Komplikationen

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„So, du bist also hier?“
Kaz grinste mich breit an, als ich gegenüber von ihm auf dem Sessel saß.
Lächelnd nickte ich.
„Sieht wohl so aus.“
Er zog sich sein Shirt hoch. An der Seite seines Bauches war alles voller Flecken und es sah ziemlich rot und angeschwollen aus.
„Sie haben dich wohl ziemlich erwischt.“
Ich beobachtete ihn dabei, wie er die Stelle abtastete.
„Halb so schlimm. Vielleicht eine leichte Prellung“, verriet er mir seine Vermutung.
„Ich denke, wir können froh sein, dass du der einzige bist, der verletzt ist.“
„Na danke“, lachte er.
Auch ich musste schmunzeln, als Chase ins Wohnzimmer kam und das zu ihm sagte.
„Du weißt, wie das gemeint war.“

Gerade als Chase sich setzte, stand Kaz auf.
„Ich werde mich mal um meine Wunde kümmern.“
Als er zu mir sah, zwinkerte er einmal, nickte Richtung Chase und verschwand die Treppen nach oben.

Stille trat ein.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also schaute ich auf meine Hände. Meine Finger faltete ich ineinander.
„Wie geht es dir?“
Als ich seine leise Stimme vernahm, schaute ich dann doch auf.
„Ganz gut, denke ich.“
Ein sanftes Lächeln zierte seine Lippen. Sofort erwiderte ich es.
„Du... Könntest dich doch neben mich setzen.“
Diese ganze Konversation fühlte sich so merkwürdig an.
Dennoch konnte ich sein Angebot nicht ausschlagen. Also stand ich auf und verlegte meinen Platz auf die Couch.
Es gab zwar noch etwas Abstand zwischen uns, doch ihm so nahe zu sein, tat gut.

Erneut herrschte diese unangenehme Stille. Sollte ich etwas sagen? Aber was sollte ich sagen?
Leise seufzte ich.
„Alles okay?“
Ich schaute zu ihm auf.
„Eigentlich ja...“
Er zog eine Augenbrauen nach oben.
„Aber?“
Verlegen strich ich mir durch die Haare.
„Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll.“
„Wenigstens geht es nicht nur mir so.“
Er lachte leise.
„Na gut, ich denke wir sollten Reden.“
Ich nickte stumm.
Da hatte er vermutlich recht.
„Zuerst einmal tut es mir leid, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe“, begann er.
„Ja... Warum eigentlich nicht?“, murmelte ich.
„Zuerst dachte ich, es wäre besser. Ich hatte Angst, dir würde etwas passieren, wenn du zu viel mit uns zu tun hast. Jetzt weiß ich, dass dies ziemlich dumm war. Natürlich haben sie dich nicht in Ruhe gelassen.“
„Das ist der Grund? Du wolltest mich beschützen?“
Mit großen Augen schaute ich zu ihm. Als er nickte, hätte ich am liebsten meinen Kopf gegen die Wand geschlagen. Wie konnte ich nur so dumm sein?
„Ich dachte, du liebst mich nicht“, gestand ich leise meine Vermutungen.
„Was? Nein. Natürlich tue ich das.“
Erleichtert atmete ich durch. Ich hatte bereits das Schlimmste erwartet.
„Ich habe dich immer geliebt und tue es immer noch.“
Er nahm meine Hand in seine und drückte sie fest.
„Bitte, denke nie wieder sowas.“
„Aber, wenn du mich liebst... Warum hast du dann Schluss gemacht?“
„Einerseits wegen deiner Sicherheit. Andererseits... Ich war wirklich sauer, dass du Kaz geküsst hast.“
Ich legte meinen Kopf etwas schief. Woher wusste er das?
„Er hat es dir erzählt?“
Bevor ich auf meinen besten Freund sauer werden konnte, entschärfte Chase die Situation.
„Als ihr in der Kühlkammer eingeschlossen wart haben wir euch gesucht. Dabei sind wir auf das Überwachungszimmer der Halle gestoßen. In der Kühlkammer war eine Überwachungskamera.“
„Also hast du das gesehen?“
Peinlich berührt legte ich meine Handfläche über meine Augen. Das konnte doch nicht wahr sein.
„Ich dachte, wir würden sterben“, murmelte ich.
„Ich denke nicht, dass es das rechtfertigt.“
Ich nickte. Da hatte er recht. Das tat es nicht.
Entgegen jeder Erwartung verschränkte er seine Finger mit meinen.
„Versprich mir, dass es eine einmalige Sache war und nicht mehr wieder passiert.“
Seine Stimme war so sanft und sein Lächeln erst. Es war Zum dahin Schmelzen.

„Hast du dich denn schon entschieden? Ich meine, ob du hier bleibst?“
Ich schüttelte auf seine Frage den Kopf. Das hatte ich tatsächlich noch nicht.
Zwar hatte ich in England bis auf das Haus und meinen Vater nichts, allerdings hatte ich hier gar nichts. Außerdem hatte ich Angst, wie es sich anfühlen würde. Mit Chase und mit Kaz.
„Ich könnte dir bei deiner Entscheidung helfen...“
Verwirrt schaute ich ihn an. Wie wollte er das denn anstellen?
Da ich nichts sagte, wurde ich einfach so geschnappt, an der Hüfte hochgehoben und auf seinem Schoß platziert. Nicht eine Sekunde später wurde ich in einen liebevollen Kuss gezogen.
„Überzeugt“, grinste ich nach einigen kleinen Küssen.

„Seid ihr wieder zusammen?“
Ich schreckte auf, als ich Kaz Stimme vernahm. Breit grinsend stand dieser hinter uns und schaute uns abwartend an.
Mein Blick ging zu Chase, da ich selbst die Antwort nicht wusste.
„Wenn du willst?“, fragte er mich lächelnd.
Sein Griff um meine Hüfte verfestigte sich etwas. War er etwa nervös?
Ich nickte breit lächelnd.
„Ich wollte nie was anderes“, antwortete ich.
„Perfekt. Aber ich hoffe ihr wisst, dass ihr mich nie los werdet?“
Kaz drückte seinen Kopf zwischen uns, gab mir schnell einen Kuss auf die Wange. Chase hingegen wuschelte er durch die Haare, ehe er sich wieder zurück zog.
Chase schaute entsetzt hinterher, während ich ein kichern nicht unterdrücken konnte.
Ich spürte die Spannung, die Chases Körper nach Kaz verschwinden hatte.
Langsam strich ich mit meinem Daumen über seine Wange.
„Hey, beruhige dich.“
Er schaute mir daraufhin tief in die Augen.
„Du gehörst mir. Nur mir.“
Ich lachte leise.
„Mach dir darum keine Gedanken.“
Und schon wurde ich fest gedrückt

Nachdem wir einige Zeit nur da saßen und unsere Zweisamkeit genossen, öffnete sich die Wohnungstür. Davenport und Bree traten ein. Als diese sah, wie eng umschlungen Chase und ich waren, zeigte sie breit grinsend einen Daumen hoch.
„Wie ich sehe, habt ihr euch wieder zusammengerauft“, lächelte auch Donald.
„Dennoch muss ich mit Juna noch ein paar Tests machen.“
Ich seufzte kaum hörbar, rutschte aber von dem bequemen Schoß herunter.
„Ich komme mit“, sagte Chase schnell und folgte Davenport und mir in die Einsatzzentrale.
Es hatte sich seit ich weg war nichts verändert. Alles war so wie immer.

Chase schnappte sich zwei runde Gegenstände, die auf dem Tisch lagen und brachte sie an meinem Hals an.
„Also gut, lasst uns anfangen.“
Zuerst wurde ich aufgefordert, die einzelnen Fähigkeiten zu testen, die ich besaß. Dann wurde mir Blut abgenommen, das Davenport analysierte.
Ich saß derweil auf einem Stuhl und wartete auf das Glas Wasser, das Chase mir bringen wollte. Und auf Davenports Ergebnisse.
Erst, wenn er wusste, dass alles in Ordnung mit dem Chip war, durfte ich meine Bionik wieder einsehen.

„Hier“, überreichte Chase mir das Glas, dass ich sofort leer trank.
Auch er hatte sich eines genommen und nippte immer wieder daran.
Davenport murmelte währenddessen irgendwelches Wissenschaftliches Zeug vor sich hin, dass ich eh nicht verstand. Er sprach vermutlich nur mit sich selbst.

„Interessant“, sagte er auf einmal.
Ich wurde hellhörig und schaute ihn abwartend an.
„Ist alles in Ordnung?“
„Nun... So in etwa.“
Er wandte sich zu uns, schaute mich dabei genau an.
„Man kann es nicht wirklich ein Problem nennen, aber ja, da gibt es etwas.“
Nun wurde mir etwas mulmig zumute. Ob es etwas schlimmes war?

Zwischen Bionic und SuperkräftenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt