie ausgewechselt. Eine Person die auf irgendetwas oder Jemanden wütend ist. Die Frage die ich mir jetzt stelle ist, was oder warum es sie so sehr aus der Bahn geworfen hat, dass sie es selbst mir nicht offenbaren wollte.

Es muss dann wohl sehr wichtig gewesen sein, da ich mir ihr Verhalten sonst nicht erklären kann. Und überhaupt, verstehe ich nicht weshalb sie so geladen war, als der Neuling zu uns dazu gekommen ist. Normalerweise reagiert sie nicht so auf neu ankommende Schüler unserer Klasse. Aber es kann auch einfach daran liegen, dass sie keine Lust auf seine wahrscheinlich verschnösselte Art hat, was ich ihr nicht übel nehmen sollte.

An der Türe angekommen zücke ich meinen Schlüssel aus der Vordertasche meines Eastpak Rucksacks hervor und sperre zügig auf. Mein Blick auf den Boden gerichtet, schließe ich wieder zu und will gerade meinen Rucksack an einen Hacken hängen, als ich komischerweise bemerke, wie da schon eine Sporttasche schräg hängt. Ein neuer Zimmergeselle? Bin ich absolut nicht gewohnt, da ich es noch mit niemanden teilen musste.

Ich stelle den Rucksack einfach ab und sehe mich um, und erst dann fällt mir ein Fremder auf, der mit seinem Bauch auf seinem Bett liegt, den Rücken zu mir gekehrt hat und wahrscheinlich schläft. Vielleicht ist die Person ja nett und es wird nicht anstrengend ein Zimmer mit demjenigen zu teilen.

Ich blicke mich etwas um, da mir auch plötzlich auffällt, wie aufgeräumt es hier eigentlich ist, wenn ich daran zurück denke, wie ich es zuvor verlassen habe, da ich nach einem gewissen Heft gesucht habe. Das mit dem Aufräumen hat sich dann ja zum Glück erledigt. Der Schüler räumt von selbst auf, kein schlechter Start.

"Bitte", höre ich den Schüler auf einmal grummeln, wobei er sich zur Seite dreht und mir direkt ins Gesicht sieht. Mein Lächeln verschwindet, wie auf die Sekunde und ich bleibe stehen. Ich hätte wahrscheinlich niemals damit gerechnet ihn als Zimmergenosse zu geteilt zu bekommen. Was für ein dummer und beschissener Zufall. Ich hätte es mir aber auch zum Teil denken können, da ich einer der wenigen bin, die noch einzeln ihr Zimmer für sich beanspruchen können. Nun nicht mehr.

"Scheiße", meint der Neuling leise und zieht die Stirn genau so kraus, wie ich es gerade auch tue. Er war mir ja anfangs etwas sympathisch doch, als er zu uns kam und auf einmal die Meisten nur noch Augen für ihn hatten, konnte ich mich nicht mehr mit meinem ersten Eindruck gegenüber ihm identifizieren. Auch da Asteria eine Einstellung vor ihm hatte, die mich etwas von ihm ferngehalten hat, da es bestimmt einen guten Grund dafür gab. Ich gehe auf mein Bett zu und setze mich.

"Was soll ich sagen", murmle ich zögernd und ziehe meine Schuhe langsam aus. Ich stelle sie, wie gewohnt neben meinem Bett und sitze nun direkt gegenüber ihm. Ich höre ihn tief ein und aus atmen kurz bevor er sich etwas aufrichtet und aus dem niedrigen Fenster hinaus sieht. Ich greife neben mich zu meinem Nachtisch und erfasse ein kleines eingebundenes Heft, dass ich heute morgen so eifrig gesucht hatte. Es ist ruhig und man hört die Gesprächsfetzen außerhalb des Zimmers, die vom Flur aus gehen eindringen. Ich merke, wie er seinen Blick auf mich gezielt richtet, doch mein Kopf bleibt gesenkt.

"Ich bin ehrlich und werde es dir dieses und kein weiteres mal sagen wollen. Fass niemals meine Sachen an und öffne nichts. Wenn das klappt, werden wir auskommen können und nichts schlimmes wird passieren", sagt er aus dem Konzept gerissen und ich sehe von meiner kleinen Zeichnung hoch in sein ernstes Gesicht. Fast huscht mir ein Grinsen auf meine Lippen, doch ich rege mich kaum.

𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt