22. Anschuldigung

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Damino

Schlag auf Schlag. Minute für Minute. Ich behalte meinen Gegner im Blick und weiche seinem Konter aus. Schweiß rinnt mir die Stirn hinab. Ich weiche nach hinten aus und pralle mit dem Rücken gegen den Ring, als er mir zu nahe kommt. „Komm schon!", rufen mir ein paar Schüler von unten zusehend zu.

Ich schlüpfe an ihm vorbei und achte auf meine Körperhaltung. Mit einem Hieb verpasse ich ihm den nötigen Schlag um ihn ins Stolpern zu bringen. Er fängt sich dennoch schnell und versucht mich in der Hüfte zu treffen.
Er trifft.
Ich verziehe das Gesicht, halte stand und blocke mit den Armen einen weiteren Schlag ab. Meine Hand holt aus und trifft scharf sein Kinn. Er taumelt. Dann fängt er sich wieder und blickt mich an.
Die Trainerin pfeift, was das Aus der Runde verheißt. 1:0 für mich.

„Was sollte das! Das Gesicht dient nicht zur Angriffsfläche. Beim nächsten Mal gibt es einen Verweis Mr. Remington." Ihre Tonlage klingt ernst. Mein Haar klebt mir in meinem Gesicht fest. Ich streife meine Boxerhandschuhe aus und sehe zu ihr. „Verstanden." Meine Stimme ist monoton.
Mein Gegner reibt sich das Kinn und tut es meines Gleichen. „Du boxt, als ginge es um Leben und Tod", murrt er mich an, als er an mir vorbei geht um die Stufen zu erreichen. Tue ich, ja.
Ich beachte ihn nicht, sondern gehe auf der anderen Seite die Stufen runter.
Dann werden noch Einzelübungen gemacht bis der Unterricht beendet wird. „Das war ein gutes Training, bis zum nächsten Mal", verabschiedet sich die großgebaute Trainerin von uns.
Ich greife nach meiner Sporttasche und mache mich auf dem Weg zu den Duschen.
Ich muss mich beeilen, um das Abendessen nicht zu verpassen.

Der Wasserhahn quietscht leise, als ich ihn wieder zudrehe. Meine Haut fühlt sich kalt an, als ich über sie streiche, um mein Rabentattoo zu begutachten. Ein schwarzer Rabe auf der Seite meiner linken Schulter, der zum Anflug seine Flügel breit macht, kennzeichnet sich dort ab. Es ist schon etwas verblasst, doch von all den fünf Tattoos, die ich bisher habe ist das für mich der wertvollste. Es ist nicht größer als ein Apfel und passt perfekt an dem Platz wo ich es mir vor drei Jahren stechen gelassen habe.

„Schönes Tattoo", schreckt mich eine Stimme auf. Ich kenne diese Stimme. Daxton. Wundernd was er hier zu suchen hat, ziehe ich mir ein T-Shirt über. „Ich möchte mit dir reden", sagt er und lehnt sich neben mich am Waschbeckenrand. Er sieht nicht aus, als würde er nun gerne duschen gehen wollen. Er hat mich also aufgesucht. Dann muss es wohl etwas dringendes sein. Ich richte mein T-Shirt und trockne mit einem Handtuch noch meine Haare nochmal ab.

„Was willst du?", frage ich.
„Was hast du Asteria angetan? Ich kenne sie so nicht. Sie hasst dich regelrecht. Ich meine, mir bist du auch nicht gerade sympathisch, doch-"
Ich unterbreche ihn. „Komm auf den Punkt."
„Sie verhält sich seltsam seitdem du hier aufgekreuzt bist, kannst du mir das erklären?", stellt er mir die Frage in den Raum. Ich sehe mich um.
Wir sind alleine. Wahrscheinlich weil alle schon in der Cafeteria sind. Ich habe Hunger und jetzt muss er mir auch noch auf die Nerven gehen.

„Dax, so darf ich dich doch nennen oder? Wie auch immer, ich habe dafür wirklich keine Zeit, also geh mir aus dem Weg mit dem Scheiß", sage ich und will an ihm vorbei gehen. Er zieht mich mit einem Ruck wieder zurück an dem Platz wo ich eben stand.

„Ich meine das ernst, was hast du getan?", bohrt er weiter. Ich sehe ihn an. Er macht keine Anzeichen mit diesem Thema aufhören zu wollen. Meine Körperhaltung wird gerade. Ich löse mich locker von seinem Griff. „Du willst es also wirklich darauf aufkommen lassen." Meine Stimme klingt hart.

Er bleibt vor mir stehen. Kurz ist es still. „Ich habe keine verfickte Ahnung. Sie war schon so verbittert, seit ich in der Klasse dazukommen bin." Ich stoße ihn zur Seite und mache mich auf dem Weg zum Ausgang. Blöder Wichser. Aus welchem Grund, sollte ich ahnen können, weshalb das schwarzhaarige Mädchen mich nicht leiden kann? Seh ich so aus, als könnte ich hinter dir Fassade eines Menschen sehen? Nein.
„Warte!", ruft er mir nach. Ich höre nicht. Es ist mir egal.
„Warst du das mit Jesslyn? Also das mit den K.O. Tropfen?"

𝑩𝒆𝒕𝒘𝒆𝒆𝒏 𝒚𝒐𝒖 𝒂𝒏𝒅 𝒎𝒆Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt