Asteria
„Ich fühle mich so schuldig, dass ich nicht helfen konnte. Ich verstehe überhaupt nicht, wie es dazu kommen konnte. Warum ausgerechnet du? Das macht doch keinen Sinn, du hast doch nichts getan, und sowieso verstehe ich—"
„Jess", unterbreche ich sie warnend, bevor sie weiterredet und meine Nerven endgültig strapaziert. Ich schiebe mir eine weitere Tomate in den Mund, kaue langsam und schlucke. Jesslyn schaut mich entschuldigend an und beginnt, eine Haarlocke zwischen ihren Fingern zu zwirbeln.
„Hey, ich mache mir doch nur Sorgen. Du kennst mich doch", sagt sie schließlich und setzt sich neben mich auf das Bett. Sie hebt eine Hand und legt sie sanft auf meine Schulter. „Hätte ich gewusst, dass so etwas passiert, wäre ich nicht so lange auf dem Klo gewesen. Dann hätte ich dir helfen können."
Ich atme schwer aus und lasse meinen Blick auf mein Handgelenk wandern, das in einen weißen Verband gehüllt ist. „Du hättest mir so oder so nicht helfen können. Nicht mal ich bin mit ihm klargekommen", antworte ich, um sie zu beruhigen. Ihr Blick fällt auf meinen Verband.
„Zum Glück konnte Damino dich retten. Ich will mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn er nicht eingegriffen hätte."
Natürlich. Immer muss sie von ihm reden. Wie großartig, wie perfekt und wie heldenhaft er ist. Obwohl sie in letzter Zeit damit aufgehört hatte, fängt sie jetzt wieder damit an. Ja, er hat mir geholfen. Aber nur durch Daxton habe ich das Ganze überhaupt überstanden. Ihm gebührt der Dank. Er ist der Held. Der Rest? Blöde Zuschauer, die sich am Elend anderer ergötzen.
Ich schiebe ihre Hand von meiner Schulter und rutsche ein Stück zur Seite, damit sie mehr Platz hat.
„Jess, bitte. Können wir über etwas anderes reden?"
„Wieso?"
„Ich möchte nicht daran erinnert werden, dass ich blutverschmiert und mit Pudding bedeckt auf dem Boden lag."
„Das kann dir doch egal sein. Du kannst doch nichts dafür", sagt sie und blickt zum gegenüberliegenden Bett. Lilac ist bei Accio, wie fast jeden Abend. Sie nennt es „gemeinsam lernen". Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie etwas anderes als Lernen im Sinn haben. Mein Gedanke wandert zu Lilac und Daxton. Darüber habe ich noch nicht mit ihr gesprochen.
„Okay, reicht jetzt. Raus mit der Sprache: Was läuft zwischen dir und Dax?" Ich stoße sie halbherzig mit dem Ellenbogen an die Rippen. Jesslyn schaut weg. Dann wird es still.
„Lenk nicht vom Thema ab", sagt sie schließlich.
Ich lege den Kopf schief, greife nach einer weiteren Tomate aus der Schale und kaue. Dabei fällt mir auf, dass Jess keine Schminke trägt. Ungewöhnlich. Vielleicht belastet sie etwas? „Habt ihr euch gestritten?", frage ich nach einer Weile. Sie zögert, bevor sie schließlich nickt.
„Direkt am Morgen nach der Party. Er war total sauer, weil ich nichts gegessen hatte und seiner Meinung nach viel zu betrunken war."
„Wieso hast du nichts gegessen? Wolltest du dich absichtlich abschießen?", frage ich überrascht. Das passt nicht zu ihr. Klar, sie trinkt, aber sie macht das nie so unverantwortlich. Auf leeren Magen trinken? Gefährlich und dumm. Daxton hatte jedes Recht, wütend zu sein. Ich wäre es auch gewesen. Warum hat er mir nichts davon erzählt? Vielleicht, um sie zu schützen.
„Ich bin ehrlich: Ich hatte Zoff mit meiner Mutter, weil sie mich nicht zur Party lassen wollte. Aus Trotz habe ich dann nichts gegessen, um ihr aus dem Weg zu gehen. Es war dumm, ich weiß. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es auf der Party nur Pizza geben würde."
Ah, Pizza. Jess hasst Pizza, seit sie sich als Kind daran überfressen hat. Das hatte sie mir mal erzählt.
„Verstehe."
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𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆
Romance"𝑺𝒂𝒈 𝒎𝒊𝒓, 𝒘𝒊𝒆 𝒅𝒖 𝒅𝒊𝒄𝒉 𝒇ü𝒉𝒍𝒔𝒕", höre ich seine Stimme, leise und eindringlich. Ich suche nach einer Antwort, doch mir fehlen die Worte. Sein weiterer Stoß wird tiefer und ich stöhne ein weiteres Mal widerwillig. "Wenn du mir nicht...