Ein ganz normaler Tag

45 1 2
                                    


„Wo bringst du mich hin?", kicherte ich, während ich mit meinen Händen versuchte alles abzutasten, um nirgends gegen zustoßen.
Chase hatte mir die Augen verbunden, noch während der Fahrt. Damit es auch eine Überraschung für mich sein würde und ich es nicht gleich sehen würde.
„Wir sind gleich da", hörte ich seine Stimme in der Stille sagen.
Ich hörte, wie sich vor uns eine Türe öffnete, woraufhin er mich sanft weiterschob. Ein paar Schritte weiter vernahm ich den Geruch von frischer Farbe. Und von Blumen. Mittlerweile konnte ich meine Neugierde kaum noch unterdrücken.
Und dann endlich nahm er mir den schwarzen Schal von den Augen, den er zuvor darum gebunden hatte.
Das Erste, was ich sah, war sein strahlendes Lächeln direkt vor mir. Seine braun-grünen, leuchtenden Augen, die Meine fixierten. Ich spürte mein Herz schneller pochen. Wiedermal wurde mir klar, wie sehr ich ihn liebte. Und das all die Entscheidungen, die ich getroffen hatte, die richtigen waren.
Ich packte ihn an seinem geliebten Karohemd und zog ihn an mich. Schnell überbrückte ich jeglichen Zwischenraum und küsste ihn sanft.
„Wofür war der jetzt?", fragte er leise.
Schulter zuckend antwortete ich, was mir gerade durch den Kopf ging.
„Einfach nur weil du du bist."
Das breite Lächeln war aus seinem Gesicht nicht wegzudenken.
Ein kleiner Stoß in meinen Bauch ließ mich seine Hand nehmen und diese darauflegen.
„Da stimmt mir jemand zu."
„Ich kann es kaum erwarten", entgegnete er mir.
Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie glücklich ich war. Für einen Moment vergaß ich sogar unsere kommende Bedrohung. Es war schön, endlich mal etwas abschalten und die ganzen Sorgen vergessen zu können.


„So gerne ich auch hier mit dir stehen will, ich will dir immer noch etwas zeigen."
Ein Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. Ganz leicht strich er noch einmal über meinen kleinen Bauch, ehe er meine Hand in seine nahm.
Zum ersten Mal, seit wir hier waren, schaute ich mich um. Wir standen in den kleinen Flur in meiner Wohnung.
„Wieso hast du mich hergebracht?", lächelte ich ihn voller Neugierde an.
Doch er wollte mich wohl nicht spoilern und sagte: „Das wirst du gleich sehen. Komm!"
Er nahm mich an der Hand und führte mich durch den kurzen Flur. Dann öffnete er die Tür zum Wohnzimmer.
Als ich sah, was er meinte, musste ich aufpassen, dass sich meinen Mund vor Staunen nicht aufklappte.
„Dass... Aber...", begann ich, konnte aber keine geeigneten Worte finden.
Das komplette Wohnzimmer war renoviert worden. Zwei von vier Wänden erstrahlten in hellen grau, der Rest blieb weiß. Passend dazu eine graue Couch, davor ein kleiner Glastisch und ein wahnsinnig großer Fernseher.
Mit großen Augen schaute ich ihn an.
„Das hat doch Unmengen an Geld gekostet."
„Na und?", lachte er, als wäre es keine große Sache.
„Außerdem ist das noch lange nicht alles."
Das war nicht alles? Was hatte er denn noch angestellt?
Chase ging, ohne mich dabei loszulassen, zu einer Wand. Doch statt durch die Tür zu gehen, die sich vor uns befand, drückte er auf einen kleinen Knopf neben dieser. Ich dachte, es wäre der Lichtschalter, doch ich wurde sogleich eines Besseren belehrt.
„Vorsicht", warnte er mich und schob mich einen Schritt zurück.
Da setzte sich die Wand plötzlich in Bewegung. Erst jetzt bemerkte ich, dass es keine massive Wand war und in einer Schiene auf dem Boden stand. Nachdem sie so weit nach rechts gefahren war, wie nur möglich, entblößte sie eine anthrazitfarbene große Küche.
Ungläubig stand ich da und sagte kein Ton. Chase kicherte leise vor sich hin.
„Deine Reaktion ist besser als ich erwartet hatte."
Ich kam überhaupt nicht mehr auf mein Leben klar. Ich war mir nicht sicher, ob das ein Traum oder Real war.
„Hier drüben ist der Essbereich."
Er deutete in die Richtung des großen Glastisches, gegenüber einem modernen Kamin, dessen Feuer bereits fröhlich tanzte. Dann fiel mir der Kinderstuhl auf, der am Kopfende des Tisches stand.
Breit lächelnd schaute ich zu meinem Freund.
„Du hast auch wirklich an alles gedacht."
„Natürlich hab ich das. Ich bin super schlau."
Normalerweise hätte ich auf so eine Aussage den Kopf geschüttelt und gelacht, doch dazu war ich nicht mehr imstande. Ich war wie paralysiert.

Zwischen Bionic und SuperkräftenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt