36. Plottwist

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Asteria

"Ich fühle mich so schuldig, dass ich nicht helfen konnte. Ich verstehe gar nicht wie es dazu kommen konnte. Warum ausgerechnet du? Das macht doch überhaupt keinen Sinn, du hast doch nichts getan und sowieso verstehe ich-"

"Jess", warne ich sie, bevor sie weiter spricht und mein Gehör deshalb versagt. Ich stopfe mir eine weitere Tomate in den Mund und schlucke sie nach paar Bissen runter. Jesslyn sieht mich entschuldigend an. Dann nimmt sie eine Locke zwischen ihre Haare und zwirbelt sie hin und her.

"Hey, ich mache mir doch nur Sorgen, du kennst mich doch", meint sie dann und setzt sich zu mir auf mein Bett. Sie hebt die Hand und legt sie an meine Schulter. "Hätte ich gewusst, dass so etwas passiert, wäre ich nicht so lange auf dem Klo gesessen und hätte dir helfen können." Ich atme schwer aus und sehe an mein Handgelenk runter das einen weißen Verband trägt. "Du hättest mir so oder so nicht helfen können, nicht Mal ich kam mit ihm klar", versuche ich sie zu beruhigen. Ihr Blick fällt auf den Verband. "Zum Glück konnte Damino dich retten. Ich will mir gar nicht vorstellen was passiert wäre, wenn er nicht eingegriffen hätte."

Natürlich. Immer muss sie von ihm reden. Wie toll, gut und perfekt er ist. Obwohl sie in letzter Zeit damit eher aufgehört hatte, fängt sie wieder damit an. Ja, er hat mir aus der Patsche geholfen, aber nur durch Daxton habe ich die ganze Scheiße überstanden. Ihm soll gedankt werden. Er ist der Held. Und alle andere sind blöde Schweine, die sich am Leid anderer ergötzen.

Ich schiebe ihre Hand von meiner Schulter und rutsche ein Stück auf, so dass sie mehr Platz hat.

"Jess bitte, können wir über etwas anderes reden?"

"Wieso?"

"Ich möchte einfach über etwas reden, was mich nicht daran erinnert, dass ich den ganzen Boden, Pudding verschmiert, voll geblutet habe."

"Das kann dir doch egal sein, du kannst doch nichts dafür", sagt sie und sieht auf das Bett gegenüber von uns. Lilac ist gerade bei Accio. So wie fast jeden Abend. Sie nennt es "gemeinsam lernen" obwohl ich mir sehr sicher bin, dass sie etwas anderes gemeinsam tun, aber nicht lernen. Dann muss ich an die Sache zwischen ihr und Daxton denken. Darüber habe ich noch nicht mit ihr gesprochen.

"Okay reicht jetzt, rück raus, was läuft zwischen dir und Dax?", versuche ich das Thema zu wechseln. Ich stoße sie halbherzig gegen die Rippen. Sie sieht weg. Dann ist es still.

"Lenk nicht vom Thema ab."

Ich lege den Kopf schief und esse eine andere kleine Tomate aus der Schale. Mir fällt auf, dass sie keine Schminke trägt. Ungewöhnlich für sie. Vielleicht bedrückt sie etwas? "Habt ihr euch gestritten?", möchte ich dann wissen. Es braucht eine Weile bis sie nickt und sagt: "Direkt am Morgen danach, als wir auf der Party waren. Er war total aufgebracht, da ich nichts gegessen hatte und viel zu betrunken seiner Meinung nach war."

"Wieso hattest du nichts gegessen? Wolltest du dir die Kante geben?", frage ich verwundert nach. Das ist nicht ihre Art. Sie betrinkt sich, aber nicht auf diese ungesunde Weise. Auf leeren Magen zu trinken ist gefährlich und dumm. Daxton war zurecht sauer. Ich wäre es auch gewesen. Warum hatte er mir nicht davon erzählt? Vielleicht um sie zu decken.

"Ich bin ehrlich. Ich hatte Zoff mit meiner Mutter, da sie mich nicht gehen lassen wollte und aus Protest habe ich dann eben nicht gegessen, um nicht mit ihr reden zu müssen. Es war blöd von mir, aber ich hätte ja nicht ahnen können, dass es auf der Party nur Pizza geben wird." Jess mag keine Pizza, weil sie sich als Kind daran satt gegessen hat. So hatte sie es mir erzählt.

"Verstehe."

"Ja, und seitdem ist es komisch zwischen mir und ihm. Er ist sogar meinen Kuss ausgewichen, was mich verletzt hat, weil ich sonst nie den ersten Schritt mache." Ich horche auf. Jesslyn wollte ihn also wirklich küssen. Einen echten Kuss. "Warte, dann heißt es also, dass du Gefühle für ihn hast?", platzt es aufgeregt aus mir heraus. Ich halte die Hand vor dem Mund.

𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt